Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 61 St. Andreas E. 15. Jh.

Beschreibung

Meßkelch; Silber, (feuer?) vergoldet; Nodus verbeult, kleiner Riß am Standfuß, sonst gut erhalten; auf einem abgesetzten Standring erhebt sich über einer Zarge von durchbrochenen Rauten, die von zwei Hohlkehlen eingefaßt wird, der Sechspaßfuß. Auf einem der Pässe Maria als Himmelskönigin mit Kind vor Sternenhintergrund. In die beiden Pässe links von dieser Darstellung ist der Stiftername (A) einzeilig graviert. Er wiederholt sich auf einem fliegenden Schriftband rechts von der Mariendarstellung. Dieser Inschrift gegenüber ist das Wappen zu sehen. Der Anlauf des Standfußes ist steil, der Übergang zum Schaft durch Stege gekennzeichnet. Am Stilus unterhalb des Nodus Fensterarchitektur, oberhalb Fischblasenmaßwerk. Der flache Nodus wird an der Unterseite durch Blattornamente, oben von teils durchbrochenen Maßwerkfenstern verziert. Zwischen den sechs rautenförmigen Rotuli mit der gravierten Anrufung (C) sechsblättrige Blüten. Die kegelförmige Kuppa ist durch Profile vom Schaft abgesetzt.

Maße: H. 18 cm, B. 13,7 cm (Fuß), 13 cm (Kuppa), Bu. 0,5 cm (A, C), 0,5–0,7 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/2]

  1. A

    · lvdolfvs · // · lvckenvm ·

  2. B

    lvdolf·/vs · lvckenvma)

  3. C

    i//h//e//s//v//s

Wappen:
Lucknum1)

Kommentar

Die Schrift fällt zunächst durch die gespaltenen Oberlängen des l ins Auge. In der Inschrift A ist der Buchstabe durch seine Länge besonders betont. Die Schäfte von Inschrift C sind nicht gespalten. Die Buchstaben sind spitz gebrochen. Die Brechungen der Schaftenden sind zu Quadrangeln reduziert. Der untere Bogenabschnitt des d ist spitz gebrochen, der obere Teil des oberen rechten Bogenabschnitts ist umgeknickt und nach schräglinks geführt. Das e ist nicht nur spitz gebrochen, sondern auch in seine Teile aufgelöst. Auch das f ist in seine einzelnen Bestandteile, Schaft und Fahne, zerlegt. Der Schaft des k ist wie der des l gespalten. An Stelle der Schräghasten treten oben eine Art Quadrangel, unten ein virgelähnliches Gebilde. Oben und unten spitz gebrochen ist das o, während die seitlichen Bogenabschnitte senkrecht verlaufen. Nur spitz kommt das u vor. Das e in Inschrift C zeigt einen geschwungenen Abschlußstrich. Als Worttrenner dienen leicht ausgezogene Quadrangel bzw. einmal eine Raute. Über den v der Inschrift A fungieren Häkchen als diakritische Zeichen.

Ludolph Lucknum, Vikar von St. Paul in Halberstadt, ist als Zeuge einer Urkunde des bischöflichen Offizials in einem Streit zwischen dem Stift St. Johannes und dem Halberstädter Bürger und Kleriker Henning Winter aus dem Jahr 1490 belegt.2)

Textkritischer Apparat

  1. lvckenvm] Die beiden letzten Buchstaben nicht richtig ausgeführt.

Anmerkungen

  1. Schräggeschindelt.
  2. UB St. Johann, Nr. 416.

Nachweise

  1. BKD, S. 415.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 61 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0006101.