Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 120 St. Martini 2. V. 16. Jh.

Beschreibung

Epitaph für Laurentius Trautenbuel;1) im westlichsten Joch des Langhauses an der Nordwand; Sandstein, hell; ehemals zerbrochen, wieder zusammengefügt, die linke obere Ecke fehlt, jetzt beigeputzt, Schriftverlust; Relief, in einer von Konsolen getragenen Blattwerkarkade der Verstorbene mit einem schmalkrempigen Hut, in knielange Schaube mit schmalem Aufschlag gekleidet, die Hände vor der Brust gefaltet, zu beiden Seiten der Unterschenkel je ein Wappen an einem gestummelten Ast aufgehängt; am Rand in zeilenhoch eingetiefter Inschriftenleiste einzeilig erhaben ausgeführt umlaufend und im Binnenfeld beiderseits der Knie zweizeilig eingehauen fortgesetzt die Sterbeinschrift (A).

Maße: H. 195 cm, B. 106 cm, T. 15 cm, Bu. 8 und 5,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. [MONVME]NTVMa) : VIRIb) / PRAESTANTISc) : VIR[..]ILd) [:] DOMINI : LAVREN/TII : TRAVTENBVEL : / OBIIT [:] VICESIMO : PRI[MO] : APRIL(IS) : AN[NO DOMINI ....]e) // AETATIS // SVAE // 43

Übersetzung:

Grabdenkmal des vortrefflichen Mannes [- - -] Herrn Laurentius Trautenbuel. Er starb am einundzwanzigsten April im Jahre des Herrn [....], seines Alters 43.

Wappen:
Trautenbuel2)unbekannt3)

Kommentar

Es handelt sich um eine ungefüge und große Schrift mit breitflächigen Buchstaben. Besonders die Schaftenden, in geringerem Maße auch die Bogen-, weniger die Balkenenden sind sehr stark verbreitert. Die Buchstaben des Schlusses sind ähnlich angelegt, jedoch schmaler proportioniert. A ist flachgedeckt, die Schäfte sind leicht schräggestellt. Der Buchstabe schmal proportioniert. Der untere Bogen des B ist etwas breiter, die Bogenstärke gleichmäßig. C zeigt spitz ausgezogene kräftige Sporen an den Bogenenden, besonders am unteren Bogenende sind sie betont. D hat eine leichte Einkerbung zwischen Schaft und Bogen. Der obere Balken des E ist sehr stark verkürzt. Der Balken des L ist am Ende stark verbreitert und endet in einem Sporn nach oben. Die seitlichen Hasten des M sind leicht schräggestellt, die unteren Schaftenden verbreitert, der Mittelteil ist verkürzt. Die Schräghaste des N ist ebenfalls verstärkt. O ist spitzoval geformt. Der Bogen des G ist gleichmäßig gerundet, die Cauda leicht durchgebogen. Die Bogenenden des S sind verbreitert, der mittlere Teil mit größerer Strichstärke. Die Balken des T sind kurz. Als Worttrenner benutzte man zwei große Punkte.

Laurentius Trautenbuel war wohl ein Verwandter, vielleicht ein Onkel, des Johannes Trautenbuhl, der im Jahr 1521 in Halberstadt geboren wurde und nach Studium und Doktorat in Wittenberg mehr als dreißig Jahre als Kanzler dem Magdeburger Erzbischof Sigismund von Brandenburg und dem ihm folgenden Administrator des Erzstifts Johann Friedrich aus demselben Hause diente.4) Dreyhaupt, dem die Nachricht zu Johannes von Trautenbuhl, er war 1559 geadelt worden, verdankt wird, wie auch Siegfried Sack (Siegfriedus Saccus) nennen den Vater von Johann dem Älteren mit dem Vornamen Ludwig.5) Dieser könnte folglich ein Bruder des in der Halberstädter Martinikirche begrabenen Laurentius Trautenbuel und somit der Vater des so erfolgreichen Johannes gewesen sein. Der Vater von Johannes von Trautenbuel, Ludwig, wird von Dreyhaupt Licentiatus Iuris, Fürstlich Braunschweigischer Rat und Syndicus zu Goslar genannt, der zuletzt in Halberstadt wohnte.6) Sollte Laurentius Trautenbuel ein Bruder jenes Ludwig gewesen sein, so dürfte er eine ähnliche Ausbildung genossen haben.

Textkritischer Apparat

  1. MONVMENTVM] Das N beschädigt.
  2. VIRI] Der letzte Buchstabe beschädigt.
  3. PRAESTANTIS] Der sechste Buchstabe beschädigt.
  4. VIR[..]IL] Vielleicht für VIRI ILLVSTRIS.
  5. DOMINI ....] BKD, S. 406 gibt ohne Angabe von Quellen an, Trautenbuel sei „gegen 1540“ gestorben.

Anmerkungen

  1. BKD, S. 407 Nr. 1.
  2. Gespalten, vorne ein Rosenstock mit zwei Blättern und einer Blüte, hinten ein Balken.
  3. Ein oben zweifach und unten einfach gestummelter Ast, oben begleitet von einem sechsstrahligen Stern.
  4. Siehe zu diesem DI 85 (Stadt Halle), Nr. 250 †; siehe dazu auch die Leichenpredigt auf dessen Sohn Johannes, den vierten von Johannes des Älteren sechs Söhnen mit Magdalena Fasch, seit 1576 Stiftsherr zu St. Nikolaus in Magdeburg, der 1593 gestorben war; Saccus 1596, fol. 79r ff., bes. fol. 91v–93v.
  5. Dreyhaupt 1750, Zweyter Theil, Beylage sub B, S. 180.
  6. Saccus 1596, fol. 91v.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 120 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0012005.