Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 172† Talhaus † 1558

Beschreibung

Werksteine, die bei Abbruch des Gebäudes 1882 in der Südostfassade eingelassen waren (A) bzw. im Mauerwerk derselben aufgefunden wurden (B). Inschrift A, eine Jahreszahl, auf einem „länglichen Steine“; Inschrift B, die gleiche Jahreszahl sowie ein Steinmetzzeichen und Initialen, auf einem „Werkstück einer Tür“.1) Der Verbleib dieser Werkstücke ist unbekannt; ein unter Inschrift A eingefügtes Relief mit Vollwappen befindet sich im Salinemuseum Halle.2)

Nach BKD Prov. Sachsen NF 1.

  1. A

    1558a)

  2. B

    N(ICKEL) H(OFMAN)b) 1558

Wappen:
Salzgraf von Halle3)

Kommentar

Das zweigeschossige Talhaus stand westlich der Marktkirche am Rand des „Tals“, des rechtlich selbständigen Salinebezirks.4) Es war der Sitz des Talgerichts, dem der Salzgraf vorstand.5) Seine nach Südosten gerichtete Hauptfassade zeichnete eine gleichmäßige Durchfensterung des Obergeschosses sowie zwei axialsymmetrisch angeordnete Erker und Zwerchhäuser aus. Die äußere Gestalt hatte das Gebäude, dessen älteste Teile wohl aus dem 15. Jh. stammten, in mehreren Bauphasen 1558, 1607 und 1616 erhalten. Dabei scheint es so, schreibt Gustav Schönermark, als sei die durch eine Baufuge abgesetzte östliche Hälfte des Talhauses der westlichen nachträglich angefügt und äußerlich angepaßt worden.6) Das Steinmetzzeichen und die Initialen belegen die Mitwirkung des bedeutendsten hallischen Renaissancebaumeisters Nickel Hofman an dem Umbau des Jahres 1558.

Textkritischer Apparat

  1. 1558] Domini 1558 Stiebritz; Domini 1556 Schultze-Galléra.
  2. NICKEL HOFMAN] Auflösung der Initialen nach Nr. 152MA.

Anmerkungen

  1. BKD Prov. Sachsen NF 1, S. 408. Das Steinmetzzeichen s. Anhang 2, Nr. 14.
  2. Keine Inv.-Nr.
  3. Geteilt von Rot und Silber, belegt mit zwei gekreuzten Haken einer Salzsiedepfanne; Hz.: gekreuzte Pfannenhaken; Abb. bei Mager/Just 1995, S. 52. Vgl. das Siegel des Salzgrafen bei Freydank 1939, S. 50.
  4. Zum Tal s. Nr. 283 und Einleitung, S. XIV f.
  5. Zum Talgericht s. Einleitung, S. XIV f.
  6. Zur Baugeschichte des Talhauses s. BKD Prov. Sachsen NF 1, S. 416 f.; Schultze-Galléra 1920, S. 16, 46 f.; siehe auch Nr. 291, 525.

Nachweise

  1. Stiebritz 2, 1773, S. 554 (A).
  2. Knauth 1857, S. 583 (A).
  3. BKD Prov. Sachsen NF 1, S. 408.
  4. Schultze-Galléra 1920, S. 47 (A).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 172† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0017204.