Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 85 Liebfrauen 1520

Beschreibung

Grabdenkmal des Berthold von [...] hagen und des Johannes Sch[....]gen; an der Südseite des Langhauses, heute die Rückseite der Grabplatte, die 1666 für Catharina Elers wiederverwendet wurde;1) (Kalk?) Sandstein, hell, verwittert, Abplatzungen, Ausbrüche am Rand, Schriftverlust; im Innenfeld unter Rankenbögen zwei in Birett, Almutie und Albe gekleidete Kanoniker, in ihren Händen jeweils ein Buch haltend, zu ihren Füßen ein Wappen, am Rand zwischen Linien einzeilig umlaufend eingehauen die Sterbevermerke.

Maße: H. 191, 5 cm, B. 133 cm, T. 12 cm, Bu. 8–8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien in gotischer Majuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/1]

  1. Annoa) d(omi)ni 1410b) die Sebastian[ic) martyris]2) / [Ba]rtoldusd) de [...]hagine) [.....]n(us)f) du[..]e 1520 · 4 iuly / d(omi)n(u)s ioha(n)nes Sch[....]gen decretorum / lice(n)ciat(us) Canonicig) hui(us)h) eccl(es)iei) obieru(n)tj) q(uorum) a(n)i(m)e reqesca(n)tk) inl) [pace]

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1410 am Tag des Märtyrers Sebastian2) starben Bertold von [...] hagin [- - -] 1520 am 4. [Tag] des Juli Herr Johannes Sch[....]gen, Licentiat der geistlichen Rechte, Stiftsherren dieser Kirche. Ihre Seelen mögen in Frieden ruhen.

Wappen:
unbekannt3)

Kommentar

Die Schriftzeichen sind tief und in dreieckiger Kerbe eingehauen. Die unteren Schaftenden sind verbreitert, einzelne Buchstabenteile schon gerundet, im Allgemeinen aber spitz gebrochen aufgelöst. Der linke, zum Schaft aufgelöste Bogen des a ist nur unten stumpf umgebrochen. Der rechte Bogen, der oben geschwungen beginnt, geht gerundet in den Schaft über. Kaum Oberlänge zeigt das b, das Schaftende ist leicht gespalten. Der obere Bogenabschnitt des c ist nur kurz und schräg nach links abfallend umgebrochen. Es besteht keine Verbindung zwischen Bogen und Schaft des h. Der Bogen endet nach links unter die Grundlinie gezogen leicht nach rechts eingerollt. Beide Schaftenden des i sind abgeknickt, und ein schräger i-Strich ist über den Buchstaben gesetzt. Gespalten ist das obere Schaftende des l. Das spitz gebrochene o wirkt asymmetrisch. Auch das q zeigt, wie die meisten anderen diesbezüglichen Buchstaben, kaum Unterlänge. Bogen und Schaft berühren sich nicht, das untere Schaftende ist gespalten. Auch das s ist, wie die meisten Buchstaben, spitz umgebrochen. Die linke Schräghaste des y ist länger als die rechte, die in einen dünnen, am Ende nach rechts und oben eingerollten Zierstrich übergeht. Der untere Bogenabschnitt des Majuskel-C ist gerundet und weist einen eingestellten Zierstrich auf. S ist bei gleicher Strichstärke gerundet. Die Enden der schlingenfömigen 4 sind verbreitert. Vielleicht ist diese Grabplatte in den Umkreis der Werkstatt H5 der Halberstädter Grabplatten bezeichneten Entstehungszusammenhang zu zählen.

Da das Grabdenkmal nur ein Wappen aufweist, ist zu vermuten, daß die Verstorbenen aus derselben Familie stammen. Deren Name begann wohl mit den Buchstaben Sch und endete auf hagin bzw. hagen. Das Wappen konnte leider nicht identifiziert werden.

Textkritischer Apparat

  1. Anno] Der erste Buchstabe beschädigt.
  2. 1410] Die Ziffern beschädigt.
  3. Sebastiani] Der siebente und neunte Buchstabe beschädigt.
  4. Bartoldus] Der erste erhaltene und der letzte Buchstabe beschädigt.
  5. [...]hagin] Die erhaltenen Buchstaben beschädigt.
  6. [.....]nus] Der einzige erhaltene Buchstabe beschädigt.
  7. Canonici] Der dritte und vorletzte Buchstabe beschädigt.
  8. huius] Die beiden letzten Buchstaben beschädigt.
  9. ecclesie] Sämtliche Buchstaben beschädigt.
  10. obierunt] Sämtliche Buchstaben beschädigt.
  11. reqescant] Sic! Statt requiescant. Die letzten vier Buchstaben beschädigt.
  12. in] Beide Buchstaben beschädigt.

Anmerkungen

  1. Die wiederverwendete Rückseite der Platte zeigt im Innenfeld oben in Medaillons die Wappen der Eltern (B) von Catharina Elers. Am untere Ende der beiden Wappen schließt eine von Engelsflügeln gehaltene Krone mit dem Motto (C) an, darunter ein Lorbeerkranz mit dem Gedicht (D), darunter wiederum links eine Sanduhr und rechts ein Totenschädel als Vanitassymbole, zwischen beiden der Spruch (E). Am Rand läuft der Sterbevermerk (A) um. A: HIC IACET NOBILIS PIETATE AC CASTITATE PRAECIPUA / D(OMI)NA CATHARINA ELERS, QVAE NATA EST BRVNSWIGAE ANNO SALVTIS / 1640 · (SECVN)DO DIE DECEMBRIS, DENATA HALBERSTA/DII, A(NN)O 1666 DIE (QVIN)TO AVGVSTI, CIRCA SEXTAM FERE MATVTINAM B: HANS ELERS // ANNA RALMS C: POST PVGNAM CORONA D: SISTE VIATOR / GRADVM PRAEMATVRE / HV=/IVS MORTIS TE INSCIVM ESSE NON / VOLVI IACET HIC AETATE FLORENS, / FORTVNA ABVNDANS, QVA VIRTVTE, / QVA PIETATE EXIMIA, CONIVGIO QVIDEM / STE=/RILIS, DOMINA CATHARINA ELERS CONSVLIS QVONDAM BRVN=/SVICENSIS CO(N)IVX ADAMI FRIDERICI FROMHOLT / C. B. M. V. QVI SVPERSTES HOC IN MEMO=/RIAM SVAVISSIMAE QVONDAM CONIVGIS SISTI PONIQ(VE) CVRAVIT: / CVIVS ANIMA REQVIESCAT IN PACE / ABI NVNC ET TE QVOQ(VE) // MORTALEM ESSE / MORTALIS COGITA E: MORS HAEC MISERARVM FINIS; siehe zu dieser Grabplatte auch BKD, S. 353 Nr. 24 mit unkorrektem Sterbedatum.
  2. 20. Januar 1410.
  3. Drei Flüge 2:1.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 85 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0008501.