Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 85: Halle/Saale (2012)
Nr. 180 Marktplatz 23 um 1560
Beschreibung
Drei flache, mit Segmentbögen schließende Wandnischen in der Nordwand des ersten Obergeschosses des viergeschossigen Gebäudes. Am Pfeiler zwischen mittlerer und westlicher Nische unterhalb des Bogenansatzes in etwa 2,80 m Höhe eine stark geschädigte Putzpartie mit dem Fragment einer aufgemalten Inschrift (Bibelzitat?). Im ersten und zweiten Obergeschoß weitere Reste aufwendiger Raumausmalungen.
Nach Fotografie.1)
Maße: Bu.: 4,5–5 cm.2)
Schriftart(en): Fraktur.
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) (Uwe Rähmer) [1/1]
[- - -]ie kunige · der · [- - -] / [- - -]re[- - -] [- - -]dena) · v[- - -]
Textkritischer Apparat
- [- - -]den] [hei]den?
Anmerkungen
- Die Inschrift war bei der Begehung des in Sanierung befindlichen Hauses 2006 abgedeckt.
- Die Buchstabenmaße wurden der Fotografie des LDA entnommen.
- Vgl. Pregla/Bettge/Rähmer 2006, S. 13–15.
- Ebd., S. 19–21.
- StAH H C 39,1, fol. 129v.
- StAH H B 2, S. 77, 79 f., 82 f., 85 f., 88.
Nachweise
- Fotografie LDA (Uwe Rähmer).
Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 180 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0018006.
Kommentar
Obwohl außer den edierten Buchstaben und Silben noch weitere Buchstabenfragmente erkennbar sind, erschließt sich der Sinnzusammenhang nicht mehr. Es könnte sich um Bibelzitate handeln wie z. B. Ps 2,2 oder Apg 4,26–27, die vergleichbare Wortfolgen enthalten. Bibelzitate gehörten zur Raumdekoration anspruchsvoller Privatbauten des 16. Jh. (vgl. Nr. 198).
Das Haus Marktplatz 23 hat seine heutigen Abmessungen im wesentlichen durch einen dendrochronologisch auf 1557/58 datierten Erweiterungsbau erhalten. Dieser ersten neuzeitlichen Bauphase ist auch die die Inschrift tragende Wandpartie zuzurechnen.3) Die Inschrift wurde auf dem ältesten nachweisbaren Putz aufgebracht, dessen Erstfassung um 1560 datiert wird.4) Damals war der Ratsverwandte Hans Kellerer (oder Keller) Hausherr.5) Hans Keller (oder auch Kelner) wurde 1551 in den sitzenden Rat aufgenommen und amtierte von 1554 bis 1572 in turnusmäßigem Wechsel als Vierherr.6)