Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 55† Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum 1483

Beschreibung

Platte aus Stein mit Bauinschrift an „H. L. J. M. Schneiders Hause“,1) zu einem unbekannten Zeitpunkt in den Besitz des Museums gekommen und heute verloren. Die drei Zeilen der erhaben ausgeführten Inschrift durch breite Stege getrennt. Die linke Hälfte der Platte verloren, der obere und rechte Rand des Fragments stark beschädigt. Die Größe ist unbekannt.

Nach Fotografie, ergänzt nach Olearius.2)

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) [1/1]

  1. [terminata ·] est · struc/[tura · isthaec]a) · fr(atru)m · ser/[vorum · sanctae · ma]rie · 1 · 4 · 83

Übersetzung:

Dieser Bau der Brüder der Knechte der heiligen Maria ist 1483 beendet worden.

Kommentar

Man kann sicherlich davon ausgehen, daß außer der einen überlieferten weitere Kürzungen vorhanden waren. Als Worttrenner stehen Quadrangel.

Die Junktur fratrum servorum Sanctae Mariae findet sich schon auf dem ältesten Siegel des hallischen Servitenkonvents aus dem Jahr 1339.3)

Die Lage des Hauses war schon Gustav Schönermark nicht mehr bekannt; es wird wohl an der Kleinen Märkerstraße (ursprünglich „Hinter der Ulrichskirche“) im Bereich der ehemaligen Klausur des Klosters der Marienknechte gestanden haben.4) Die Ostseite der Klausur wird (zumindest seit dem 19. Jh.) vom Pfarrhaus der Ulrichsgemeinde eingenommen (Christian-Wolff-Straße 2). Im Inneren dieses zweiflügeligen Gebäudes sind noch Teile der im übrigen beseitigten Klausur erhalten.5) Eine zweite, vermutlich ebenfalls die Klausur betreffende (und ebenfalls verlorene) Bauinschrift aus dem Jahr 1496 bestätigt, daß im späten 15. Jh. umfangreiche Baumaßnahmen am Kloster durchgeführt wurden (Nr. 65).

Textkritischer Apparat

  1. isthaec] Sic! Für istaec (= ista); so auch BKD Prov. Sachsen NF 1. Auf der Fotografie ist allerdings das Fragment eines Buchstabens vom Ende des Wortes zu sehen, das sich schwerlich mit der kopialen Überlieferung in Übereinstimmung bringen läßt.

Anmerkungen

  1. Olearius 1667, S. 211; Piechocki 1995, S. 53. Es handelt sich um den Hof Große Märkerstraße 10, den der Oberbornmeister Johann Melchior Schneider 1653 erworben hatte; StAH H C 39,1, fol. 42v.
  2. Durchgängige Kleinschreibung wie auf der Fotografie.
  3. Vgl. die Abzeichnung bei Dreyhaupt 1, 1749, S. 777: „S(IGILLVM) CO(N)VENTVS FR(ATRV)M SERVORVM S(AN)C(T)E MARIE DE HALLIS“.
  4. Der rückwärtige Eingang der Großen Märkerstraße 10 liegt heute gegenüber dem ehemaligen Kloster in der Kleinen Märkerstraße 7, wo die Inschrift sekundär angebracht gewesen sein könnte. Zur Geschichte des Klosters s. Einleitung, S. XXVI f.
  5. Vgl. Todenhöfer 2006, S. 226 (Anm. 134).

Nachweise

  1. Fotografie der Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt.
  2. Olearius 1667, S. 211.
  3. BKD Prov. Sachsen NF 1, S. 181.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 55† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0005508.