Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 278 Städtisches Museum 1637

Beschreibung

Grabstein für Hans Harsleben; als 9. Objekt von Süden in die östliche Grundstücksmauer in 25 cm Höhe und ca. 7,5 cm tief eingelassen; auf dem ‚Neuen Kirchhofe' des Salvator- und Elisabethhospitals, der vor dem Wassertor lag, lehnte er ehemals im sechsten Bogen der Umfassungsmauer, an einem Bogen des Kreuzgangs;1) Sandstein, rötlich, etliche Einschlüsse und Abplatzungen, sonst gut erhalten; hochrechteckig, im geschweiften und gesprengten Giebel mit Volutenornamentik ein Vollwappen; zu seinen beiden Seiten zweizeilig eingehauen als Wappenbeischrift die Initialen mit der Jahreszahl (A). Darunter unter einem volutenverzierten Gebälk und zwischen in gleicher Weise geschmückten Wangen das nach unten hin leicht verbreiterte Hauptinschriftenfeld mit der Grabbezeugung (B) und dem Bibelwort (C), auf dem Sockel durch eingehauene Linien gerahmt das Bibelwort (D), sämtlich zeilenweise eingehauen. Auf dem Grabstein weitere Ritzinschriften des 17., 18. und 19./20. Jahrhunderts mit Initialen, Namensinschriften und Jahreszahlen. Vor die Inschrift D wurde ebenfalls in Kapitalis ein Vorname (E) eingeritzt, die weiteren Kritzelinschriften lassen sich nicht eindeutig identifizieren.

Maße: H. 134,2 cm, B. 78,5 cm, Bu. 4,5 cm (A), 2,5 cm (B), 2,5–3,7 cm (C und D).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/1]

  1. A

    H(ANS) // H(ARSLEBEN) / 16//37

  2. B

    ANNO 1637 DEN 18 SEPTEMB(ER)a) / IST DER EHREN WOLGEACHTE / HANS HARSLEBEN VON HALBER/STADT WELCHER VOR DIESEM STEIN / BEGRABEN DVRCH GRAVSAHME / MÖRDER VND STRASSENREVBERb) / VFFNc) KAEYS(ERLICH)d) FREIEN FELDE NAHE BEYe) / DER MVLEKENMVHLE IEMMERLICHER / WEISE ERSCHOSSEN WORDEN / SEINES ALTERS 29 IAHR GOTT / WOLLE DERf) SEELEg) GNEDIG SEYNh)

  3. C

    PSAL(M)i) 90 VERS · 7 / DAS MACHETj) DEIN ZORN DAS / WIR SO VORGEHEN VND DEIN GRIM / DAS WIR SO PLÖTZLICH DAHIN / MVSSENk)

  4. D

    EOD(EM)l) VERSm) 15 / ERFREVEn) VNSo) NV WIEDER NACH DEM / DVp) VNSo) SO LANGE PLAGEST NACH / DEM WIER SO LANG VNGLVCKq) LEIDENr)

  5. E

    FRANSs)

Wappen:
Harsleben2)

Kommentar

Die Serifen an Hasten-, Balken- und Bogenenden der Buchstaben sind stark ausgeprägt. A ist breit proportioniert, gleiches gilt für das N. Die Seitenhasten des M sind gerade gestellt, der Mittelteil ist verkürzt. Das S wirkt steil. Die Hasten des Y sind einmal gerunder verbunden, sonst immer spitz, in allen Fällen aber mit Dreispitzen versehen. Mit zwei Dreispitzen wurde auch dem V der Charakter eines Umlauts gegeben, nicht immer zu recht. W wurde aus zwei verschränkten V zusammengefügt. Die Stachelcauda des R verläuft leicht geschwungen, die Cauda G sitzt lotrecht auf dem unteren Bogenende auf. Die obere Schräghaste des K ist gebogen, die untere dagegen geschwungen. Z weist einen Querbalken auf. Als Worttrenner, zur Interpunktion und als i-Punkte und zur Kennzeichnung der Umlaute verwendete man Dreispitze.

Die Molkenmühle liegt unterhalb der Klus an der Grenze zu Harsleben, die zuerst 1363 erwähnt wird.3) Weitere Nachrichten über die Bluttat fehlen.

Textkritischer Apparat

  1. SEPTEMBER] Gekürzt durch nachgestellte Dreispitze.
  2. STRASSENREVBER] Das V als Umlaut mit zwei Dreispitzen versehen.
  3. VFFN] Das V als Umlaut verstanden und mit zwei Dreispitzen versehen.
  4. KAEYSERLICH] Das Y mit zwei Dreispitzen versehen als I und J bzw. I-Longa kenntlich gemacht.
  5. BEY] Das Y mit zwei Dreispitzen versehen als I und J bzw. I-Longa kenntlich gemacht.
  6. DER] Die beiden letzten Buchstaben beschädigt.
  7. SEELE] Der letzte Buchstabe beschädigt.
  8. SEYN] Das Y mit zwei Dreispitzen versehen als I und J bzw. I-Longa kenntlich gemacht.
  9. PSALM] Durch zwei nachgestellte Dreispitze gekürzt.
  10. MACHET] Das E entbehrt des Mittelbalkens.
  11. MVSSEN] Das V als Umlaut verstanden und mit zwei Dreispitzen versehen.
  12. EODEM] Gekürzt durch einen nachgestellten Punkt.
  13. VERS] Der erste Buchstabe beschädigt und das V als Umlaut verstanden und mit zwei Dreispitzen versehen.
  14. ERFREVE] Das V als Umlaut verstanden und mit zwei Dreispitzen versehen.
  15. VNS] Das V als Umlaut verstanden und mit zwei Dreispitzen versehen.
  16. DV] Das V als Umlaut verstanden und mit zwei Dreispitzen versehen.
  17. VNGLVCK] Die V als Umlaut verstanden und mit zwei Dreispitzen versehen.
  18. LEIDEN] Es folgt ein geschwungenes Endzeichen.
  19. FRANS] Fehlt Scheffer und Arndt. Die weiteren lesbaren Inschriften lauten: HADE 1707 // A STURM // GRE // PAPE // [P]APE // ANGRE.

Anmerkungen

  1. Scheffer 1864, S. 50; Arndt 1898, S. 21; BKD, S. 440.
  2. Ein steigender Bock, HZ: das Wappentier zwischen einem Geweih.
  3. BKD, S. 502; UB Stadt Halberstadt Bd. 1, Nr. 525 S. 416.

Nachweise

  1. Scheffer 1864, S. 50 (A).
  2. Arndt 1898, S. 21 (B–D).

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 278 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0027806.