Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 185 Stadtgottesacker 1563

Beschreibung

Epitaph aus Sandstein für Cosmus (von) Quetz d. J., ursprünglich „inwendig in der Wand“ der Bogenkammer 17,1) wohl seit einem Umbau der Bogenkammer im späten 19. Jh. an der Außenseite derselben Kammer angebracht. Inschriften auf der breiten und flachen Einfassung einer Blendnische mit segmentbogenförmigem Abschluß, die ein Relief mit der Ganzfigur des Verstorbenen, eines gerüsteten Mannes mit Vollbart, umschließt. Der Verstorbene hält ein aufgesetztes Schwert und hat einen Helm neben dem linken Bein abgelegt. An den Ecken der Platte Vollwappen. Auf den Seitenflächen übereinander sehr kurze Schriftzeilen mit Sterbevermerk und einem Bibelzitat in erhabenen (A), über dem Bogen ein Bibelzitat (B) in eingehauenen Buchstaben. Das Relief stark, am rechten Rand und im unteren Bereich bis zur Unkenntlichkeit verwittert.

Ergänzungen nach Fotografie und MBH Ms 319, 2.

Maße: H.: 195 cm; B.: 94 cm; Bu.: 4 cm (A), 2,2 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) (Peter Findeisen) [1/1]

  1. A

    [A]NNO / [1]563a) / [IA]R · D/[E]N [4 · / N]OVE/[MB]ER / [IST] · D/[ER · E]R/[NV]ES/[TE] · CO/[SM]VS / [Q]VE/[T]Z D[E]/Rb) · [I]V[N]/GE[R] · / [AMBR/OSYc) / QVET/ZEN · S/ON · SE/LIGL/ICHd) · I/N · GOTT] // [VORS/CHIDE/N · ALS/O · SEI/NEN / 15 · ZO/CKe) · V/OLEN/DETT / DEM / G]OTT/ [G]EN[A/DE · SE/INES / ALTE/RS · 36 / IAR] / [- - -]f) / [HOTIg) / MIH/I · CR/AS T/IBI]2)

  2. B

    CHR[ISTVS IST MEIN] / LEBEN [STER]BEN · / IST MEIN G[EWIN P]HILh) · 13) ·

Übersetzung:

A (...) Heute mir, morgen dir.

Wappen:
Quetz4)Haller von Hallerstein5)
unkenntlichunkenntlich

Kommentar

Die Buchstaben von A weisen keilförmige Sporen bzw. keilförmig verbreiterte Bogen-, Balken- oder Schaftenden und eine Linksschrägenverstärkung auf. Worttrenner waren allem Anschein nach nicht konsequent gesetzt.

Cosmus Quetz d. J. soll Berufssoldat gewesen sein.6) Die Formulierung ALSO SEINEN 15 ZOCK VOLENDETT meint vermutlich seine militärischen Einsätze.

Textkritischer Apparat

  1. 1563] 1567 Olearius, Dähne.
  2. TZ DER] Kein Wortabstand, in MBH Ms 319, 2 aber ein Worttrenner.
  3. AMBROSY] Über dem letzten Buchstaben zwei Punkte.
  4. SELIGLICH] seliglichen Olearius.
  5. ZOCK] Zog Olearius.
  6. [- - -] In MBH Ms 319, 2 Leerzeile.
  7. HOTI] Sic! Für Hodie, so auch bei Olearius.
  8. GEWIN PHIL] Wohl keine Doppelung des N, da hierfür das Spatium zu gering ist.

Anmerkungen

  1. Olearius 1674, S. 19.
  2. Nach Sir 38,23.
  3. Phl 1,21.
  4. Schrägrechter Balken, mit drei dreiblättrigen Kleeblättern belegt; Hz.: offener Flug, aufrechter Ast mit drei dreiblättrigen Kleeblättern.
  5. Siebmacher 1605, S. 225.
  6. Vgl. Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, S. 119 („Geschlechts-Register derer Quetze“); dort aber mit dem Todesjahr 1576. Zu Cosmus’ Eltern s. Nr. 177.

Nachweise

  1. Fotografie LDA, Neg.-Nr. K 29/F 42/75.
  2. MBH Ms 319, 2, o. S. (Nr. 17).
  3. Olearius 1674, S. 19.
  4. Dähne 1830, S. 86 f. (A unvollständig).
  5. Hofestädt 2007a, S. 28 (A unvollständig, B).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 185 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0018501.