Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 206 Ammendorf, Katharinenkirche 1574

Beschreibung

Epitaph (?) aus Sandstein für Georg (von) Bose, an der nördlichen Innenwand des Kirchenschiffs angebracht. Reliefplatte mit dreiseitig umlaufendem, erhabenen Sterbevermerk auf eingetiefter Schriftzeile (A). Im Binnenfeld rundbogige Blendnische, einen gerüsteten bärtigen Mann umschließend. In den Bogenzwickeln Engelsköpfchen. In der linken Hand des Verstorbenen der Griff des gegürteten Schwertes, in der rechten, auf der Hüfte abgestützten Hand ein Streithammer. Der freiplastisch gearbeitete Stiel desselben verloren. Am Gürtel außerdem ein Dolch; neben dem rechten Fuß der Helm abgelegt. Teile der Rüstung und Bewaffnung durch linear eingehauene Ornamente verziert. Die Füße auf einer Konsole stehend, an deren Vorderseite die Altersangabe eingehauen ist (B). Zwischen den Füßen ein Steinmetzzeichen (H.: 10 cm).1)

Maße: H.: 190,5 cm; B.: 112 cm; Bu.: 6,3–6,5 cm (A), 4–4,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. A

    ANNO . 1574 . DEN . 29 . IVLI . IST / DER . GESTRENGE . EDEL . VND . ERNVESTE . IEORG . BOSE // AVF . AMENDORF . FRV . VMB . 8 . SELIGLICH . IN . GOT . ENTSCHLAFN ·

  2. B

    SEINES · ALTTERS · 67 · IARHa)

Kommentar

Die Buchstaben haben eine breite Strichstärke mit angeschrägten Konturen und sehr unterschiedlichen Sporen. Sie sind manchmal kaum angedeutet, manchmal deutlich keilförmig ausgebildet. Die Ausführung der Buchstaben ist unregelmäßig. Der Mittelteil des M endet auf der Zeilenmitte, das O ist fast kreisrund geformt. Als Worttrenner stehen Dreiecke auf der Grundlinie (A) bzw. auf der Mittellinie (B).

Die Familie (von) Bose hatte 1455 das Gut Ammendorf erworben. Seit einer zwischen 1538 und 1544 unter den Brüdern Christoph und Georg (und Hieronymus?) Bose durchgeführten Besitzteilung war Georg alleiniger Herr über Ammendorf. Sein Sohn Hans Georg sah sich 1594 gezwungen, das Gut schuldenhalber an die Stadt Halle zu verkaufen.2)

Es ist eine Eigenart dieses noch heute blühenden Geschlechts, daß es das Adelsprädikat nur selten führt.

Textkritischer Apparat

  1. IARH] Sic!

Anmerkungen

  1. Siehe Anhang 2, Nr. 16.
  2. Piechocki 1964, S. 44, 52–54, 66, 72. Bei Dreyhaupt 2, 1750, S. 875, Schroeter 1929, S. 63 und Schwarze-Neuß 1998, S. 146 als Jahr der Güterteilung 1551 angegeben. Zur Nachkommenschaft Georgs v. B. s. auch Nr. 209; zu Hieronymus v. B. s. GGT A 1902, S. 144 f.

Nachweise

  1. Kopitzke 1968, S. 10.
  2. Heinrich 2001, S. 48.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 206 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0020605.