Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 79(†) St. Moritz 1512

Beschreibung

Fragmente einer Grabplatte; im Kirchenboden der Moritzkirche gefunden, dort wieder zugeschüttet;1) stark beschädigt; Schriftverlust; im Innenfeld unter einem Laubbogen frontal stehend ein Kleriker, bekleidet mit Birett und Pelzalmutie, die weiteren Gewänder nicht mehr klar erkennbar, einen Kelch vor sich haltend, zwischen seinen Füßen ein Wappen; am Rand in einem eingefaßten Schriftband umlaufend eingehauen der Sterbevermerk.

Nach der Lichtbildaufnahme von Daniel Priese.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit einem versprengten Buchstaben aus der Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Dr. Karl-Heinz Priese, Berlin) [1/1]

  1. Annoa) · d(omi)nib) · M · d · xii · die · d(omi)nicac) / · xv · febrvarij · Obiitd) · [- - -/ - - -] · cano(n)ic(vs)e) et thesavr(arivs) / · h(vivs) · eccl(es)ie · c(vivs) · a(n)i(m)a · reqviescat · i(n) pace · am[en]f)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn eintausend fünfhundert zwölf am Sonntag, den fünfzehnten Februar, starb [- - -] Stiftsherr und Thesaurar dieser Kirche, dessen Seele möge ruhen in Frieden, amen.

Wappen:
unbekannt2)

Kommentar

Die Buchstaben sind sorgfältig ausgeführt worden. Die Kürzungsstriche befinden sich immer außerhalb des Schriftbandes über der oberen eingehauenen Linie. Der Bogen des b ist oblong und verhältnismäßig groß. Der obere aufgelöste Bogen des c ist kurz und verläuft waagerecht. Der Mittelbalken des f verläuft nur nach rechts, ohne den Schaft zu kreuzen. Der linke Schaft des x besteht aus einem freistehenden Quadrangel und dem nach unten schräg verlaufenden Haarstrich. Unter Umständen gehört die Grabplatte in den Umkreis des mit Werkstatt H5 der Halberstädter Grabplatten benannten Werkstattkreises. Siehe Nr. 58 und eingeschränkt Nr. 70 und Nr. 85.

Trotz des eindeutigen Todesdatums, dem 15. Februar, der im Jahr 1512, einem Schaltjahr, auf den Sonntag Exurge fiel, ließ sich der Stiftsherr in den Quellen zu St. Bonifacii und insbesondere im Nekrolog des Stifts, dessen jüngster Eintrag allerdings aus dem Jahr 1503 datiert, nicht nachweisen.3)

Textkritischer Apparat

  1. Anno] Der erste und der letzte Buchstabe beschädigt.
  2. domini] Der erste Buchstabe beschädigt.
  3. dominica] Der letzte Buchstabe mißlungen. Er wirkt eher wie eine Mischung aus o und d, soll aber ein a sein.
  4. Obiit] Die Buchstaben fast vergangen.
  5. canonicvs] Die Kürzung und das darauffolgende Wort beschädigt. Die beiden letzten Buchstaben des vorhergehenden Wortes nicht mehr eindeutig entzifferbar.
  6. amen] Die Buchstaben beschädigt.

Anmerkungen

  1. Für Auskünfte zu den Fragmenten danke ich Herrn Prof. Dr. Karlheinz Priese, Berlin, der mir die Aufnahmen zugänglich machte, und seinem Sohn Herrn Daniel Priese, der die Aufnahmen gemacht und mir die Fundumstände mitgeteilt hat.
  2. Eine Lilie; es kommen natürlich mehrere Wappenführer in Frage, die diese Wappenfigur führten, z. B. die Herren von Korff, von Plotho, von Reklewski, von Schack und andere. Unter den im UB S. Bonifacii et S. Pauli verzeichneten Kanonikern und Thesauraren des St. Bonifaciusstiftes für diese Zeit konnte jedoch keiner zugewiesen werden.
  3. Schmidt 1873; Schmidt 1878 b, S. 26 f., die Handschrift: Halberstadt Stadtarchiv, M 61.

Nachweise

  1. Lichtbildaufnahme von Daniel Priese.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 79(†) (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0007900.