Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 200† Stadtgottesacker 1571

Beschreibung

Grabmal für Andreas Katzsch, einst in der Nähe der Bogenkammer 46, heute verloren. Darauf zwei Messingtafeln mit Weiheformel und Bibelzitat (A), Totenlob und Totenklage für den Vater Joachim Katzsch (B), Stifter- und Sterbevermerk (C). Schriftform und Art der Schriftausführung nicht überliefert.

Nach Olearius.

  1. A

    D(eo) O(ptimo) M(aximo) Ossa vestra qvasi herba germinabunt. Esaiae ult(imo)1) /

  2. B

    Mole sub hac situs est ANDREAS KAITZSCHIUS aeris, /Ereptus terris ut fuit ante diem. /Ille qvidem fuerat Joachimo Patre relictus, /Qvem gemit amissum Patria tota Virum. /Praefuit Halensi qvi fontibus Urbe Salinis, /Et rerum gessit grande Scabinus onus. /Si pietas, Si cana fides, invictaqve virtus /Immitis posset vim cohibere necis: /Et Pater (et)a) Natus fetali lege solutus /Haud immaturum mortis adisset iter. /Sed qvia mortali fuerant de sangvine nati, /Mortales rapuit mors inimica Viros. /Libera mens curis terrenis omnibus expers, /Conspectu fruitur liberiore DEI.

  3. C

    ANDREAE KAITZSCH Patricio Halensi Viro Opt(imo) (et)a) Marito Charissimo, Catharina JOHAN(NIS) KITZINGI F(ilia) Conjux moestissima, amoris (et)a) officii memor H(oc) M(onumentum) F(ieri) F(ecit) / Obiit in spe resurrectionis futurae pridie Non(as) Junii A(nno) Christi Salv(atoris) MDLXXI. AEtatis suae XXIII.

Übersetzung:

A Gott, dem Besten (und) Höchsten (geweiht). Eure Gebeine werden wie Gras emporwachsen. Jesaia, im letzten (Kapitel). B Unter diesem Grabmal aus Erz liegt Andreas Katzsch, wie er vorzeitig der Erde entrissen worden ist. Jener war vom Vater Joachim zurückgelassen worden, einem Mann, dessen Verlust das ganze Vaterland beklagt. Er stand den Salzquellen in der Stadt Halle vor und trug als Schöffe die Verantwortung für bedeutende Rechtssachen. Wenn die Frömmigkeit, wenn der altehrwürdige Glaube und die unbesiegte Tugend die Macht des unbezähmten Todes fernhalten könnten, hätten weder der Vater noch der Sohn, da sie dann vom Gesetz des Schicksals erlöst worden wären, den verfrühten Weg des Todes beschritten. Weil sie aber Kinder sterblichen Blutes waren, raubte sie als sterbliche Männer der feindselige Tod. Frei ist der Geist, aller irdischen Sorgen enthoben, und freut sich an der uneingeschränkteren Betrachtung Gottes. C Andreas Katzsch, Patrizier in Halle, dem hervorragenden Mann und überaus teuren Ehemann, ließ die sehr betrübte Ehefrau Katharina, die Tochter des Johann Kitzing, eingedenk (ihrer) Liebe und (ihrer) Pflicht dieses Grabmal errichten. Er starb in der Hoffnung auf die künftige Auferstehung am Tag vor den Nonen des Juni im 1571. Jahr des Erlösers Christus, im 23. (Jahr) seines Alters.

Versmaß: Sieben elegische Distichen (B).

Datum: 1571 Juni 4.

Kommentar

Der bereits 1554 gestorbene Vater Joachim Katzsch war nicht nur Oberbornmeister und Schöffe, wie Inschrift B mitteilt, sondern auch Ratskämmerer gewesen.2) Sein Sohn Andreas hatte erst im Jahr 1570 geheiratet.3)

Das letzte Distichon von B beschreibt, wie man sich die jenseitige Seligkeit konkret vorstellte.4)

Textkritischer Apparat

  1. et] Olearius: et-Ligatur.

Anmerkungen

  1. Is 66,14.
  2. Dreyhaupt 1, 1749, Beylage A, S. 88; ebd. 2, 1750, Beylage B, S. 70 („Geschlechts-Register derer Katsche“).
  3. Ebd.
  4. Vgl. Einleitung, S. XLIII f.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 3, o. S.
  2. Olearius 1674, S. 116.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 200† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0020003.