Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 266 St. Martini 1625

Beschreibung

Grabplatte oder Epitaph für Cyriacus Geilfus; im südlichsten Joch des südlichen Querhauses an der Westwand mit eisernen Haken befestigt und angeputzt; Sandstein, hell; beschädigt, linker Rand und obere Ecke beigeputzt, die rechte obere Ecke lose, die untere Leiste fehlt, Schriftverlust; Relief, im eingetieften Binnenfeld in einem Kleeblattbogen steht ein Prediger in Halskrause mit einer Schaube als Talar, einem oberschenkellangen Rock mit durchgehender Knopfleiste, Kniehosen und breiten Schuhen mit Lätzen bekleidet, in Händen ein Buch haltend, in den Bogenzwickeln Vollwappen; am Rand einzeilig umlaufend eingehauen, an der Fußleiste beginnend, der Sterbevermerk.

Maße: H. 168 cm, B. 86,5 cm, T. 15 cm, Bu. 2,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. [- - -] / [...]Ra) REUEREND[...]b) [....]CUSc) GEILFUSIUS A(NN)O 1560 WITZENHUS[EN - - -]d) / [- - -]S IN ECCLESIA 18. HALBERSTADII CATUIe) MARTIf) / 19g) INSERUIUIT FIDELITER A(NN)O . 1625 . DIE 30 . MARTIIAETATIS SUAE 66 PLACIDE OBI[IT - - -]IS [- - -]

Übersetzung:

[- - -] der ehrwürdige [Herr - - -] Cyriacus Geilfus, im Jahre 1560 zu Witzenhausen [geboren], diente er [- - -] in der Kirche Martini in Halberstadt 18., dem Gesang [?] 19 [Jahre?] getreulich. Im Jahre 1625 am 30. Tag des März starb er, seines Alters 66 sanft [friedlich].

Wappen:
Geilfus1)unbekannt2)

Kommentar

Initialen werden meist überhöht ausgeführt. Die Schaft-, Balken- und Bogenenden sind unregelmäßig mit Serifen ausgeführt. A kommt nur in spitzer Form mit leichten Serifen vor. Serifen finden sich auch an den Bogenenden des C. Sie sind weit nach unten bzw. oben ausgezogen. D und H sind jeweils breit angelegt. E weist einen verkürzten Mittelbalken auf, der untere Balken ist länger als die beiden anderen. Der untere Bogenabschnitt des G ist weit nach rechts gezogen, die Cauda angesetzt. Der Balken des L ist lang ausgezogen. Der Mittelteil des M ist tief nach unten gezogen, die äußeren Hasten sind schräggestellt. O ist oval geformt. Die Cauda des R ist leicht geschwungen. Das schmal proportionierte S wird leicht nach links geneigt. U kommt nur in der runden Form vor, W nur in verschränkter. Werkstatt H9?

Magister Cyriacus Geilfus, der aus Witzenhausen in Hessen stammte, war Diakon an der Martinikirche und hatte diese Stelle seit 1605 inne.3) Sein Sohn Wilhelm, der an der Hospitalkirche 1617 bis 1625 tätig war und als zweiter Prediger 1626 an St. Johannes gepredigt hatte, starb mitsamt seinem Sohn 1626 vermutlich an der Pest.

Textkritischer Apparat

  1. [...]R] Zu ergänzen vermutlich zu UIR.
  2. REUEREND[...] Die letzten beiden Buchstaben beschädigt. Zu ergänzen wohl zu REUERENDUS.
  3. [....]CUS] Der Vorname lautete, wie aus anderen Quellen bekannt Cyriacus, die Schreibweise ist nicht bekannt.
  4. WITZENHUSEN] Die beiden letzten erhaltenen Buchstaben beschädigt.
  5. CATUI] Ohne Kürzungszeichen, vielleicht zu CA(N)TUI zu ergänzen.
  6. MARTI] Mit Kürzungsstrich oberhalb der letzten beiden Buchstaben, vielleicht zu MARTI(N)I zu ergänzen.
  7. 19] Zwischen den beiden Ziffern verläuft ein Riß im Stein.

Anmerkungen

  1. Ein Ast mit beidseitig gestummelten Enden und jeweils gegenständigen Früchten (Weintrauben?), HZ: ein Wulst, darüber Eichenreis mit drei Eicheln; vgl. die Wappenbilder einer Familie namens Geilfus mit Eicheln als ähnlicher Wappenfigur, Neubecker 1992, S. 1067; Siebmacher Bg 10, S. 50 mit Taf. 66.
  2. Ein Haus mit Schornstein und sechs Fenstern, HZ: ein Wulst, darüber Hörner.
  3. Arndt 1909 a, S. 193, 203, 210; Derling 1748, S. 95 f.; BKD, S. 408.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 266 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0026606.