Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 316† Judenstraße 21 † 1. H. 17. Jh.?

Beschreibung

Am Haus befand sich die Spruch- und Neidinschrift als Bauinschrift.

Text nach Arndt.

  1. Wer an die Strassen baven wil Der findet Momvs Brvder viel. Bald ist es Einem hier nicht recht Dem Andern dünkets dort zv schlecht Der Dritte tadelt Alles dran Ob er gleich wenig baven kan. Doch Mome was fragst dv darnach Geh sorge nvr fvr deine Sach Ob dir gleich dieses nicht gefallt Es kostet mein vnd nicht dein Geldt1)

Versmaß: Deutscher Reimvers.

Kommentar

Wie in den Inschriften Nr. 158 † und 235 † findet sich die Neidthematik, die in Spruchinschriften an Häusern so gerne gepflegt wird. Momos, der griechische Gott des Neides und des Schadens wird hier angerufen und weist so auch die humanistische Bildung des Bauherren nach.2) Die Entstehung der Inschrift läßt sich nur vage bestimmen. Sie kann noch in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden sein. Dafür sprechen manche der verwendeten Wortformen. Eine Entstehung in der zweiten Jahrhunderthälfte, wohin Scheffer sie setzen wollte,3) oder auch noch später, läßt sich jedoch nicht vollständig ausschließen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Wander Bd. 4, Sp. 894 Stichwort: Strasse Nr. 39; zu ähnlichen Sprüchen ebd. Nr. 40–45; ebd. Bd. 1, Sp. 253 Stichwort: Bauen Nr. 44; Thesaurus proverbiorum Bd. 12, S. 410 Stichwort: Weg Nr. 191–208.
  2. Vgl. Lexikon der Antike, S. 363.
  3. Scheffer 1864, S. 35.

Nachweise

  1. Scheffer 1864, S. 35.
  2. Arndt 1910 a, S. 115.
  3. Wander Bd. 4, Sp. 894 Nr. 39 (nach Scheffer).

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 316† (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0031601.