Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 309 St. Martini 1. H. 17. Jh.?

Beschreibung

Zwei Fragmente der Grabplatte des Heinrich Alverdes, ehemals vor der Westfassade, heute in einem Steinmetzbetrieb aufbewahrt; Sandstein; Leiste mit der Umschrift fehlt fast vollständig, wie auch ein Stück der linken unteren Ecke, Schriftverlust, die Überreste der Frakturbuchstaben der Umschrift sind nicht mehr entzifferbar; im Inneren ein oval geschlungener Kranz aus Palmzweigen, darin zentriert das zeilenweise eingehauene Totenlob (A), rechts und links darüber zwei Vollwappen, auf Spruchbändern darunter zweizeilig eingehauen die Wappenbeischriften (B).

Maße: H. 178,5 cm, B. 98 cm, T. 17 cm, Bu. 3 cm (A), 3,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis mit eingestreuten gotischen Minuskelbuchstaben.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/1]

  1. A

    EXUVIAE CELEBRES / VIRI / NOBILISSIMI et AMPLISSIMIa) / DOMINIb) / HEINRICI ALVERDES / IURISPERITI OLIM FAMIGERATISSIMI / qUI / IN PRAESENTI SAECULO FUIT / IUSTUS SENATOR / FIDELIS [M]ARITUS / PROVIDUS [PA]TER / E[T] / PIUS CHRISTIANUSc) / NUNC VERO qUOAD PA[TRIAM] NOBILIOREM / IN A[E]TERO FAC[TAM] EST / ELECTUS IN[TE]R [E]LECTOS IN CONSORT[IO] [ANG]ELORUM / CORAM THR[ONO] / AGNId)

  2. B

    D(OMINUS) HEINRICUS / ALVERDES // F(RAU) ANNA / BACCUNS

Übersetzung:

A: Die feierlichen Überreste des sehr edlen und bedeutenden Mannes, des Herrn Heinrich Alverdes, ehemals hochberühmten Rechtskundigen, der in dieser Welt gelebt hat als ein gerechter Ratsherr, treuer Gemahl, sorgender Vater und frommer Christ, jetzt aber hinsichtlich der edleren, im Himmel bereiteten Heimat ist er erwählt worden zu den Auserwählten in der Gemeinschaft der Engel vor dem Throne des Lammes. B: Herr Heinrich Alverdes, Frau Anna Baccuns.

Wappen:
Alverdes1)Baccuns2)

Kommentar

Die Schaft-, Balken- und Bogenenden werden von Serifen beschlossen. Anfangsbuchstaben sind häufig überhöht ausgeführt. Es kommen zwei verschiedene Formen des spitzen A vor. Die erste Form weist einen schräggestellten geschwungenen und einen geraden rechten Schaft auf. Die zweite ist mit zwei geraden Schäften ausgeführt, dabei wurde der rechte verstärkt. Der untere Bogen des B ist breiter als der obere. Einmal ist ein Epsilon-E ausgeführt.

Die Fragmente wurden bei Planierarbeiten kurz vor dem 30. VI. 1998 aufgefunden und sind noch an diesem Tag auf den Bauhof transportiert worden. Die genaue Zeitstellung ließ sich weder aus dem Text noch aus den Buchstabenformen herauslesen. Die Fragmente könnten auch jünger sein und aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts herrühren. Die genannten Personen ließen sich namentlich nicht nachweisen. Ein Herr Alverdes braute jedenfalls noch im Jahr 1697 und auch der Name Bagguns, wenn auch nicht mit dem Vornamen Anna verbunden, begenet in dieser Zeit.3)

Textkritischer Apparat

  1. AMPLISSIMI] Die beiden letzten Buchstaben beschädigt.
  2. DOMINI] Der zweite Buchstabe beschädigt.
  3. CHRISTIANUS] Die Buchstaben in der Mitte des Wortes beschädigt.
  4. AGNI] Wohl kaum MAGNI, wie aus der Zentrierung des Schriftblocks zu sehen ist.

Anmerkungen

  1. Schräglinks geteilt, oben ein linksgewendeter Hund?, HZ: nur noch fragmentarisch.
  2. Geteilt, der obere Teil des Wappens nicht mehr identifizierbar.
  3. Bandau 1932, S. 16 f.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 309 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0030903.