Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 98 St. Johannes 1. V. 16. Jh.?

Beschreibung

Meßkelch; Silber, vergoldet; Beschädigungen an Fuß und Standring, Risse, Dellen, leichter Weinfraß in der Kuppa; über dem durch eine Hohlkehle profilierten Standring wird die durchbrochene Zarge durch aufgelegten Perldraht gefaßt, der rundblättrige Sechspaßfuß mit einer aufgesplinteten vierteiligen Kreuzigungsgruppe geht in einem steilen sechseckigen Anlauf zum Schaft hin in sechs gestürzte Dreiecke über, Perldraht und Hohlkehlen fassen den Schaft ein, der flache Nodus durch Zungen mit durchbrochenen, die Seiten des Schafts mit gravierten Maßwerkfenstern geschmückt, auf den durch Kehlen abgesetzten Rotuli die Anrufung (A), der untere Teil der Kuppa wird von Blattornamenten umfangen, auf dem geschwungenen Schriftband der Kreuzigung am Fuß der Kreuztitulus (B), unter dem Fuß die Gewichtsangabe (C). Die Inschriften A und B sind graviert, C eingeritzt.

Maße: H. 18,8 cm, D. 11,9 cm (Kuppa), 14,2 cm (Fuß), Bu. 0,9 cm (A), 0,3 cm (B), 0,5 cm (C).

Schriftart(en): GotischeMajuskel (A), gotische Minuskel (B), Schreibschrift (C).

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/1]

  1. A

    I//H//E//S//V//S

  2. B

    i(hesvs) n(azarenvs) r(ex) i(vdeorvm)1)

  3. C

    ij m iij lot / my(n) eya)

Übersetzung:

Jesus aus Nazareth, der König der Juden.

Kommentar

Nach Doering stammt der Kelch aus dem 17. Jahrhundert, was nach der Form und auch der Schrift nicht möglich ist. Die Form der gotischen Majuskel der Inschrift A weist auf eine Entstehung noch am Ende des 15., eher noch auf das erste Viertel des 16. Jahrhunderts hin. Deutlich zu sehen an den gespaltenen Bogenenden des S, samt seinen verschlungenen Abschlüssen, die auch in Form von Ösen am H und I vorkommen. I zeigt einen Nodus zu beiden Seiten der Schaftmitte. Auch das kräftige, vollständig abgeschlossene unziale E weist darauf hin. Ebenso weisen die zu sternförmigen Quadrangeln geformten Abschlüsse an den Buchstabenenden der Inschrift B – wenn auch nicht so eindeutig – auf diese Zeit hin.

Textkritischer Apparat

  1. myn ey] Lesung unsicher!

Anmerkungen

  1. lo 19,19.

Nachweise

  1. BKD, S. 374 (A).

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 98 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0009809.