Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 197 St. Moritz 1598

Beschreibung

Grabplatte für den Thesaurar Lorenz Riwender; an der Nordwand des nördlichen Seitenschiffs auf 11,5 cm hohem Steinsockel; Sandstein, hell; die untere Schriftleiste fehlt ganz, Schriftverlust, einige Einschlüsse, sonst gut erhalten; im eingetieften Binnenfeld steht in einer Rundbogennische ein Geistlicher in Birett, eine mit Troddeln versehene Pelzalmutie, Rochett und Tunica gekleidet, mit der Linken einen Kelch umfassend, den er mit der Rechten segnet, zu seinen Füßen rechts sein Wappen, dessen unterer Teil fehlt, am Rand umlaufend einzeilig eingehauen der Sterbevermerk, der in den Bogenzwickeln und dem Nischenbogen folgend fortgesetzt wird.

Maße: H. 166 cm, B. 96 cm, T. 22,5 cm, Bu. 7,5–7,7 und 4–4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. REVERENDVS HONEST(VS) / ET CIRCVMSPECTVS D(OMI)N(V)S LAVRENTIVSa) RIWE[NDER] / [- - -]b) / [- - -]c) ET THESAVRARI(VS) . QVI DECESSIT · HAC · VITA · 13 · AVG(VSTI) // A(NN)O 15//98 // CVI(VS) FIDELIS A(N)I(M)A REQVIESCAT IN SANCTA PACE AMEN

Übersetzung:

Der ehrwürdige, angesehene und ausgezeichnete Herr Lorenz Riwender [- - -] und Thesaurar, der aus diesem Leben schied am 13. August im Jahre 1598, dessen gläubige Seele ruhe in heiligem Frieden. Amen.

Wappen:
Riwender1)

Kommentar

Der Schriftfluß ist unregelmäßig. Die obere Leiste und diejenige der rechten Seite sind teilweise verstärkt ausgeführt worden. An den Balken- und Bogenenden befinden sich dünne Haarstrichsporen, die Schaftenden werden durch serifenartige Ansätze verbreitert. Das nur in der spitzen Form vorkommende A hat einmal einen nach links überstehenden Balken. Die Bogenenden des D ragen weit über den Schaft hinaus und sind an ihrem Ende leicht eingerollt. Der Balken des L ist nur kurz und am Ende sporenartig nach oben und rechts spitz ausgezogen. Der Mittelteil des M wird verkürzt, die seitlichen Hasten sind schräggestellt, die Verbindungsstellen mit Sporen versehen. O kommt fast spitzoval vor. Die Bögen sind seitlich verstärkt. Das P ist wohlproportioniert, das untere Bogenende zum Schaft hin spitz zulaufend. Das Q ist ebenfalls fast spitzoval, die Cauda leicht geschwungen. Die Cauda des R verläuft geschwungen. Die Balkenenden des T schließen serifenartig ab. W besteht aus zwei verschränkten V. Das untere Schaftende der 1 ist gespalten. Die Kürzungsstriche sind lang und weisen einen nach oben weisenden Bügel auf. Als Worttrenner verwendete man Dreispitze. Werkstatt H8 der Halberstädter Grabplatten, siehe Nr. 193.

Lorenz Riwender ist am 17. Februar des Jahres 1584 als Subsenior belegt, am 2. Oktober desselben Jahres wird er als Senior erwähnt.2)

Textkritischer Apparat

  1. LAVRENTIVS] Das A ist leicht über den Balken des voranstehenden L gestellt.
  2. Vermutlich ist hier HVIVS ECCLESIAE zu ergänzen.
  3. Vielleicht ist hier SENIOR zu ergänzen.

Anmerkungen

  1. Ein Berggipfel mit einem Kreuz darauf.
  2. Vgl. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 489 f. S. 238–240.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 197 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0019706.