Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 196 Städtisches Museum 1597?, 1. H. 17. Jh.?

Beschreibung

Bildnis des bischöflichen Administrators Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg (15661613);1) Inv.-Nr. K1/100; ehemals im Schützenhaus; Holz, Leinwand, Farbe, Craquelée, beschnitten, sonst gut erhalten; es handelt sich um ein Portrait, das Herzog Heinrich Julius in einem Gewand mit gefälteltem Seidenkragen zeigt, auf dem braunen Holzrahmen umlaufend, unten links beginnend, die Stifterinschrift.

H. 55 cm, B. 50 cm, T.–, Bu. –.2)

Maße: Fraktur mit Einsprengseln aus der Kapitalis und der humanistischen Minuskel-Schreibschrift.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Wolfgang Huschner) [1/2]

  1. A(nno) 1597 . Am Tage URBANI3) hat der Hochw(ürdigste) Durchl(auchtigste) / v(nd) hochgeehrt(este) Fürst v(nd) H(err) H(err) HEINR(ICH) Juli(us)a) POSTU/LIRET Welcher hat zu Halberstadt v(nd) Hertzog : zu / Braunschweig v(nd) Lüneburg dieses Löbl(iche) Schießen Fundiret .

Kommentar

Das Porträt stimmt mit der Inschrift auf dem Rahmen nicht überein. Uta Siebrecht schließt aus dem „ungewöhnlich enge[n] Bildausschnitt, wie auch dem technische[n] Zustand der grob beschnittenen und auf Holz gezogenen Leinwand“, daß beide ursprünglich nicht zusammen gehört haben.4) Demnach muß der Rahmen, der wohl erst im 17. Jahrhundert hergestellt worden sein soll, für eine Nachnutzung des ehemals größeren Gemäldes vom Ende des 16. Jahrhunderts gedient haben. Der Satz, den die Inschrift eigentlich bilden sollte und der auf dem Rahmen umläuft, ist anakoluth.

Schon Hobohm bemerkte in seiner Arbeit zur Geschichte der Halberstädter Schützengesellschaft zu dem Gemälde: „die Richtigkeit der auf dem Rahmen vorhandenen Umschrift scheint ... nicht über jeden Zweifel erhaben“.5) Herzog Heinrich Julius hat aber wohl „für die Schützengilde das lebhafteste Interesse gezeigt“.6) Schon im Jahr 1584 soll er einen Streit mit dem Stadtrat um den Schützenhof beigelegt haben, wobei allerdings nicht klar ist, um was sich der Streit gehandelt haben soll. Den Vogel schoß er wohl im Mai 1592 und richtete daraufhin den Schützenbrüdern „eine Collation“ aus und lud sie auf das Schloß Gröningen ein.7) Zum selben Datum hat der Herzog das Schützenfest „von neuem angeordnet“, worauf sich die Umschrift seines Portäts bezieht.8) Im Jahr 1595 hatte er erneut den Wunsch geäußert, dem Vogelschießen beizuwohnen, wie ein in Wolfenbüttel ausgefertigtes Schreiben samt dem Entwurf eines Antwortschreibens zeigen.9) Zu den Inschriften mit Bezug zur Schützengilde siehe auch Nr. 6 †, 121, 204, 251 †, 253, 259, 260.

Textkritischer Apparat

  1. Julius] Julies Katalog Halberstadt 2004.

Anmerkungen

  1. Ewähnt Lucanus 1787, S. 68 f.; zur Halberstädter Schützenbruderschaft siehe auch Hendel 1808, S. 153–166.
  2. Maße nach Katalog Halberstadt 2004, Nr. VI,43 S. 319 (U[ta] S[iebrecht]).
  3. 25. Mai.
  4. Katalog Halberstadt 2004, Nr. VI,43 S. 318 f. (U[ta] S[iebrecht]).
  5. Hobohm 1907, S. 56.
  6. Ebd., S. 54; Katalog Halberstadt 2004, Nr. VI,43 S. 319 (U[ta] S[iebrecht]).
  7. Hobohm 1907, S. 54 f.
  8. Ebd.; Katalog Halberstadt 2004, Nr. VI,43 S. 319 (U[ta] S[iebrecht]).
  9. Hobohm 1907, S. 55 f.

Nachweise

  1. Katalog Halberstadt 2004, Nr. VI,43 S. 319 (U[ta] S[iebrecht]).

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 196 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0019608.