Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 282 Städtisches Museum 1640

Beschreibung

Weichbildzeichen (Grenzstein); ohne Inventarnummer; bis Ende 1998 „in der Ruinenmauer des Hauses Westendorf 7“;1) Sandstein, hell; Ränder bestoßen, leicht verwittert; die querrechteckige Tafel zeigt – in einem einfachen Rahmen mit den Namen der Kirchväter (A) oben und der Bauermeister (C, E) unten – zwei Medaillons mit den Wappen der Stadtteile Westendorf und Vogtei, auf den einfachen Rahmungen oben links beginnend die Wappenbeischriften mit den unten links beginnenden Jahresangaben (B, D) eingehauen.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Wolfgang Huschner) [1/2]

  1. A

    ACHATZ BRUGGEMANa) MATTHIASb) DRUDEc) / KIRCHVATERd) ZU S(ANKT)e) · IOH(ANN)f) VOR VND IN HALBER/STAD

  2. B

    DER WESTENDORFER WAPENg) / ANNOh) 1640i)

  3. C

    ACHATZj) BRUGGEMAN / BAURMEISTER

  4. D

    DERk) VOGETEI WAPENg) / ANNO 1640i)

  5. E

    GEORGIUS BERNCLAUSl) / BAURMEISTER

Wappen:
Westendorf2)Vogtei3)

Kommentar

Eine nicht ganz reine Kapitalis, die besonders mit unzialem U durchsetzt ist. Die Hasten-, Balken- und Bogenenden schließen in feinen Serifen ab. A kommt spitz vor und ist sehr ausgewogen konstruiert. E weist einen verkürzten Mittelbalken auf, der untere Balken ist verlängert und endet, wie der Balken des L, in einem besonders betonten nach oben gezogenen Sporn. Die Cauda des G ist am Ende des unteren Bogens etwas verstärkt und lotrecht aufgesetzt oder ragt nach unten leicht über den Bogen hinaus. Die Seitenhasten des M stehen gerade, der Mittelteil ist nur kurz. Die Schräghaste des N ist leicht geschwungen. Die Cauda des R kann nach unten oder oben durchgebogen, aber auch geschwungen vorkommen. Es wird ausschließlich unziales U verwendet. Der Schaft reicht unten leicht über den Bogen hinaus. Z ist mit einem Mittelbalken versehen.

Ein Stadtkämmerer namens Mathias Drude gehört 1697 zu den Halberstädter Brauberechtigten.4) Georg Bernclaus fungiert im Jahr 1638 als Notar bei der Besiegelung der sogenannten „Kleinen Union“, einem Zusammenschluß der Stifter Liebfrauen, St. Bonifacii und St. Pauli, in einer Appellation an den Bischof in einem Streit zwischen Liebfrauenstift und Domkapitel.5) Auch im „Gerichtsschein über die Brauzeiten von einigen Kirchhäusern“ wird er als Bauermeister in absentia genannt.6) Ein Bornclauß ist als Baumeister 1644 im Westendorf ansässig.7)

Textkritischer Apparat

  1. BRUGGEMAN] Bauck Arndt.
  2. MATTHIAS] Die vier letzten Buchstaben beschädigt; .. a.... Arndt; HOLTEN Kunze.
  3. DRUDE] Drud Arndt.
  4. KIRCHVATER] cbva. er Arndt.
  5. SANKT] Kürzungszeichen fehlt.
  6. IOHANN] Durch zwei vertikal übereinander angebrachte Dreiecke gekürzt; Joh. Arndt; IOH. Kunze.
  7. WAPEN] Es folgt ein einfach geschwungenes Ornament.
  8. ANNO] Es folgt ein einfach geschwungenes Ornament.
  9. 1640] Die Jahreszahl ist in zwei Blöcke zu zwei Ziffern mit einem Abstand dazwischen angeordnet.
  10. ACHATZ] .... ohatz Arndt.
  11. DER] UND setzt Kunze davor.
  12. BERNCLAUS] Bern.a.. Arndt.

Anmerkungen

  1. Kunze 2001, S. 39.
  2. Ein bärtiger, gelockter Männerkopf.
  3. Ein mit Mitra, Albe und mit Kreuz bestickter Kasel bekleideter Bischof, ein Pedum haltend.
  4. Bandau 1932, S. 23.
  5. UB St. Johann, Nr. 563 S. 480.
  6. Derling 1748, S. 144 Nr. XI.
  7. Bandau 1932, S. 20.

Nachweise

  1. Arndt 1910 a, S. 107 (A–C).
  2. Kunze 2001, S. 39 f. mit Abb.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 282 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0028200.