Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 59† Liebfrauen 1496

Beschreibung

Glocke; ehemals zunächst im Mittelbau zwischen den Westtürmen, anscheinend seit vor 1902 in einem der beiden westlichen Türme; Bronze; auf beiden Seiten (der Flanke?) befand sich ein Bild der Jungfrau mit dem Kind, weiter war das Gießerzeichen von Heinrich Becker1) zu sehen, unter der Krone umlaufend Gußdatum und Gießersignatur. Gewicht: ca. 1800 kg. Schlagton zwischen dis1 und e1.2)

Text nach Lichtbildaufnahme und BKD.

Maße: D. 139 cm.3)

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Bildarchiv Foto Marburg (Holzer-Lexis) [1/1]

  1. [annoa) · d(omi)ni · mccccxcvjb) · in · honore ·] beate · virginis · marie · perfecta · estc) · campana [· istad) · per · me · hinricum · becker · civem · halber(stadensem)d)]

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1496 ist zu Ehren der seligen Jungfrau Maria diese Glocke durch mich, den Halberstädter Bürger Hinrick Becker, vollendet worden.

Wappen:
Gießerzeichen1)

Kommentar

Die Glocke zersprang in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts und sollte 1932 von der Gießerei Lauchhammer AG zu einer Glocke mit anderem Ton umgegossen werden.4) Das wurde jedoch durch den Einspruch des Provinzialkonservators Hermann Giesau verhindert.5) Seither befand sich die Glocke im Kreuzgang der Liebfrauenkirche.6) Sie wurde 1941 zu Rüstungszwecken konfisziert und vernichtet.7) Der Gießer Heinrich Becker ist mit Glocken in und um Halberstadt zwischen 1462 und 1502 belegt.8) Die Abgrenzung zu Werken seines Sohnes Nikolaus Becker, der seit 1505 bzw. 1508 und noch bis 1525 Glocken in der Umgebung von Halberstadt goß, ist schwierig.9)

Textkritischer Apparat

  1. anno] Die Worttrenner nach UB Stadt Halberstadt, jedoch auf Mitte gesetzt, weil das dem zeitgenössischen Brauch entspricht.
  2. mccccxcvj] Nach UB Stadt Halberstadt. Es handelt sich um die wahrscheinlichste Schreibweise, 1496 Nebe, BKD, Hartmann, Glocken der Heimat, Peter.
  3. est] Vor dem Wort weist UB Stadt Halberstadt durch einen vertikalen Strich vermutlich einen Zeilenfall nach, so daß vielleicht eine zweizeilige Inschrift angenommen werden muß. Das ist wegen der vielen ausgeschriebenen Worte auch wahrscheinlich.
  4. ista–halberstadensem] Dieses Wort und der restliche Text fehlen Peter.

Anmerkungen

  1. Vgl. Taf. 62 Nr. 4; Hartmann 1964, S. 218 f. Nr. 1–4; Eichler 2003, S. 335 und 342 Nr. 5 und 6.
  2. Nebe 1876, S. 293; BKD, S. 340. Vgl. auch Peter 2003/2004, S. 5 mit Anm. 25.
  3. „53 Zoll“ Nebe 1876, S. 293, UB Stadt Halberstadt Bd. 2, Nr. 1209 S. 424; „1,39 m“ BKD, S. 340; „1,41 m“ Hartmann 1964, S. 215, Glocken der Heimat 1996, S. 22; „1390 mm“ Peter 2003/2004, S. 5.
  4. Vgl. Peter 2003/2004, S. 5.
  5. Ebd.
  6. Siehe Hallische Nachrichten vom 26. März 1932.
  7. Glocken der Heimat 1996, S. 22; Peter 2003/2004, S. 5.
  8. Eichler 2003, S. 39 f.
  9. Ebd.

Nachweise

  1. Nebe 1876, S. 293.
  2. UB Stadt Halberstadt Bd. 2, Nr. 1209 S. 424 f.
  3. BKD, S. 340.
  4. MBI, Nr. 88.275.
  5. Hartmann 1964, S. 215.
  6. Glocken der Heimat 1996, S. 22.
  7. Eichler 2003, S. 39 (nach BKD).
  8. Peter 2003/2004, S. 5.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 59† (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0005908.