Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 85: Halle/Saale (2012)
Nr. 131 Giebichenstein, Unterburg 1525–1530
Beschreibung
Wappentafel aus Sandstein, im Inneren des Westflügels in ca. 4,10 m Höhe über einem ehemaligen Portal eingebaut. Ein Gesims, niedrige Postamente mit reich dekorierten Balustersäulchen und ein Segmentbogen umschließen das Vollwappen und die darunterliegende Tafel mit erhabener Wappenbeischrift, die nur ein Drittel der Höhe des Wappenreliefs hat. Alle Teile beschädigt und verrußt, so daß die ohnehin schwer zugängliche Inschrift außerdem schlecht lesbar ist.
Maße: H.: ca. 150 cm; B.: 111,5 cm; Bu.: 4,3 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
AL[B]RECHT · VO(N) · GOTS · GNADE(N) / DER [·] RO(EMISCHEN) ·KIRCHENa) · CARDINALb) / ZV · MAGDEBVRG · VNc) · MEINCZ /ERCZBISCHOFd) · PRI(MAS)e) · VND · DES / HEI(LIGEN) ·RO(EMISCHEN) · REICHSf) · IN · GERMA(NIEN)g) / ERCZC[A]NCZLERh) ·VND · CHVR(FVERST)i) / [..]j) MAR[- - -]k) [·] ZV · BRANDE(BVRG)l)
Kardinal Albrecht von Brandenburg1) |
Textkritischer Apparat
- KIRCHEN] Der erste Buchstabe überhöht.
- CARDINAL] Der erste Buchstabe überhöht.
- VN] Sic!
- ERTCZBISCHOF] Der erste Buchstabe überhöht.
- PRIMAS] Der erste Buchstabe überhöht.
- HEILIGEN ROEMISCHEN REICHS] Der jeweils erste Buchstabe überhöht.
- GERMANIEN] Der erste Buchstabe überhöht; ergänzt nach Nr. 124.
- ERCZCANCZLER] Der erste Buchstabe überhöht. Mehrere Buchstaben stark beschädigt.
- CHVRFVERST] Der erste Buchstabe überhöht; kein Kürzungszeichen erkennbar.
- [..] Fehlstelle unsicher (s. Kommentar).
- MAR[- - -] Da die intendierte Schreibung unsicher ist, wird auf eine Konjektur verzichtet. MARGRAF Krause.
- BRANDEBVRG] Der erste Buchstabe überhöht; kein Kürzungszeichen erkennbar.
Anmerkungen
- Vgl. Drös 2006, S. 38 (Taf. V, W 28).
- Zur Baugeschichte der Unterburg von Giebichenstein s. Einleitung, S. XXXIV f.
Nachweise
- Krause 1991, S. 311.
Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 131 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0013103.
Kommentar
Die Buchstaben zeichnen sich durch gleichbleibende Strichstärke und dreieckige Sporen aus. Die Bögen sind nur schwach geschwellt. E und F haben längere Mittelbalken, E und L außerdem untere Balken mit großen aufwärts gebogenen Sporen. Das M hat gerade Schäfte und einen bis unter die Mittellinie reichenden Mittelteil. Die Darstellung der Umlaute ist unsicher. Die ersten drei Kürzungen sind durch Kompendienstriche, die übrigen durch nachgestellte doppelte Quadrangel kenntlich gemacht – soweit Kürzungszeichen überhaupt erkennbar sind. Als Worttrenner stehen ebenfalls Quadrangel. Es ist auch unsicher, ob am Anfang der letzten Zeile ein Wort fehlt oder ob das erste Wort etwas eingerückt wurde, um die Zeile zu zentrieren.
Die undatierte Wappentafel, die stilistisch an die Frührenaissanceausstattung des Domes (1523–1526) anknüpft (vgl. Nr. 115, 117, 120), bietet ein Formular, das der auf 1528 datierten verlorenen Inschrift Albrechts am ehemaligen Ballhaus gleicht (Nr. 124). Wegen ihrer fortschrittlicheren Rahmendekoration ist sie sicherlich nach der anderen Giebichensteiner Wappentafel von 1526 entstanden (Nr. 121). Nach diesen Vergleichsstücken wurde die Inschrift datiert.
Die jetzt innen liegende Querwand, an der die Inschrift eingelassen ist, war ursprünglich eine freistehende Giebelwand. Auf ihrer Mittelachse befand sich ein spätgotisches Stabwerkportal, dessen Scheitel noch direkt unterhalb der Wappentafel erhalten und sichtbar ist. Das Portal ist ansonsten gänzlich überformt. Auf Höhe der Tafel bzw. des Obergeschosses sind in gleichem Abstand von der Mittelachse zwei kleine Fenster, die dem frühen 16. Jh. entstammen können. Allem Anschein nach ist die Wappentafel noch am ursprünglichen Anbringungsort. Sie wird den zum Hof hin erheblich veränderten Baukörper datieren.2)