Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 208† St. Johannes † 1600

Beschreibung

„Eine Reihe von Scheiben, das Abensmahl (!) andere biblische Scenen u. den heil. Martin vorstellend, führten die Jahreszahl“ (A). „Einige groessere Figuren, unter ihnen eine Madonna waren vortreffl. Zeichnung. Auf der einen Scheibe: einen Johannes vorstellend, las ich das Wort“ – mithin den Eigentumsvermerk – (B), so heißt es in den Tagebüchern von Ludwig Ferdinand Niemann1) zu Inschriften, die samt den Glasmalereien, die sie begleiten, aus St. Johannes stammen.

Nach LHASA Magdeburg, Ms X 38.

  1. A

    1600

  2. B

    Johannis-Closter

Kommentar

Die Nachricht über die beiden Inschriften – bzw. weitere Darstellungen mit der gleichen Jahreszahl – übermittelt der Halberstädter Jurist und Beamte Ludwig Ferdinand Niemann (1781–1836). In seinen Tagebüchern nimmt er Stellung zu seinen kunsthistorischen Beobachtungen in verschiedenen Gegenden Deutschlands.2) Dabei schildert er auch einen Besuch bei dem Halberstädter Buchhändler Helm, der unter anderen antiquarischen Interessen auch dasjenige an Glasmalereien hatte. Die Scheiben scheinen aus der alten Johanneskirche, einem Gebäude, das im Jahr 1631 niedergelegt worden war, zu stammen, wie die Inschrift B und die Existenz auch anderer Halberstädter Glasmalereien z. B. das „Spitznasche Wappen .... das grosse Kaufmannsgilde Wappen ...“ und „16 gemalte Scheiben aus dem Quenstedtschen Hause hierselbst ...“ nahelegen.3) Bei einem verheerenden Brand im Jahr 1587 war am 23. Dezember „das Johanniskloster und Kirche, mit denen meisten darin befindlichen unbeweglichen Gütern, Auszierungen und Denkmalen der Begrabenen durch schändliche Verwarlosung (!) eines Klosterbruders Hermans in Feuer ...“ aufgegangen.4) Sollte es nach 1587 einen „Neubau“ oder nach 1592 Veränderungen des Baus gegeben haben, wie Doering vermutet, so könnten die Scheiben daher stammen.5) Niemann schildert in seinem Tagebuch, der Besitzer habe die „alten Malereien mit neuen Einfassungen von violettem u. gelben Glas umgeben lassen“.6) Das sind zwar Farben, wie sie in den Wappenbildscheiben der neuen Johanneskirche von 1648 zu finden sind (vgl. Nr. 291), sie könnten vielleicht von Helm, der als Halberstädter diese Bildscheiben gekannt haben wird, nach den Vorbildern in der neuen Johanneskirche imitiert worden sein.

Anmerkungen

  1. LHASA Magdeburg, MS X 38, S. 151.
  2. Ebd.
  3. Ebd.; UB St. Johann, S. 13*.
  4. Derling 1748, S. 60; siehe auch Abel 1732, S. 421.
  5. BKD, S. 370 f.
  6. LHASA Magdeburg, MS X 38, S. 151.

Nachweise

  1. LHASA Magdeburg, MS X 38, S. 151.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 208† (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0020804.