Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 25 Beesen, Elisabethkirche 1422

Beschreibung

Glocke1) mit beschädigter Krone, hochgewölbter Platte und schwach fallender Schulter. Unter der Schulter zwischen je zwei Taustäben der umlaufende Gußvermerk (A). Direkt unter dem letzten Wort und der Schriftzeile setzt sich ein Name fort (?); ein einzelner Buchstabe beschließt die Inschrift A. Dem Ende der Inschrift folgt ein Medaillon mit nicht bestimmbarem Relief (D.: 3 cm). In einigem Abstand davon ein quadratisches Relief mit vier in die Ecken weisenden Lilien (H.: 2,7 cm). Danach drei weitere Medaillons (D.: 2,5 cm bzw. 3 cm), davon zwei mit je einem Buchstaben (B). Schließlich noch ein Rechteck (H.: 2,7 cm) mit eingeschriebenem Buchstaben (B). Sämtliche Inschriften und einzelnen Buchstaben erhaben. Am Wolm vier Stege; rund ausschwingender Schlagring.

Maße: H.: 59 cm; D.: 73,5 cm; Bu.: 3,5–4 cm (A), 1,2 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/3]

  1. A

    + annoa) d(omi)nib) m°cccc°xxiic) fe(r)ia s(e)c(vn)da post martini e(st)d) f(vs)ae) hvrvcf) // glvwvcz fg)

  2. B

    vh) // gi) // Kj)

Übersetzung:

A Im Jahr des Herrn 1422, am Montag nach (dem Festtag des hl.) Martin ist sie gegossen worden (...).

Datum: 1422 November 13.

Kommentar

Die Buchstaben haben eine schwankende Höhenstellung und sind trotz Ober- und Unterlängen von etwa gleicher Größe. Die hochgestellten Kürzungszeichen wurden der Rautenform angenähert.

Die Glocke ist die älteste des einzigen vermutlich vollständig erhaltenen mittelalterlichen Geläuts im heutigen Stadtgebiet von Halle.2) Der mutmaßliche Name am Ende von A ist unsicher zu lesen und bislang nicht zu verifizieren.3)

Textkritischer Apparat

  1. anno] Davor ein Tatzenkreuz, danach ein Medaillon mit unkenntlichem Relief (D.: 2 cm).
  2. domini] Kein Kürzungszeichen und danach kein Wortabstand.
  3. mo cccco xxii] Die Schäfte des m spiegelverkehrt wiedergegeben.
  4. est] Kein Kürzungszeichen.
  5. fvsa] Möglich auch facta.
  6. hvrvc] Danach folgt vielleicht ein us-Kürzel in Form einer arabischen Neun und gewiß ein Rankenornament mit rundem Umriß (D.: 2,5 cm). hurus BKD Prov. Sachsen NF 1.
  7. f] fecit? Kein Kürzungszeichen.
  8. v] Lesung unsicher. Der Buchstabe in Ornament eingebettet.
  9. g] Der Buchstabe geflügelt und bekrönt.
  10. K] Der Buchstabe vermutlich auch bekrönt.

Anmerkungen

  1. Gewicht 200 kg, Schlagton des; Notiz am Glockenstuhl.
  2. Dazu noch Nr. 62, 66.
  3. Es bleibt dahingestellt, ob es sich um den Namen der Glocke oder des Gießers handelt, wie Schönermark in BKD Prov. Sachsen NF 1, S. 449 meint, oder ob auf die näheren Umstände des Gusses angespielt wird.

Nachweise

  1. BKD Prov. Sachsen NF 1, S. 449 (A).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 25 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0002500.