Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 100† Kühlinger Straße 23 † 1528 (1548, 1558)?

Beschreibung

Fachwerkhaus, an der Front 18 Gefache, an der Seitenfront neun, die Seitenwände aus Haustein, an den Hauptbau schloß sich ein Querflügel von 6 Gefachbreiten an; an den Schwellbalken von Vorder- und Seitenfront befanden sich über den Balkenköpfen, umgeben von anthropomorpher und zoomorpher Ornamentik,1) Kreise, die erhabene Schilde mit Schildteilungen, Marken2) und über der mittigen Tür das Halberstädter Stadtwappen umschlossen, an der Vorderfront am Schwellbalken auf dem fünften bis zehnten Schwellenfeld von links befand sich, unterbrochen von Wappen, über den Knaggenköpfen die Bauinschrift samt Datumsangabe in erhaben ausgeführten Buchstaben.3) Das Haus war schon vor 1864, der Zeit der ersten Inschriftenaufnahme, restauriert worden.4)

Text nach Meßbild.5)

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. Anno · d(o)m(ini)a) mil//lesimo quingente//simob) [........]//tavoc) · i(n) · oct(ava)d) · visi(ta)tio(nis)e) // marief) 6) · h(ec)g) dom(us)h) · co(m)ple//tai) · e(st)j)

Übersetzung:

Im eintausendsten fünfhundersten acht [und zwanzig, vierzig, fünfzig?]sten Jahre des Herrn in der Oktav der Heimsuchung Mariens6) ist dieses Haus vollendet worden.

Wappen:
Stadt Halberstadt7)unbekannt8)unbekannt9)unbekannt10)unbekannt11)

Kommentar

Wege setzt die Entstehungszeit nach den Bauformen „auf 1518 oder richtiger 1528“ an.12) Falls die von Scheffer als wahrscheinlich beurteilte Lesung der beiden Buchstaben qu am Beginn der Zehnerstelle zutrifft, muß das Haus in den Jahren 1548 oder 1558 fertiggestellt worden sein.13)

Textkritischer Apparat

  1. domini] Kürzungszeichen fehlt; dmi Scheffer Abzeichnung, BKD; dni Arndt. Die Lesung von Arndt ist die wahrscheinlichere. Wege 1913 las auch in Nr. .93 † dm.
  2. quingentesimo] quingintesimo BKD. Die folgende Fehlstelle war schon vor 1864 nicht mehr lesbar; vgl. Scheffer.
  3. tavo] Zu ergänzen zu octavo. Die beiden ersten Buchstaben werden anstelle der beiden letzten Fehlstellen am Ende des vorhergehenden Feldes zu setzen sein. Scheffer glaubte am Anfang der Fehlstelle „die zwei Buchstaben qu noch mit Wahrscheinlichkeit zu erkennen“; vgl Scheffer. Dann ergäbe sich ein Baudatum von 1548 oder 1558. BKD vermutet 1518 (?).
  4. octava] Kürzungszeichen fehlt.
  5. vistationis] Durch hochgestelltes ta gekürzt; durch hochgestelltes tot Scheffer Abzeichnung; visita Arndt.
  6. marie] Mariae Scheffer; Mari Scheffer Abzeichnung Nr. 16, BKD.
  7. hec] Durch hochgestelltes c gekürzt.
  8. domus] domg Wege; vermutlich hat Wege das am oberen Rand nach links eingerollte Zeichen der us-Kürzung für ein g gehalten.
  9. completa] Kürzungszeichen fehlt; completa Scheffer Abzeichnung; co pleta Arndt.
  10. est] Ausgeschrieben Scheffer Abzeichnung.

Anmerkungen

  1. Auch das Siegel der Halberstädter Knochenhauerzunft aus dem 14. Jahrhundert zeigte neben einem Widder ein Fabeltier; vgl Siebmacher Ber, S. 57 mit Taf. 70 Nr. 5.
  2. Wege 1913, S. 30 nennt sie Steinmertzzeichen; es wird sich eher um Marken wie Hausmarken oder Meisterzeichen gehandelt haben.
  3. Ebd., S. 31.
  4. Scheffer 1864, S. 10.
  5. Die Kürzungen wurden aufgelöst.
  6. 9. Juli.
  7. Wege 1913, S. 30; vgl. Siebmacher St, S. 144 mit Taf. 175.
  8. Geviert, überdeckt von einem Adlet. Die Wappen nach den Abzeichnungen bei Wege 1913, S. 30 f. Nr. 54–56. Zwei weitere Wappen sind dort nicht eindeutig erkennbar.
  9. Ein Rad.
  10. Ein Hufeisen (?).
  11. Knochen mit einem beiderseits beringten Wetzstahl gekreuzt.
  12. Wege 1913, S. 3; BKD, S. 473 nennt 1518 (?).
  13. Scheffer 1864, S. 10.

Nachweise

  1. Scheffer 1864, S. 10 und Abzeichnung Nr. 16.
  2. BKD, S. 473 Anm. 1.
  3. Arndt 1910 a, S. 90.
  4. Meßblatt 1912, H. 400 Nr. 83.
  5. Wege 1913, S. 31.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 100† (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0010003.