Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 297 Liebfrauen 1. H. 17. Jh.

Beschreibung

Grabplatte für einen Herrn von Veltheim; ehemals im Kreuzgang,1) heute an der Südwand der Taufkapelle, im dritten Joch auf 13,5 cm hohem Steinsockel; Sandstein, hell; Teile des Randes stark verwittert, Schriftverlust, die Wappenfiguren teils erloschen, die Ränder bestoßen; Relief, unter einem sich nach oben hin verjüngenden Rundbogen von geschweiftem Umriß, der durch ein perspektivisch verkürztes Gebälk gegliedert wird, steht ein Offizier, im Kontrapost etwas zur rechten Seite gewandt, mit spanischer Barttracht (Spitz- und Knebelbart), in voller Rüstung, den Harnisch (Gänsebauch) mit Beintaschen von einer Schärpe umschlungen, darüber ein breiter spanischer Kragen, in Arm- und Beinzeug, gepanzerten Schuhen und Harnischhandschuhen, die Linke am Griff des Schwertes an seiner Seite, in der Rechten einen Feldherrnstab über die Schulter haltend, rechts vor seinen Knien ein Helm mit Federbusch und geöffnetem Visier, in den oberen Zwickeln und auf den Architektursockeln in den unteren Ecken vier Vollwappen, auf zeilenhoch eingetiefter Inschriftenleiste am Rand umlaufend der erhaben ausgeführte Sterbevermerk mit Grabbezeugung.

Maße: H. 195,5 cm, B. 109,5 cm, T. ca. 18 cm, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/1]

  1. [- - - M]ARTIIa) [..] I[ST]b) DERc) EDLE VND / EHR[NVE]STERd) [- - -] HON[.]Oe) D[....]f) VELTHEIMB AN DER OHEg) IN GODT SE[LIGLICH]h) / E(N)TSLAFFNi) VND DEN 29 APRIL AL[HI]Rj) [BE]GRA/BE(N)k) SEIN ALTER 54 SEINS EHSTA(N)DS IMl) 17 IHAR DESSE(N) SELE GODTm) GNEDICHn) SEI

Wappen:
Veltheim2)Dorstadt3)
unbekannt4)Leipzig5)

Kommentar

Die Schaftenden sind leicht verbreitert, Serifen an Balken- und Bogenenden. Es fallen unterschiedliche Strichstärken und leichte Bogenschwellungen auf. A und V zeigen Linksschrägenverstärkungen. Der äußere Schaftkontur ist im Schaftverlauf etwas nach innen gebogen. Das obere Bogenende das G endet spitz, die kräftige Cauda ist angesetzt. Das S wirkt ausgesprochen langgestreckt, da seine Vertikale durch die stark umgebogenen Bogenenden betont wird. Der mittlere Bogenabschnitt ist durch eine Bogenschwellung verstärkt und der Buchstabe ist wie auch das C mit starken Sporen besetzt. Breit wirkt der Balken des H, da die Schäfte schmaler sind. Der Balken des E ist im Gegensatz dazu jedoch schmal. Die Kürzungsstriche sind ausgesprochen lang und schmal. Vielleicht wurde die Schriftleiste vorsätzlich in bestimmten, den persönlichen Teilen beschädigt (deletio memoriae).

Da durch den fehlenden Vornamen nicht bekannt ist, um welches Mitglied des Geschlechts von Veltheim es sich gehandelt hat, lassen sich weder das Denkmal noch die Zeit seiner Entstehung genauer zuordnen. Eine Entstehung in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist jedoch wahrscheinlich. Ähnlichkeiten in Darstellung und Machart weist ein Grabdenkmal für Heinrich von Randow auf, der im Jahr 1621 verstarb, das an der Ostwand des Magdeburger Domkreuzgangs angebracht ist.6) Es soll von Christoph Dehne oder Lulef Bartels stammen.7) In derselben Werkstatt könnte auch die Grabplatte in der Taufkapelle in der Halberstädter Liebfrauenkirche enstanden sein. Zu dieser Werkstatt, die den Notnamen Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H12 erhalten hat, zählt auch Nr. 296.

Textkritischer Apparat

  1. MARTII] Die Buchstaben beschädigt.
  2. IST] Der erhaltene Buchstabe beschädigt.
  3. DER] Die beiden ersten Buchstaben beschädigt.
  4. EHRNVESTER] Die erhaltenen Buchstaben beschädigt.
  5. HON[.]O] Die erhaltenen Buchstaben beschädigt.
  6. D[....]] Der erhaltene Buchstabe beschädigt.
  7. OHE] Die beiden letzten Buchstaben beschädigt.
  8. SE[LIGLICH] Die erhaltenen Buchstaben beschädigt.
  9. ENTSLAFFN] Sic! Die beiden ersten Buchstaben beschädigt.
  10. ALHIR] Die erhaltenen Buchstaben beschädigt.
  11. BEGRABEN] Die erhaltenen Buchstaben beschädigt, ein Kürzungszeichen fehlt.
  12. IM] Der letzte Buchstabe beschädigt.
  13. GODT] Der letzte Buchstabe beschädigt.
  14. GNEDICH] Sämtliche Buchstaben beschädigt.

Anmerkungen

  1. BKD, S. 355 Nr. 47 mit Fig. 145 auf S. 354.
  2. Das Wappen ist verwittert. Es kann sich aber nur um das Veltheimsche gehandelt haben; vgl. Siebmacher Pr, S. 425 f. mit Taf. 469; ebd. Han, S. 17 mit Taf. 18; ebd. Brau, S. 10 mit Taf. 9.
  3. Drei sitzende Bracken mit Halsband 2:1, HZ: über Wulst eine Bracke, den Kopf mit Straußenfedern besteckt; vgl. Siebmacher SaA, S. 38 mit Taf. 23 (Dorstadt III.); ebd. AnhA, S. 15 mit Taf. 8. Siehe zum Geschlecht auch Ledebur Bd. 1, S. 178; Kneschke Bd. 2, S. 556 f.
  4. Das Wappen konnte wegen seiner Verwitterung nicht mehr erkannt werden.
  5. Ein springender Fuchs, an Stelle der Lunte mit Hahnenfedern besteckt, HZ: die Wappenfigur wachsend; vgl. Siebmacher Sa, S. 37 mit Taf. 41; siehe zum Geschlecht auch Ledebur Bd. 2, S. 22; ebd. Bd. 3, S. 300; Kneschke Bd. 5, S. 450 f.; Adelslexikon Bd. 7, S. 253.
  6. Brandl/Forster 2011 Bd. 2, S. 795 Nr. 102; Deneke 1911, S. 118 Nr. 71.
  7. Brandl/Forster 2011 Bd. 2, S. 795 Nr. 102; siehe auch Ratzka 1998 Bd. 1, Werkverzeichnis S. 79 mit Abb. 288.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 297 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0029701.