Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 70 Liebfrauen 1510

Beschreibung

Grabplatte für Friedrich von Hoym; an der Südwand des Langhauses auf 15 cm hohem Sockel; Sandstein, hell, Bestoßungen, Abplatzungen, die untere Hälfte stärker erodiert; Relief, im Innenfeld unter einer von schmalen Säulen getragenen Maßwerkarchitektur auf einem gekachelten Fußboden stehend, frontal ein barhäuptiger, bärtiger Ritter in zeitgenössischem Harnisch mit Rüsthaken an der linken Seite und Beintaschen, einen Zweihänder mit der Rechten haltend, über die Linke einen Rosenkranz gestreift, seitlich seiner Füße zwei gelehnte Wappen; am Rand zwischen eingetieften Linien einzeilig umlaufend der eingehauene Sterbevermerk.

Maße: H. 195 cm, B. 105,5 cm, T. 14,5 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien in gotischer Majuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni · M° · d° · x° · die / vero · d(omi)nica · xa · february · Obyt · strenuus · fredericus / de · hoym · Capitaneus · olim / diocesisa) · halberstade(n)sis c(uius) a(n)i(m)a · requiescat · in · pace ·

Übersetzung:

Im eintausendsten fünfhundertsten [und] zehnten Jahre des Herrn, am Sonntag aber, dem zehnten Februar, starb der gestrenge Friderich von Hoym, einstmals Hauptmann der Halberstädter Diözese. Seine Seele ruhe in Frieden.

Wappen:
Hoym1)Stutternheim2)

Kommentar

Die Schaftenden werden oft zu Quadrangeln reduziert. Die wenigen vorkommenden Unterlängen sind sehr kurz, die Oberlängen etwas ausgeprägter. Die Auflösung der Bögen durch Brechung ist fast vollständig durchgeführt. Als Versalien kommen das flachgedeckte A vor, dessen linke Haste außen eine Bogenschwellung zeigt, und am unteren Schaftende nach rechts umgebogen ist. Der Deckbalken steht beidseitig über und wird an beiden Enden nach oben umgebogen. Beide Bögen des symmetrischen unzialen M sind mit Bogenschwellungen versehen, der Schaft ist durch einen Nodus in der Mitte geschmückt, an seinem unteren Ende gespalten. Die Verlängerung dieser kleinen Bögen geht in die tröpfchenförmigen Schwellungen an den Enden der beiden seitlichen Bogenenden über und bildet mit diesen zusammen einen Abschlußstrich. Das ovale O hat leichte Bogenschwellungen in den seitlichen Bogenabschnitten. Der aus der Brechung des Bogens entstandene Schaft des C wird verdoppelt. Die linke Haste des x verläuft gerade, die rechte beginnt mit einer Fahne links neben der Schaftspitze und wird in Haarstrichstärke nach links unten gezogen und unter der Grundlinie nach rechts umgebogen. Der Balken kreuzt die beiden Schrägschäfte. Der Balken des e wird als Haarstrich nach außen umgebogen. Die Fahne des r ist zu einem Quadrangel reduziert, das nach beiden Seiten dünn ausgezogen wird. Das untere Schaftende der linken Schräghaste des y verläuft nach rechts umgeknickt, die rechte ist nach links durchgebogen. Einen an seinen Enden gegenläufig umgebogenen Abschlußstrich zeigt das S. Der Abstrich am unteren Bogenende des h wird nach links durchgebogen. Der obere Bogenabschnitt des c ist nicht gebrochen, sondern nur nach rechts abgeknickt. Die Bögen der hochgestellten o in der Jahreszahl, wie auch der Bogen der us-Kürzung sind gebrochen. Als Worttrenner sind ausgezogene Quadrangel verwendet. Die Grabplatte ist zusammen mit Nr. 58 und eingeschränkt Nr. 79 und 85 zur Werkstatt H5 der Halberstädter Grabplatten zu rechnen.

Friedrich von Hoym und seine Gemahlin Margareta von Stutternheim, deren Wappen auch auf der Grabplatte zu sehen ist, stifteten in Dom und Liebfrauen mehrere Standbilder bzw. Reliefs, die in zeitlichem Zusammenhang mit dem vielleicht erwarteten, 1510 erfolgten Tod des Stifters zu stehen scheinen, die vermutlich sämtlich in den Jahren 1509 bis 1511 entstanden sind.3) Sie wurden wohl, wie auch weitere, von dem sog. Katharinenmeister geschaffen.4)

Textkritischer Apparat

  1. diocesis] Die letzten Buchstaben beschädigt.

Anmerkungen

  1. Dreimal geteilt; vgl. Siebmacher SaA, S. 79 mit Taf. 49.
  2. Zwei mit den Rücken gegeneinander gekehrte Halbmonde; vgl. Siebmacher Pr, S. 66 mit Taf. 86; ebd., S. 400 mit Taf. 446; ebd. PrE, S. 170 mit Taf. 147; ebd. SchwA, S. 30 mit Taf. 20; ebd. ThüA, S. 21 mit Taf. 15.
  3. Vgl. Nr. 69; (Halberstadt Dom), Nr. 162, 163, 165.
  4. Vgl. Nr. 69, 74, 75; DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 156, 162, 163, 165, 167, 185; Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 52; Giesau 1929, S. 45; BKD, S. 349 f. Nr. 1 und 4.

Nachweise

  1. BKD, S. 351 (teilweise).

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 70 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0007000.