Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 228 Laurentiuskirche (1581?)

Beschreibung

Grabplatte aus Sandstein für Matthias von Holtzendorff, am westlichen Ende der nördlichen Außenwand eingemauert. Auf dem umlaufenden, erhöhten Rand eine Grabbezeugung eingehauen. Im reliefierten Binnenfeld ein bärtiger Mann in Rüstung, im Halbprofil und nach rechts ausschreitend dargestellt. Seine rechte Hand hält den auf der Hüfte aufgestützten Streithammer, seine linke umfaßt den Griff eines Schwertes. Beiderseits des Hauptes und der Oberschenkel je zwei Vollwappen; neben dem rechten Fuß ein Helm abgelegt. Die Platte vor allem am Rand beschädigt und verwittert.

Maße: H.: 201 cm; B.: 107 cm; Bu.: 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. MATTHIAE . VO[N] . HOLTZENDORFS . FVR . / [- - -]HENa) . [M]AGDEBVRGISC//HEN . XXIII . IAHR LANG . GEWESEN[- - -] / [- - -] KENSb) . SELIGLIC[H] [.] [.]OR[- - -]c) / RVHET HIERVNDER

Wappen:
Holtzendorff1)Bredow2)
Münckerwitz3)unbekannt4)

Kommentar

Die Buchstaben weisen eine gleichbleibende Strichstärke bei Balken und Schäften, aber auch eine leichte Bogenschwellung auf. Die Bögen des B und Bogen und Cauda des R setzen nebeneinander an der Schaftmitte an. Der Mittelteil des M senkt sich nur bis zur Zeilenmitte herab. Der rechtsschräge Schaft des X ist geschwungen, das Z zweistöckig und oben spitz gebildet. Als Worttrenner dienen Dreiecke auf der Grundlinie.

Der Verstorbene ist vermutlich mit jenem Matthias von Holtzendorff identisch, der erzbischöflich-magdeburgischer „Oberschenke“ zu Halle war und 1581 gestorben ist.5) Er gehörte wie seine Brüder, der ebenfalls in erzbischöflichen Diensten stehende Querfurter Amtshauptmann Hans v. H. (1510–1573) und der Merseburger Domdechant Andreas v. H. (1513–1575), der in der brandenburgischen Uckermark ansässigen Jüngeren Linie zu Jagow und Schönwerder an.6)

Textkritischer Apparat

  1. [- - -]HEN] Lesung unsicher. Davor sind etwa drei Buchstaben ausgefallen.
  2. [- - -]KENS] Lesung unsicher.
  3. [.]OR[- - -] Lesung unsicher.

Anmerkungen

  1. Siebmacher 1605, S. 195.
  2. Ebd., S. 194.
  3. Sonne; Hz.: Pfauenstoß. Identifiziert nach Holtzendorff 1876, S. 92 f., Stammtaf. II.
  4. Drei Rebmesser oder Zähne 2:1; Hz.: offener Flug, darin ein Rebmesser oder Zahn.
  5. Gustav Schönermark datiert die Grabplatte in „die letzten Decennien des 16. Jahrhunderts“; BKD Prov. Sachsen NF 1, S. 269.
  6. Holtzendorff 1876, S. 38 f., 92 f. und Stammtafel II; zu Andreas v. H. s. auch DI 11 (Merseburg), Nr. 42 (Anm. 33).

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 3, o. S. (unvollständig).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 228 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0022801.