Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 143† Moritzkirche vor 1541 (?)

Beschreibung

„Grössere schadhaffte Kirch-Glocke, im Pfarr-Garten (aus freywilliger Mildigkeit etlicher wohlthätiger eingepfarreter Zuhörer)“ 1662 umgegossen.1) Schriftform2) und Art der Ausführung ihrer Inschrift, die die Glockenfunktion in Form einer Glockenrede benennt, nicht überliefert.

Nach Schubart.

  1. CONSOLOR VIVA, FLEO MORTVA, PELLO NOCIVA

Übersetzung:

Ich tröste, was lebendig, beweine, was gestorben, (und) vertreibe, was schädlich ist.

Versmaß: Hexameter, zweisilbig leoninisch gereimt.

Kommentar

Das Inschriftformular war im späten Mittelalter weit verbreitet (vgl. Nr. 39, 62). Da jeder konkrete Hinweis auf die Entstehungszeit der Glocke fehlt, wird ihrer Datierung die Einführung des lutherischen Kultus in Halle zugrunde gelegt.

Andreas Christoph Schubart und die Autoren nach ihm glauben, in der Inschrift ein Chronogramm zu erkennen. Die auch als römische Zahlzeichen verstandenen und bei Schubart überhöht wiedergegebenen Buchstaben addieren sich zur Jahreszahl 1422. Obwohl Schubart diese Glocke noch gesehen haben muß, ist eine Ausführung der verlorenen Inschrift als Chronogramm zweifelhaft.

Anmerkungen

  1. Schubart 1662, fol. E3r. Dieselbe Glocke wurde nochmals 1695 von Johann Jakob Hoffmann umgegossen; Dreyhaupt 1, 1749, S. 1083.
  2. Bei Schubart 1662, fol. E3r in einer Antiqua abgedruckt, die eine Ausführung der Originalinschrift in Majuskel-Buchstaben nahelegt.

Nachweise

  1. Schubart 1662, fol. E3r.
  2. Olearius 1667, S. 179.
  3. Dreyhaupt 1, 1749, S. 1083.
  4. Stiebritz 2, 1773, S. 65.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 143† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0014303.