Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 299 Städtisches Museum 1. H. 17. Jh.?

Beschreibung

Zwei Fragmente eines Kanzelkorbes; ohne Inventarnummer; Provenienz ungeklärt, vielleicht aus der Moritzkirche;1) mindestens zwei weitere Fragmente sind verloren gegangen; Holz, geschnitzt und mit Intarsienarbeit versehen, teilweise farbig gefaßt und vergoldet; einige Beschädigungen, sonst gut erhalten; die einzelnen Bildfelder werden von Pfeilern, die mit Intarsien von Blattranken geschmückt sowie von korinthischen Kapitellen bekrönt sind, und durch Sockel, Profile und mit Intarsienfüllungen versehene Blendnischen gegliedert sind, getrennt, die Bildfelder mit rundem oberen Abschluß sind umgeben von Ziegelsteine und Lilien imitierenden Furnieren, in den Binnenfeldern jeweils in Relief die Evangelisten umgeben ovn stilisierten Wolkenfeldern, begleitet von den jeweiligen Evangelistensymbolen, sämtlich in Bewegungen, die einen Zeige-, Schreib- oder Lesegestus wiedergeben, die Figuren ehemals vergoldet, Matthäus mit dem Engel, Marcus mit dem Löwen, Lucas mit dem Stier und Johannes mit einem Adler, auf Schriftbändern über den Köpfen in zeilenhoch eingetieften Inschriftenfeldern als Tituli die Namen (A–D).

Maße: H. 92 cm (I, II), B. 111,5 cm (I), 113 cm (II), T. 9 cm (I, II), Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    [S(ANCTVS) · M]ATTE(VS)a)

  2. B

    S(ANCTVS) [·] MARCVSb)

  3. C

    S(ANCTVS) · LVCAS

  4. D

    S(ANCTVS) · IOHANNES

Übersetzung:

A: Der heilige Matthäus. B: Der heilige Markus. C: Der heilige Lukas. D: Der heilige Johannes.

Kommentar

Die Schrift ist breit angelegt, die Schäfte, Balken und Bogen sind an den Enden verbreitert. Oben und unten sind die Buchstaben, besonders aber die Bogen abgeflacht. Das ausschließlich spitze A zeigt einen nach links überstehenden Balken. Die Bogenenden des C sind verbreitert. Der Balken des L ist überproportional lang. Das M war wohl bis zur Grundlinie gezogen. Die Schräghaste des N ist dünner ausgeführt. Das O ist spitzoval geformt, die Cauda des R geschwungen. S kann trotz leichter Bogenschwellungen als schlanker Buchstabe bezeichnet werden. Die Bogenenden sind verbreitert. Die Enden des Balkens des T sind leicht nach unten gezogen, die Enden des V verbreitert.

Die Kanzelfragmente könnten aus der Moritzkirche stammen. Die Reste der ursprünglichen Kanzel, die aus dem 17. Jahrhundert stammen soll, haben sich vor 1902 auf dem Kirchenboden befunden.2) Nach einer knappen Beschreibung von Oskar Doering waren am Kanzelkorb „innerhalb von halbkreisförmig geschlossenen Blendnischen die 4 Evangelisten in flachen Reliefs“ zu sehen.3)

Textkritischer Apparat

  1. MATTEVS] Der zweite und vierte Buchstabe beschädigt.
  2. MARCVS] Der erste Buchstabe beschädigt.

Anmerkungen

  1. Siehe BKD, S. 385. Die Beschreibung würde, wenn auch noch so kursorisch, auf die Fragmente im Städtischen Museum passen.
  2. Ebd.
  3. Ebd.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 299 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0029909.