Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 242(†) Liebfrauen 1613

Beschreibung

Abguß einer Inschriftenplatte; Original im Turmknauf des nordwestlichen Turmes; Blei; gut erhalten; querrechteckige Tafel, darauf zeilenweise das Datum als Jahresangabe und die Namen der Stiftsherrenliste eingeritzt.

Maße: H. 10,1 cm, B. 15,7 cm, Bu. 0,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. ANNO D(OMI)NI 1613 RESIDENTES / CANONICI · FVERVNT · APVD · HANC · ECC(LES)IAM · / IOHANNES · GEORGIVS · A BRITZKE ·DECANVS · / ALBERTVS · A · KREIENDORHa) · SENIOR · CHRISTO/PHERVS · A · BRIEST · CHRISTORHERVSb) · A WVLFFc) / HENRICVS WERDER · IACOBVS · A · BIEREN · / AVTOR · BALSTOCH · OFFICIAL(IS)d) / ETe) [- - -]IOAHSe) · CHRISTOHEVSf) · A · HONRODT · / IVTVSg) · PETRI · CELL(ARIVS) · VICTOR · IVTVSh) · SCHENKE / · WILHELMVS · A · ARNSTEDT · LAMBERTVS · A · PHVELLi) / CASPARVS · A · ILTEN · MELCHIOR · A · RINTORF

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1613 sind residierende Kanoniker an dieser Kirche gewesen: Johann Georg von Britzke, Dekan, Albert von Kreiendorf, Senior, Christoph von Briest, Christoph von Wulff, Heinrich Werder, Jakob von Bieren, Autor Balstoch, Offizial, und [- - -], Christoph von Hohnrat, Jodocus Petri, Cellerarius, Victor Iustus Schenk, Wilhelm von Arnstedt, Lambert von Phuell, Caspar von Ilten, Melchior von Rintorf.

Kommentar

Die Schriftform ist als Kapitalis zu bezeichnen. Schaft-, Balken- und Bogenenden weisen Serifen auf. A kommt ausschließlich in spitzer Form vor. Die Präposition A mit Ablativ wird durch einen über die Buchstabenspitze gesetzten Balken gekennzeichnet. Der untere Bogen des B ist ein wenig größer als der obere. Der mittlere Balken des E ist ein wenig verkürzt. Die Cauda des R wird sehr unterschiedlich gestaltet, geschwungen, gebogen oder gerade ausgeführt.

Die Liste gab die damals aktuellen Mitglieder des Kapitels wieder; welchen weiteren Zweck sie hatte, ob sie eine Baumaßnahme am nordwestlichen Turm, in dessen Turmknauf die Bleiplatte – wie auch weitere – aufbewahrt und gefunden wurde, dokumentiert, was wahrscheinlich ist (vgl. Nr. r. 265 †), läßt sich nicht mehr nachweisen. Zu Johannes Georg, auch Hans Georg genannt, von Britzke, der seit 1591 Stiftsherr von Liebfrauen war und der 1622 als Dekan des Stiftes starb, der er zehn Jahre lang gewesen war, siehe auch Nr. 227 und 261 †. Die Kanoniker nennt – und zwar in dieser Reihenfolge wohl nach der Anciennität – auch eine Inschrift auf dem Taufbecken der Stiftskirche, das ein Jahr später, 1614, gegossen worden war, und das auch die Wappen der einzelnen Domherren zeigt; vgl. Nr. 243. Lediglich die beiden Namen Lambert von Phuell (?) und Caspar von Ilten findet man 1614 nicht mehr, über ihr Schicksal ist nichts bekannt.

Textkritischer Apparat

  1. KREIENDORH] Sic! Statt KREIENDORFF.
  2. CHRISTORHERVS] Sic! Statt CHRISTOPHERVS.
  3. WVLFF] Die letzten Buchstaben beschädigt. Lesung unsicher.
  4. OFFICIALIS] Das Ende des Wortes nur undeutlich lesbar. Eine Kürzung ist nicht erkennbar.
  5. ET–IOAHS] Diese Stelle wurde durchgestrichen. Lesung unsicher.
  6. CHRISTOHEVS] Sic! Statt CHRISTOPHERVS.
  7. IVTVS] Sic! Für IODOCVS. Vgl. Nr. 243.
  8. IVTVS] Sic! Für IVST(VS). Vgl. Nr. 243.
  9. PHVELL] Lesung unsicher.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 242(†) (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0024206.