Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 85: Halle/Saale (2012)
Nr. 68† Georgenkirche 4. Viertel 15. Jh. (?)
Beschreibung
„Ein Tauffstein von Glockenspeiß zierlich in der Form eines Kelches gemacht, umb welchen herumb in alter Münchs Schrifft“ eine Anrufung und Fürbitte (A) und ein Gießervermerk (B) „zulesen“.1) Das Taufbecken aus Bronze (Fünte) beim Brand der Kirche 1740 zugrunde gegangen.2)
Nach MBH, PfA St. Georgen B 1.
Schriftart(en): Gotische Minuskel (?).3)
- A
Hilff Gott, ewiges Wort,am Leibe hier, und an der Seele dort.Der mich gemacht hat,Gott gebe seiner Seelen Rath.
- B
Johannes von Lobetha machte mich.
Versmaß: Vier Reimverse (A).
Anmerkungen
- MBH, PfA St. Georgen B 1, fol. 27r.
- Zur Geschichte der Kirche s. Einleitung, S. XXXII f.
- So auch die Inschriften auf Glocken des Johannes von Lobeda in Pouch und Rösa; BKD Prov. Sachsen 17, S. 61, 70.
- Vgl. ebd. und Walter 1913, S. 192 (Schmilkendorf bei Wittenberg).
- Vgl. Eichler 2003, S. 147.
- Ausnahmen sind die Nr. 27, 28.
Nachweise
- MBH, PfA St. Georgen B 1, fol. 27r.
- Knuth 1891, S. 68.
Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 68† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0006805.
Kommentar
Die Inschrift ist in der überlieferten Form kaum dem 15. Jh. zuzurechnen. Die einleitende Anrufung (A) und der Gießervermerk (B) sind aber typisch für Glockeninschriften des Johannes von Lobeda,4) so daß zumindest diese Textteile als authentisch anzusehen sind. Die deutschsprachige Inschrift auf der Glocke in Rösa (Sachsen-Anhalt) wird mit denselben Worten begonnen bzw. beendet wie die vorliegenden Inschriften (1. Zeile von A bzw. B).
Der Bronzegießer Johannes stammte wahrscheinlich aus dem Städtchen Lobeda bei Jena (Thüringen) und war allem Anschein nach hauptsächlich im südlichen Teil des heutigen Sachsen-Anhalt tätig gewesen. Seine Werke sind nicht datiert.5) Da aber deutschsprachige Inschriften in Halle erst im letzten Viertel des 15. Jh. aufkamen (vgl. Nr. 47, 48, 51, 54 usw.),6) könnte die Fünte in dieser Zeit entstanden sein.