Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 151 Liebfrauen 1572

Beschreibung

Grabplatte für eine Frau von Trotha, geb. von Veltheim; ehemals im südlichen Kreuzarm, davor aber – gegenüber von ihrem Bild und ihrem gemalten Epitaph – wohl an der Nordwand der Kirche,1) heute an der Nordwand des nördlichen Querhauses auf 28,5 cm hohem Steinsockel; Sandstein, hell; beschädigt, besonders Teile der Schriftleiste und drei der vier Wappen zerstört, Schriftverlust; im Binnenfeld steht unter einer mit Rankenwerk verzierten Arkade eine Frau in langer gefältelter (Matronen?) haube und ebenfalls gefälteltem hochgeschlossenen Gewand, die Hände vor der Brust gefaltet, am Rand umlau- fend, unterbrochen von Medaillons mit den Wappen, und auf dem Architekturrahmen unterhalb des Veltheimschen Wappens fortgesetzt, in zeilenhoch eingetiefter Inschriftenleiste erhaben ausgehauen der Sterbevermerk.

Maße: H. 213,5 cm, B. 114 cm, T. 21,2 cm, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Mischminuskel aus Fraktur und gotischer Minuskel mit Frakturversalien, Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. Anno · D(omini) . 15 · 72 · Den // [- - -] iair · So[...] // Geborna) . V.b) Velth[eim]c) // [- - -] V.b) Trothe Selig n(ach) Gelass(en)ed) Withwe In Got // ENTSCHLAFENe)

Wappen:
Veltheim2)verloren
verlorenverloren

Kommentar

Auch Buchstaben mit Oberlängen bleiben im Zweilinienschema. Die Schaftbrechungen und Bogenauflösungen sind noch stark der gotischen Minuskel verhaftet. Das zeigen auch einzelne Buchstaben, wie das ausschließlich vorkommende doppelstöckige a. Einzelne Buchstabenteile der Versalien sind gerundet oder enden spitz auslaufend. Die oberen Schaftenden von Buchstaben, die eigentlich Oberlängen besitzen müßten, gehen ohne waagerechten Abschluß stumpf in das obere Ende der Leiste über. Das untere Schaftende des a ist zu einem Quadrangel reduziert, der obere linke Bogenabschnitt ist gerundet und geschwungen. Der Bogen des b ist nicht aufgelöst, sondern gerundet, während das obere Ende des Schafts zum Quadrangel reduziert ist. Das untere Bogenende des e ist aufgelöst und ebenfalls zum Quadrangel reduziert, das obere spitz gebrochen. Der Bogen des g ist durch eckige Brechung aufgelöst, die rechte Seite leicht geschwungen, der Schaft gerundet und an seinem Ende nach rechts und unten umgebogen. Ein ungewöhnliches schrägrechtes Strichlein führt vom oberen aufgelösten Bogenabschnitt nach oben. Das obere Schaftende des h ist gespalten, das untere zum Quadrangel reduziert. Die Buchstaben m, n und o entsprechen ganz der gotischen Minuskel. Die Schaftenden und die Fahne des r bestehen aus Quadrangeln. A hat zwei nach links gebogene Schäfte, die oben spitz auslaufen. Versal- S kommt ausschließlich in einfach gerundeter Form vor. Der mittlere Bogenabschnitt ist verstärkt, die Enden des unteren verbreitert. T und V entbehren jeglicher Sporen. W besteht aus zwei verschränkten V. Die Grabplatte ist in einem Enstehungszusammenhang mit Nr. 153, mit abweichender Schriftart vielleicht auch noch Nr. 173 und Nr. 182 zu sehen, für die die Bezeichnung Werkstatt H7 der Halberstädter Grabplatten gewählt wurde.

Die Vornamen des Ehepaares Trotha/Veltheim waren nicht zu ermitteln. Ein „wohlgemahltes Epitaphio“ war samt einem „Bildniß aber gerade gegenüber an der Mauer“ aufgehängt.3)

Textkritischer Apparat

  1. Geborn] Der erste Buchstabe beschädigt.
  2. .V.] Das zwischen zwei Punkte gesetzte V steht für Von oder Van.
  3. Veltheim] Der fünfte Buchstabe beschädigt.
  4. nachGelassene] Der erste Buchstabe beschädigt. Ein Kürzungszeichen fehlt.
  5. ENTSCHLAFEN] Das letzte Wort ausschließlich in Kapitalis.

Anmerkungen

  1. In BKD, S. 351 Nr. 1 als Kanonisse bezeichnet; Haber 1737, S. 13.
  2. Ein mit zwei Fäden belegter Querbalken; vgl. Siebmacher Brau, S. 10 mit Taf. 9. Es ist nur noch das Wappen in der oberen linken Ecke (heraldisch rechts) erhalten.
  3. Haber 1737, S. 13.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 151 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0015100.