Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 190 St. Moritz 1595

Beschreibung

Grabplatte für Gregor Böttcher; an der Westwand des südlichen Seitenschiffes auf 13 cm hohem Steinsockel; Sandstein, hell; obere rechte Ecke abgetreten, Rand teilweise mit Putz versehen, Ausbrüche an der unteren und linken Seite, Kanten bestoßen, Schriftverlust; Relief, im durch einen profilierten Rahmen abgesetzten Binnenfeld in einer Rundbogennische, die in Schulterhöhe durch ein Volutengesims gegliedert wird, die Zwickel mit Engelsflüchten geschmückt, steht ein Geistlicher mit Birett, Halskrause, einer mit Troddeln geschmückten Pelzalmutie, Rochett und Albe bekleidet, in den Händen ein Buch haltend, zu seinen Füßen sein Vollwappen, am Rand zwischen Profilen einzeilig umlaufend der Sterbevermerk.

Maße: H. 205,5 cm, B. 100,8 cm, T. 23,7 cm, Bu. 5,2–5,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. REVERE(N)DVSa) D[OMINVS / ..... GREG]ORIVS BOTTCHER HVI(VS)b) ECCLESIAE DECANVSc) 30 / APRILIS · A(N)NO · A NATIVITATE CHRISTId) / 15·95 IN CHRISTO PIE OBDORMIVIT CVI(VS)e) A(N)IMA REQVIES(CAT)f) IN SA(N)CTAg) · PACEh)

Übersetzung:

Der ehrwürdige Herr [- - -] Gregor Bottcher, Dekan dieser Kirche, entschlief am 30. April im Jahre 1595 nach Christi Geburt fromm in Christus. Dessen Seele ruhe in heiligem Frieden.

Wappen:
Böttcher1)

Kommentar

An Schaft-, Balken- und Bogenenden nur vereinzelt Serifen. Die unteren Bogenenden können auch spitz auslaufen. Ab und zu kommen leichte Bogenberührungen bzw. Berührungen von Buchstaben vor. Das nur in der spitzen Form vorkommende A zeigt eine Rechtsschrägenverstärkung der linken Haste, die rechte verläuft gerade. H ist schmal proportioniert, die Strichstärke der Hasten ist breiter als die des Balkens. Am unteren Ende des I finden sich kräftige Serifen. Der Sporn am Balkenende des L ist spitz und nach oben und rechts ausgezogen. Die linke Haste des M ist leicht schräggestellt und schmaler als die rechte. N ist breit proportioniert, die Strichstärke der Schräghaste schmaler als die der Seitenhasten. Der rechte Bogenabschnitt des O zeigt eine leichte Bogenschwellung. Es kommt Q nur in der Minuskelform vor. R weist eine geschwungene Stachelcauda auf. Die Bogenenden des S sind weit nach oben bzw. unten ausgezogen. T zeigt Sporen an den Balkenenden, die nach unten und außen spitz ausgezogen werden. Die linke Schräghaste des V ist schmaler als die rechte. Die Verbindungsstelle kennzeichnet eine schöne Serife. Als Worttrenner dienen Quadrangel. Der Kürzungsstrich wird an den Enden links nach unten, rechts nach oben ausgezogen Die Grabplatte entstand in der Werkstatt H1 der Halberstädter Grabplatten wie auch DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 224, 228, 229, 230.

In den Jahren der Kirchenvisitationen 1562 und 1589 hatte Gregor Boetticher (auch Georg Betger), der – wie alle Dekane bis zum Jahr 1621 – katholisch war,2) noch als Vikar von St. Bonifacii in Halberstadt Lehen an St. Andreas in Aschersleben und der schon damaligen Wüstung Esterndorf (b. Ermsleben/Harzkreis) inne.3) Im Jahr 1571 findet man ihn im Rang des Thesaurars.4)

Textkritischer Apparat

  1. REVERENDVS] Der erste und die drei letzten Buchstaben sind beschädigt.
  2. HVIVS] Zusätzlich zum us-Kürzungszeichen ist noch ein Kürzungsstrich vorhanden.
  3. DECANVS] Der zweite und der dritte Buchstabe sind beschädigt.
  4. CHRISTI] Die vier letzten Buchstaben sind beschädigt.
  5. CVIVS] Zusätzlich zum us-Kürzungszeichen ist noch ein Kürzungsstrich vorhanden.
  6. REQVIESCAT] Das Q in Minuskelform aber als Großbuchstabe intendiert.
  7. SANCTA] T ist teilweise in das C eingeschrieben.
  8. PACE] Der zweite Buchstabe ist beschädigt.

Anmerkungen

  1. Gekröntes Herz, das von einem Pfeil durchbohrt wird, HZ: die Wappenfigur.
  2. UB S. Bonifacii et S. Pauli, S. XV.
  3. Nebe 1880, S. 188, 197, 249, 255; UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 484 S. 237.
  4. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 485 S. 237.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 190 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0019000.