Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)
Nr. 184 Westendorf 45 1588
Beschreibung
Torbalken und Wappentafel; Holz, farbig gefaßt; das Fachwerkhaus befindet sich in einem schlechten Zustand, die Inschrift ist jedoch gut erhalten; über der Toreinfahrt an der linken Seite des traufenständigen Hauses von 14 Gefachen, die darüberliegenden Schwellbalken sind mit Schnürrollenornamentik, die Balkenköpfe mit Sternen verziert, in den Zwickeln des von Holzpilastern getragenen Torbogens, dessen Laibung mit Eierstabmotiven geschmückt ist, je ein Fächer- und ein Wirbelornament, darüber in einem eingetieften Inschriftenfeld zweizeilig erhaben die Bauinschrift samt Jahresangabe (A), im Feld zwischen Tor und Schwellbalken die reliefierte Wappentafel, die von zwei das Gebälk tragenden Hermenpilastern eingefaßt und links mit Palmzweig von vermutlich Stephanus (?) und rechts von der Caritas mit einem Kind auf dem Arm flankiert wird, in einer Rollwerkkartusche unterhalb des Vollwappens einzeilig erhaben die Wappenbeischrift (B). Die Buchstaben sind jeweils weiß eingefärbt.
Maße: Bu. ca. 7 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/2]
- A
EVSTACHIVS A BÖTELa) CANONICVS ET CELLARIVS · CATHEDRALIS · PRAEPOSITVS · VERO · COLLEGIATAEb) / ECCLESIAE · BEATAE · MARIAE VIRGINIS · HALBERSTADENSIS · ME · FIERI FECIT ANNO DOMINIc) · 1 · 5 · 88
- B
EVSTACHIVS, VON BÖTHELd)
Übersetzung:
A: Eustachius von Beutel, Kanonikus und Cellarius der bischöflichen Kirche, Propst aber der Stiftskirche der heiligen Jungfrau Maria zu Halberstadt, hat mich machen lassen im Jahre des Herrn 1588.
| Beutel1) |
Textkritischer Apparat
- BÖTEL] Fraglich ist, ob die diakritischen Punkte über dem zweiten Buchstaben ursprünglich sind oder Folge einer Restaurierung; Boetel Scheffer 1864.
- COLLEGIATAE] Der Nexus litterarum AE innerhalb der Verbindung TAE unter den rechten Balken des T gestellt.
- DOMINI] Den Nexus litterarum der beiden letzten Buchstaben zeigt nur der Nodus in der Mitte der rechten Seite der rechten Haste des N an, der diesen Buchstabenteil als I charakterisiert.
- BÖTHEL] Wie Anm. a.
Anmerkungen
- Vgl. Siebmacher BraA, S. 11 mit Taf. 5 und DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 230 Anm. 2.
- Siehe dazu und zum Vorausgeschickten DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 230.
Nachweise
- Scheffer 1864, S. 18 (A).
- Arndt 1910 a, S. 100 f.
- Kunze 2001, S. 43 mit Abb.
Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 184 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0018409.
Kommentar
Die Schaft- und Bogenenden der Inschrift A sind leicht verbreitert, die Schäfte leicht eingeschnürt. Der Deckbalken des spitzen A steht nach links über. Das obere Bogenende des C endet verbreitert, der letzte Teil des oberen Bogenabschnittes ist etwas eingeschnürt. Ohne Sporen bleibt das F. G hat eine oblonge Form, das obere Bogenende ist leicht verbreitert bzw. der Bogenabschnitt etwas eingeschnürt. Breit proportioniert ist das H. Die Seitenhasten des M stehen fast gerade, der Mittelteil ist verkürzt. Die Schräghaste des N ist dünner als die seitlichen Hasten. Der Bogen des P ist klein. Der Bogen des R ist sogar sehr klein, die Cauda stark geschwungen. Sie weist im oberen Verlauf eine Schwellung auf. Die Bogenenden des S sind verbreitert. Die Schaftenden der Buchstaben von Inschrift B sind nicht verbreitert, es fehlen Sporen. A ist spitz. Der Bogen des C ist tiefer gewölbt und insgesamt runder als an Inschrift A. Der Mittelbalken des E ist stark verkürzt. Der Balken des L ist ebenfalls nur kurz. O ist rund, die seitlichen Bogenabschnitte sind mit leichten Bogenschwellungen versehen.
Eustachius von Beutel, aus märkischem Adel, ist seit 1583 als Halberstädter Domherr nachweisbar. Im Jahr 1588 begegnet er als Cellerarius und seit 1589 wird er als Propst des Liebfrauenstiftes genannt. Im Jahr zuvor ließ er den Hof im Westendorf 45 bauen. Seine Grabplatte befindet sich heute im Alten Kapitelsaal des Doms.2)