Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 240 Domplatz 35 1613

Beschreibung

Wappentafel; an der Südseite der ehem. Lochowschen Kurie; Sandstein, in moderner Farbfassung; gut erhalten; die Tafel von geschweiftem Umriß ist dreizonig, unterhalb des gesprengten Giebels mit Ohrmuschelornamentik und des Gebälks sieht man im von pilasterartigen Stützen flankierten Hauptfeld das Vollwappen Lochow, im Unterhang in einer von Ohrmuschelwerk umgebenen Kartusche zeilenweise eingehauen die Bauinschrift.

Maße: H. 114,5 cm, B. 66 cm, T. 10,6 cm, Bu. 2,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. HENRIC(VS) A . LOCHOW . ECCL(ESI)E . CATHE=/DRALIS HALBERSTAED(ENSIS)a) . CANON(ICVS) : HAESb) / AEDES PRIORVM MALE COHAERE(N)/TIVM AC PLAENEc) COLLAEPSAE/RVM,d) LOCO, SIBI ET SVCCES=/SORIB(VS) NOVAESe) AERE SVO / CONDIDIT · A(NN)O / 1.6.13.

Übersetzung:

Heinrich von Lochow, Domherr der Halberstädter Kathedralkirche, hat diese Gebäude, an der Stelle der früheren, schlecht zusammenhängenden und ganz zusammengefallenen für sich und seine Nachfolger von seinem Geld neu erbaut im Jahre 1613.

Wappen:
Lochow1)

Kommentar

Die leicht rechts geneigte Schrift wirkt ein wenig unsicher. Verblüffend sind die vielen Nexus litterarum der Buchstaben AE, die auch ohne Notwendigkeit, ja sogar hyperkorrekt grammatisch verfälschend verwendet werden. Besonders Bogen- und Balkenenden, aber auch Schaftenden sind mit Sporen versehen. A kommt nur in der spitzen Form vor. Die linke Haste ist meist nach rechts geneigt, die rechte gerade. Der obere Bogenabschnitt des C ist ein wenig weiter nach rechts gezogen als der untere. Der Mittelbalken des E ist kaum verkürzt. Die Enden der beiden anderen Balken sind gegenläufig ausgezogen. Den Mittelteil des M hat man verkürzt, die linke Haste verläuft rechtsschräg, die rechte ist leicht verstärkt. O ist oval geformt. Der linke Schaft des V steht gerade, der rechte verläuft rechtsschräg und am Ende leicht gebogen. Als Worttrenner benutzte man Punkte, Quadrate und Quadrangel meistens auf der Grundlinie, als Trennungszeichen und zur Interpunktion Virgeln. In einer Werkstatt scheinen auch diese Wappentafel und eine Grabplatte (Nr. 256) entstanden zu sein, hier mit Werkstatt H11 der Halberstädter Grabplatten bezeichnet.

Der Domherr Heinrich von Lochow ist wie sein Verwandter Ludwig von Lochow oder der Kanoniker Ernst von Hopkorff (vgl. Nr. 221) am Wappenfries, der Namen und Wappen von Mitgliedern des Domkapitels im Jahr 1613 wiedergibt, zu finden.2) Am selben Gebäude war wohl auch ein weiterer Wappenstein Heinrich von Lochows aus demselben Jahr angebracht, der heute in die Grundstücksmauer des Stadtarchivs eingemauert ist.3)

Textkritischer Apparat

  1. HALBERSTAEDENSIS] Sic! Statt HALBERSTADENSIS.
  2. HAES] Sic! Statt HAS.
  3. PLAENE] Sic! Statt PLENE.
  4. COLLAEPSAERVM] Sic! Statt COLLAPSARVM.
  5. NOVAES] Sic! Statt NOVAS.

Anmerkungen

  1. Vgl. Siebmacher AnhA, S. 38 mit Taf. 21.
  2. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 252.
  3. Vgl. Nr. 192, 241.

Nachweise

  1. Arndt 1910 a, S. 105.
  2. Abb. Kunze 2001, S. 13.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 240 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0024002.