Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 298 St. Martini 1. H. 17. Jh./n. 1601 bzw. 1606?

Beschreibung

Bildnis eines Pfarrers; im südlichen Seitenschiff an der Westwand über der Empore; Holz, Leinwand, Farbe; Rahmen bestoßen, Bild verblichen; in einem schwarzlackierten mehrfach profilierten Holzrahmen, der mit schablonierten Ranken und Mustern in Gold verziert ist, steht unter einem Vorhang vor einer Bibliothek ein Pfarrer in Talar mit rechteckigem Spitzenkragen, die Linke auf ein Buch gestützt, das auf einem Tisch steht, die Rechte vor die Brust haltend. Hinter dem Buch ein Kruzifix mit dem zweizeiligen Kreuztitulus auf dem Schriftband am oberen Kreuzesstamm (B); unter dem Wappen im rechten oberen Bildviertel schwarz auf Braun zweizeilig aufgemalt der Wahlspruch (A).

Maße: H. ca. 250 cm, B. ca. 150 cm, T. ca. 10 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    MALLEVS, EN LEGIS, QVAE SAVCIAT IMPETE MAGNO / CHRISTI EVANGELIVM FLORIDA CORDA FACIT

  2. B

    I(ESVS) N(AZARENVS) / R(EX) I(VDEORVM)1)

Übersetzung:

A: Ein Hammer, wohlan des Gesetzes, das durch großes Ungestüm verwunden soll, schafft das Evangelium Christi blühende Herzen. B: Jesus aus Nazareth, der König der Juden.

Versmaß: Elegisches Distichon.

Wappen:
unbekannt2)

Kommentar

Der Wahlspruch, der das Bildnis schmückt, bezieht sich auf das Wappen des Dargestellten, dessen Identität aufgrund beider jedoch nicht festzustellen war. Vermutlich handelt es sich um einen der Pfarrer der Martinikirche, der vielleicht noch in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts dort amtiert hatte. Da das Wappen möglicherweise, wie der Bezug auf den Sinnspruch zeigen könnte, ein redendes war, könnte es sich bei dem Bildepitaph vielleicht um das Bildnis des Oberpfarrers von St. Martini, Dr. Isaias Silberschlag, gehandelt haben, der das Amt zwischen 1591 und 1601 versah.3) Die Entstehungszeit des Gemäldes wäre dann etwa auf diese Jahre oder danach einzuschränken. Das Wappen ließ sich anhand der gängigen Wappenbücher nicht verifizieren. Silberschlag starb im Jahr 1606 in Erfurt, wie aus seiner überlieferten Leichenpredigt hervorgeht.4)

Anmerkungen

  1. Io 19,19.
  2. In Silber ein rotbekleideter Arm, der mit einem schwarzen Hammer auf ein Herz schlägt, HZ: zwischen Hörnern in den verwechselten Wappenfarben ein Rosenzweig mit drei weißen Blüten.
  3. Arndt 1909 a, S. 191. Zu einigen seiner gedruckten Predigten siehe Silberschlag 1606.
  4. Wedmann 1606, Titelblatt.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 298 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0029809.