Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 162 Domplatz 34 / Städtisches Museum 1578

Beschreibung

Zwei Wappentafeln; beide ehemals am Haus Domplatz 34 angebracht; I: Johannes von Harling; als viertes Objekt von Süden in 42 cm Höhe in die östliche Grundstücksmauer des Städtischen Museums eingelassen; Sandstein; gelb, längsrechteckig, gut erhalten; Relief; in einer Rollwerkkartusche das Vollwappen Harling, zu beiden Seiten der Helmzier die Wappenbeischrift mit Jahresangabe (B) zweizeilig erhaben, die vermutlich auch als Bauinschrift diente; II: Ludwig von Britzke; auf der Nordseite des linken Torhauses der ehem. Domdekanei, heute berufsbildende Schule, in 87 cm Höhe eingelassen; Sandstein, hell, gut erhalten; in der leicht vertieften Tafel mit doppeltem Rahmen eine Rollwerkkartusche mit dem Vollwappen Britzke, am oberen Ende links und rechts neben der Helmzier zweizeilig erhaben die Wappenbeischrift (A).

Maße: H. 121,5 cm (I), 122 cm (mit Konsole 136 cm)(II), B. 100 cm (I, II), Bu. 4–4,5 cm (I, II).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. A

    D(OMINVS) LVDE//WICVSa) / D(E) BRITZ//KEN 1578

  2. B

    D(OMINVS)b) IOHANNESc) // D(E)d) HERLING / ANNO D(OMI)NI // 1578

Übersetzung:

A: Herr Ludwig von Britzke 1578. B: Herr Johannes von Herling im Jahre des Herrn 1578.

Wappen:
Britzke1)Harling2)

Kommentar

Die Hasten-, Balken- und Bogenenden der Buchstaben sind verbreitert. Der Deckbalken des A steht nach links über. Das E weist einen verkürzten Mittelbalken auf, das R eine geschwungene Cauda. Die Innenkontur des Bogens des G verläuft gerade, die Cauda wird dem unteren Bogenende lotrecht aufgesetzt. Der Halbnodus des I weist nach rechts. Die obere Schräghaste des K ist kleiner als die untere. Beide Schräghasten sind mit dem Schaft verbunden. Das L in Inschrift A ist überhöht. Weiter kommt retrogrades N vor. Die Schräghasten des W sind verschränkt. Z kommt nur in der Form der 3 vor.

Die Wappentafel des Domdekans Ludwig von Britzke war am Haus Domplatz 34, der ehemaligen Domdekanei, noch am Anfang des 19. Jahrhunderts über dem Wappenstein des Johannes von Harlingen angebracht.3) Ludwig von Britzke ist seit 1548 als Domherr belegt und war von 1576 bis zu seinem Tod 1588 Dekan des Halberstädter Domstiftes und somit rechtmäßiger Bewohner der Domdekanei.4)

Ein Johannes von Harlingen kann vielleicht als Stifter einer Skulptur des Hl. Johannes d. Täufers von 1561 im Dom bzw. als einer der Stifter eines der ehemals im fünften Gewölbe der Nordseite des Kreuzgangs sich befindenden Holzpaneele mit Darstellungen aus der Heilsgeschichte gelten, bei denen die Jahreszahlen 1557 und 1585 angebracht waren.5) Für das Jahr 1564 nennt ihn Lentz als Mitglied des Domkapitels.

Textkritischer Apparat

  1. LVDEWICVS] Der erste Buchstabe leicht überhöht.
  2. DOMINVS] Kürzungszeichen fehlt; D. Arndt.
  3. IOHANNES] Die beiden N retrograd; Johannes Arndt.
  4. DE] D. Arndt, vermutlich aufzulösen zu DE, ein Kürzungszeichen fehlt.

Anmerkungen

  1. Ein sechsstrahliger Stern, HZ: über einer Krone drei Pfauenfedern; vgl. Siebmacher AnhA, S. 11 mit Taf. 5.
  2. Zwei abgewendete, abgerissene Hahnenköpfe mit Hälsen: vgl. Siebmacher Han, S. 9 mit Taf. 9; ebd. AnhA, S. 78 mit Taf. 45.
  3. Arndt 1910 a, S. 97 zu Domplatz 35; das Haus trägt heute die Hausnummer 34.
  4. Siehe zu Ludwig von Britzke DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 225 und 248. Zu den steinernen Wohnhäusern in der ehemaligen Domimmunität, die oft aus dem 18. Jahrhundert stammen, darunter auch die ehemalige Dekanei, kursorisch BKD, S. 459.
  5. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 174, 207 (†); Lentz 1749, S. 309. 1585 käme natürlich für eine Stiftung aus seiner eigenen Hand, wenn nicht testamentarisch, nicht mehr in Frage.

Nachweise

  1. Arndt 1910 a, S. 97.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 162 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0016203.