Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 176 Liebfrauen 1585

Beschreibung

Grabplatte für Magister Christian Schwindt;1) an der Nordwand als viertes Objekt von Osten; Sandstein, hell; Relief, im Binnenfeld, in einem von ornamentierten Pilastern mit Blattkapitellen getragenem Rundbogen, dessen innerer Hintergrund mit Rankenwerk verziert ist, die Zwickel mit Beschlagwerk geschmückt, am unteren Bogenrand Eierstabornament, ein Chorherr stehend, in Birett, troddelgesäumter Pelzalmutie, Superpelliceum und Albe gekleidet, mit der Linken einen Kelch umfassend, die Rechte segnend darüber haltend; am Rand in eingetiefter Inschriftenleiste umlaufend, erhaben ausgeführt der Sterbevermerk.

Maße: H. 216 cm, B. 131,7 cm, T. 19,6 cm, Bu. 7,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Frakturversalien.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. Anno Domini Millesimo Quingentesimo / Octuagesimoquinto nono marty obijt Venerabilis et egregius D(omi)n(u)sa) / M(a)g(iste)rb) Christianusc) Schwindtd) huius / ecclesiaee) Decanusf) cuiusg) animah) requiescat in sanctai) pace Amenj) ·

Übersetzung:

Im eintausendsten fünfhundertsten fünfundachtzigsten Jahre des Herrn am neunten März starb der ehrwürdige und ehrenvolle Herr Magister Christian Schwindt, Dekan dieser Kirche, dessen Seele ruhe in heiligem Frieden. Amen.

Wappen:
Schwindt2)

Kommentar

Die gotische Minuskel tendiert in manchen Einzelheiten zur Fraktur. Die Bögen kommen teilweise wieder gerundet, besonders bei Buchstaben mit Ober- bzw. Unterlängen vor, z. B. Schaft-s, g, der Bogen des doppelstöckigen a, teilweise beim o, die Brechung des t ist rund aufgelöst. Sonst werden die Brechungen oft zu Quadrangeln reduziert. Doppelstöckiges a erscheint in zwei Formen. Ungewöhnlich ist der etwas über den Bogenansatz hinausragende Schaft. Der Balken des e wird entweder zum Schaft zurückgeführt oder am Ende nach rechts umgebogen. Die Schäfte von b und p enden stumpf, p zeigt kaum Unterlänge, i und y werden immer mit i-Punkten versehen. Die Majuskeln sind sämtlich stark geschwungen und verschlungen und mit schmückenden Zierstrichen versehen.

Nach Haber soll Christian Schwindt im Jahr 1558 Dekan des Liebfrauenstiftes geworden sein.3) Tatsächlich wurde er am 16. Dezember 1557 zum Dekan gewählt und am 19. Januar des folgenden Jahres confirmiert.4)

Textkritischer Apparat

  1. Dominus] Die erhaltenen Buchstaben verwittert.
  2. Magister] Der erste Buchstabe beschädigt.
  3. Christianus] Die letzten drei Buchstaben beschädigt.
  4. Schwindt] Der erste Buchstabe beschädigt.
  5. ecclesiae] Die Buchstaben beschädigt.
  6. Decanus] Der erste Buchstabe beschädigt.
  7. cuius] Die Buchstaben beschädigt.
  8. anima] Der erste Buchstabe beschädigt.
  9. sancta] Der erste Buchstabe beschädigt.
  10. Amen] Die ersten beiden Buchstaben beschädigt.

Anmerkungen

  1. BKD, S. 352 Nr. 16; Lucanus 1848, S. 21.
  2. Ein Rad mit Nabe und sechs Speichen, dahinter schwebend Schlüssel und Schwert gekreuzt.
  3. Haber 1737, S. 27 Nr. 21.
  4. Magdeburg LHASA, Rep. U 7 (Stift Unser Lieben Frauen zu Halberstadt), Nr. 1773 und 1774.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 176 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0017607.