Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 159 Liebfrauen 1577

Beschreibung

Grabplatte für den Stiftsherrn und Senior Heinrich von Recklinghausen;1) ehemals an der Nordseite,2) heute an der Südwand des Langhauses auf acht Zentimeter hohem Steinsockel; Sandstein, hell; das untere Drittel der Platte ist durch Feuchtigkeit stark beschädigt, Ausbrüche an den Rändern, Schriftverlust; Relief, im Inneren, das von einem profilierten Rahmen umgeben ist, unter einem auf Konsolen ruhenden Bogen aus Blattranken leicht schräg stehend ein Kleriker mit der Kolbe genannten Frisur der Zeit, in Birett, eine von rosettenförmiger Agraffe gehaltene Pelzalmutie und Rochett gekleidet, einen Kelch in der Linken, die Rechte segned darüber haltend, in der linken unteren Ecke ein Wappen. Am Rand zwischen dünn eingehauenen Linien einzeilig umlaufend der eingehauene Sterbevermerk, im Innenfeld neben der linken Schulter von unten nach oben verlaufend ein Nachtrag.

Maße: H. 204,5 cm, B. 97 cm, T. 19 cm, Bu. 9 cm, Nachtrag: 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. [A]NNOa) · D(OMI)NI · 1 · 5 · 77 DIE · / VEROb) VIGESI(MA)c) S(E)C(VN)D[A]d) MENSISe) MARTII OB[IIT - - -]f) / [....] HENRIC(VS)g) RECKLI[NG]/HVSENh) 3) · [H(VIVS)] · EC[C]L(ES)IEi) · CAN[ONICVS]j) [CVI(VS)] A(N)I(M)Ak) R[E]Q[VIESCAT IN]l) [PA]CE // · SEN[I]ORm)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1577 am zweiundzwanzigsten Tag des Monats März starb [- - -] [Hein]rich Reck[ling]hausen, Stiftsherr dieser Kirche. Senior. [Seine] Seele ruhe in Frieden.

Wappen:
Recklinghausen?4)

Kommentar

Die Buchstaben weisen starke Serifen an Schaft-, Balken- und Bogenenden auf. Die Schäfte wirken leicht eingeschnürt. Die Bögen werden im mittleren Verlauf etwas verstärkt. Es kommen zwei Versionen des A vor. Einmal ist der linke Schrägschaft nach links umgebogen. Die zweite Variante hat einen über den linken übergreifenden rechten Schrägschaft. Es kommt ausschließlich offenes D vor. Der Mittelbalken des E ist verkürzt. Der untere Bogen des G ragt über den Ansatz der Cauda hinaus. Die seitlichen Hasten des M sind schräggestellt, der Mittelteil ist verkürzt. O hat eine leicht spitzovale Form. Die Cauda des R setzt am unteren Bogenabschnitt an. In einer zweiten Variante geht die geschwungene Cauda unterhalb des Bogens ohne diesen zu berühren direkt vom Schaft aus. Besonders ausgeprägte Serifen weist das S auf. Als Worttrenner benutzte man gegenläufig umgebogene Quadrangel. Der Kürzungsstrich zeigt einen Bügel nach oben.

Ein Stiftsherr Heinrich von Recklinghausen konnte nicht nachgewiesen werden.

Textkritischer Apparat

  1. ANNO] Sämtliche Buchstaben beschädigt.
  2. VERO] Der letzte Buchstabe beschädigt.
  3. VIGESIMA] Der erste Buchstabe beschädigt, Kürzungszeichen nicht erkennbar.
  4. SECVNDA] Die Buchstaben beschädigt.
  5. MENSIS] Der erste Buchstabe beschädigt.
  6. OBIIT] Die erhaltenen Buchstaben beschädigt.
  7. HENRICVS] Sämtliche Buchstaben beschädigt.
  8. RECKLI[NG]HVSEN] Die erhaltenen Buchstaben beschädigt. Lesung unsicher.
  9. ECCLESIE] Sämtliche Buchstaben beschädigt.
  10. CANONICVS] Der erste erhaltene Buchstabe beschädigt.
  11. ANIMA] Die erhaltenen Buchstaben beschädigt.
  12. REQVIESCAT IN] Die beiden erhaltenen Buchstaben beschädigt.
  13. SENIOR] Der dritte und vierte Buchstabe beschädigt. N retrograd.

Anmerkungen

  1. BKD, S. 352 Nr. 15.
  2. Lucanus 1848, S. 21.
  3. Ergänzt nach Lucanus 1848, S. 21.
  4. Gespalten, belegt mit einem springenden Hund mit Halsband. Vgl. Siebmacher Ha, S. 17, ein Wappen ist dort nicht bekannt geworden.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 159 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0015903.