Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 165 Städtisches Museum 1579

Beschreibung

Humpen; Inv.-Nr. IV: 683/49; im Rahmen archäologischer Grabungen am Hohen Weg (Stelle 49) gefunden; Glas, weiß und grünlich, zerbrochen, die Einzelteile wieder zusammengefügt, farbig gefaßt, Schriftverlust; der zylinderförmige Körper „mit umgeschlagenem Rand und eingestochenem Bogen“, rundum mit Genreszenen aus dem Bergbau bemalt, die die verschiedenen Tätigkeiten von Bergleuten zeigen.1) Unterhalb des Randes umlaufend in drei Zeilen in Weiß aufgemalt die Bildbeischrift.

Text nach Katalog Bochum 2003.

Maße: H. 26 cm, D. ca. 12,8 cm, Bu.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. ICH TREIB ALLES: KNAPP[- - -] IN IAL : V : AVF : S : ALL[- - -]IT : DEN : STEIGERN : KNAPPEN : V : [- - -] / IN : STOLLEN : SCHACHT : V : DE[- - -]I DIT / MIT GRABEN : ZIM[- - -]VRAVWN / MIT : EYN L[- - -]AKPEN / [- - -] CHEN : V : H : [- - -]WN / WIRD : ICH [- - -]DIG : V : SILBER : BRING : SO : [- - -] BE[- - -] HERR GUTER : DING 1579

Kommentar

Die aufgemalten Buchstaben sind als eine Kapitalis mit kräftigen Serifen zu bezeichnen. A weist eine leichte Linksschrägenverstärkung auf. Die oberen und unteren Balken des E stehen ein wenig über den Schaft hinaus, der Mittelbalken ist stark verkürzt. Die Schräghaste des N ist wie der Mittelteil des M bis zur Grundlinie durchgezogen. Das O wurde oval ausgeführt. Die Cauda des R weist etwas über die Grundlinie hinaus. Der untere Bogen des S ist ein wenig schwach. Der Balken des T ist zu beiden Seiten durch kräftige Serifen begrenzt, ebenso die Schrägschäfte des V. Y weist einen etwas dünneren durchgehenden rechten Schrägschaft auf, während der linke kräftiger in der Mitte auf den ersten stößt.

Die Provenienz des Humpens und die Beziehung zum Fundort sind ungeklärt. Von Rohr nimmt an, daß vielleicht einer der Gewerken, der Anteile am Bergbau im Harz hatte, den Humpen besessen hatte.2) Daß solche Besitzrechte auch in Halberstadt ihren Niederschlag gefunden hatten, zeigen die Beispiele des Halberstädter Dompropsts Balthasar von Neuenstadt († 1516), der Anteile an Gruben in Mansfeld und Wernigerode besaß, oder des Dekans des Liebfrauenstiftes, Heinrich Horn († 1553), der in die Kobaltgewinnung zur Herstellung von Farbstoffen investiert haben soll.3)

Der Humpen ist, wie aus seinem Entstehungsdatum zu ersehen ist, zu den ältesten „bergmännischen Glashumpen“ zu zählen.4) Die einzelnen Szenen sind Bildbeischriften zu den dargestellten Arbeiten aus dem bergmännischen Alltagsleben, die durch Inschriften bezeichnet sind, die aber wegen der Unvollständigkeit des Textes nicht genau gedeutet werden können.5)

Anmerkungen

  1. Der Humpen konnte, da er sich in Restaurierung befand, nicht in Autopsie bearbeitet werden. Beschreibung, Maße und Text nach Katalog Bochum 2003, S. 305–308 (Alheidis von Rohr).
  2. Ebd., S. 307.
  3. Fuhrmann 2002 a, S. 208; DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 184; siehe auch unten Nr. 128.
  4. Die Inschrift ist wegen der fehlenden Textteile nicht vollständig zu deuten; es handelt sich wohl um Erläuterungen der Abbildungen; vgl. Katalog Bochum 2003, S. 305 (Alheidis von Rohr).
  5. Siehe dazu Katalog Bochum 2003, S. 305–308 (Alheidis von Rohr).

Nachweise

  1. Katalog Bochum 2003, S. 305 mit Abb. auf den folgenden Seiten (Alheidis von Rohr).

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 165 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0016504.