Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 27 Liebfrauen 1403

Beschreibung

Glocke; Südwestturm, glockengeschoß, in der Mitte des westlichen Glockenstuhls; Bronze; Ausbrüche an der Schärfe und kleinere an Schlagring und Wolm, sonst gut erhalten; Krone von sechs abgerundeten Henkeln um Mittelöse, Kronenplatte mit leichter Kehle abgesetzt, Haube leicht gewölbt abfallend, Übergang gerundet, an der Schulter zwischen zwei Rundstegen einzeilig umlaufend erhaben der Anfang der Antiphon bzw. des Responsoriums Ave Maria, getrennt durch eine Kreuzigungsgruppe folgt die Jahresangabe. An der Flanke, einander fast gegenüberliegend zwei Reliefs: nach Norden in spitzovaler Mandorla Christus als Weltenrichter, nach Süden auf rechteckiger Platte ein thronender Bischof, die Mitra auf dem Haupt, mit der Rechten ein Buch hochhaltend in der Linken das einwärts gewendete Pedum. Zwischen diesen Reliefs das Gießerzeichen.1) Gewicht: 136 kg, Ton: es2.2)

Maße: H. 49 cm (Krone 14 cm), D. 63,3 cm, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/1]

  1. + avea) · maria · gr(aci)a · plena3) · d(omi)n(v)s · tecv(m) // anno · d(omi)ni · mo cccco iiio b)

Übersetzung:

Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Im eintausendsten vierhundertsten dritten Jahre des Herrn.

Kommentar

Die Schrift wirkt durch die die Vertikale betonenden Proportionen schmal. Die Auflösung der Bögen durch Brechung ist stark fortgeschritten. Es berühren sich nur die Spitzen des abgeknickten oberen Bogenabschnitts und des senkrechten Teils des aufgelösten Bogens des e. Der Balken ist zu einem dünnen Schrägstrich reduziert, der bis zur Schaftmitte geführt wird. Ähnlich stehen die Buchstabenteile des g zueinander. Das o ist asymmetrisch. Der linke Schrägschaft des v beginnt am oberen Ende mit einem Quadrangel, der rechte Schrägschaft endet ohne den linken zu berühren mit linksschräger Spitze. Die verkleinerten hochgestellten o sind kreisrund.

Das Gießerzeichen konnte nicht zugewiesen werden.4) Die Jahresangabe ist eindeutig als 1403 zu lesen, nicht 1406 wie bis auf Claus Peter bisher alle Editoren lasen.5)

Textkritischer Apparat

  1. ave] Das Initialkreuz vor dem ersten Wort fehlt Nebe, UBHH.
  2. mo cccco iiio] 1406 Nebe, MCCCCVI UBHH, Hartmann, Glocken der Heimat, mo cccco VIo BKD.

Anmerkungen

  1. Vgl. Taf. 62 Nr. 1. Siehe auch Hartmann 1964, S. 218 Abb. 6; BKD, S. 341; Eichler 2003, S. 338 Nr. 21 a und b, Peter 2003/2004, S. 16 mit Nachzeichnungen.
  2. Vgl. zu dieser Glocke auch Peter 2003/2004, S. 6, 15 f.
  3. CAO Vol. III, Nr. 1041 und IV, Nr. 6155 f. nach Lc 1,28.
  4. Vgl. auch Hartmann 1964, S. 218 f. Abb. 6; Eichler 2003, S. 338 Nr. 21 a und b mit Abb. S. 343 Nr. 21 a und b.
  5. Vgl. Peter 2003/2004, S. 16.

Nachweise

  1. Nebe 1876, S. 294.
  2. UB Stadt Halberstadt Bd. 2, Nr. 711 S. 22.
  3. BKD, S. 341.
  4. Hartmann 1964, S. 207.
  5. Glocken der Heimat 1996, S. 7.
  6. Peter 2003/2004, S. 15 f.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 27 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0002709.