Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 275 Am Kulk 10/11 1636?, 1960

Beschreibung

Fachwerkhaus, traufenständig, dreigeschossig, von zehn Gefachen mit Kranhaus im Speichergeschoß; nach 1990 restauriert; Balkenköpfe und Füllhölzer ohne Verzierung; auf dem Schwellbalken des ersten Obergeschosses, überwiegend in Scriptura continua, einzeilig eingehauen das Bibelzitat, erweitert durch Namen und Jahreszahl zur Bauinschrift (A) und den fragmentierten Spruch (B), am Schwellbalken zum zweiten Obergeschoß die moderne Restaurierungsinschrift (C).

Ergänzt nach Arndt und Fotos bei Kunze.

Maße: H. 22 cm, B. ca. 1400 cm, Bu. ca. 10 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. A

    VLRICH HESSEN [:] DIE FVRCHTa) DES HERRN IST DER WEISHEIT ANfANG DAS IST EINE fEINE KLVGHEIT : WER DANACH TVT DES LOB BLEIBET EWIGLICHb) 1): ILSEBETc) BVSCH ANNO [1636]d)

  2. B

    AN GOTTES SEGEN [IST ALLES]e)

  3. C

    WIEDERHERGESTELLT – 1960 HEINZ–WERNER TORNOW :

Kommentar

Die ungefüge Schrift weist keine Serifen auf. Das A ist spitz und schmucklos. Eine zweite Variante zeigt beide Hasten leicht nach links durchgebogen. Die Spitze ist dadurch ein wenig nach rechts versetzt. Die linke Haste kann darüber hinaus etwas geschwungen sein. B ist ein wenig vergrößert. Der untere Bogen setzt am unteren Bogenabschnitt des oberen Bogens an. E hat einen verkürzten Mittelbalken und verhältnismäßig kurze Endbalken. Außer als Majuskelbuchstabe kommt F auch zweimal als geschwungener Minuskelbuchstabe vor. Der obere linke Bogenabschnitt des G weist nach rechts und oben. Der Buchstabe ist in einem Zug geschnitzt. Immer mit i-Punkt versehen wurde das I. Die Cauda des R setzt am unteren Bogenabschnitt des Bogens an und verläuft leicht geschwungen. Die Bogenenden des S verlaufen gerade. Als Worttrenner verwendete man Punkte. Die Ziffern sind schnörkellos. Es stellt sich die Frage, ob und in wie weit es sich noch um den Originalzustand handelt?

Die Bauherren des Hauses Ulrich Hessen und Ilsebet Busch ließen sich nicht feststellen. Auch das genaue Erbauungsdatum, ob 1636 oder 1678, ließ sich nicht genauer klären. Im Zweifelsfalle fand die Inschrift jedenfalls Aufnahme in diesen Band.

Textkritischer Apparat

  1. FVRCHT] Befund; nach Foto bei Kunze lautet die Lesung: fVRCHT.
  2. EWIGLICH] Das Folgende fehlt Scheffer; folgt nur ANNO 1636 (?) Arndt.
  3. ILSEBET] HST BEI Kunze. Befund nach Foto bei Kunze ILSEBET.
  4. 1636] 1678 Zustand nach Restaurierung heute.
  5. ALLES] Zu ergänzen wäre GELEGEN.

Anmerkungen

  1. Ps 111,10; vgl. auch Luther Heilige Schrifft Deudsch, S. 1065. Die von Scheffer 1864, S. 33 angegebene Stelle Sir 1,16, die in der Lutherischen Ausgabe noch vorhanden war, und die heute in der Lutherbibel erwähnte Parallelstelle Spr 1,7 geben einen ähnlichen, doch nicht den genauen Sinn dieser Stelle wieder.

Nachweise

  1. Scheffer 1864, S. 33 (A).
  2. Arndt 1910 a, S. 107 (A).
  3. Kunze 2001, S. 32 (A–C).

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 275 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0027505.