Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 139† Breiter Weg 38 † 1559

Beschreibung

Am Schwellbalken des Wohnhauses, ehemals Nr. 647, befanden sich die Bauinschrift (A) und der Sinnspruch (B) in erhaben ausgeführten Buchstaben.1)

Text nach Meßblatt (A, teilweise) und Arndt.

Schriftart(en): Kapitalis.2)

  1. A

    AN(N)Oa) D(OMI)NI · 1559 FLOR.b) BERBOM. ME FIERI FECIT. JUDICA3) INCEPI VRBAN4) COMPLEVI

  2. B

    WER . GODT . VOR . TRVWET . DER . HAT . WOL . GEBVWET5) .

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1559 hat Florian Berbom mich machen lassen, Judica3) begonnen, Urban4) vollendet. Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut.

Versmaß: Deutscher Reimvers.

Kommentar

Der Sinnspruch (B), eine der häufigsten Hausinschriften, die vor allem in Norddeutschland vorkommt, ist unter den untersuchten Beständen zuerst in den Ortschaften nahe der Weser, 1504 an einem Haus in Hameln und im Jahr darauf in Bödexen bei Höxter belegt.6) Seit 1571/2 ist die Zeile als Beginn eines Kirchenliedes nachweisbar.7)

Der Bauherr, der das Haus in so kurzer Zeit hat errichten lassen, worunter Arndt jedoch ob der nur zweieinhalb Monate währenden Bauzeit allein den Rohbau verstehen will,8) ließ sich leider in den Halberstädter Quellen nicht nachweisen.

Textkritischer Apparat

  1. ANNO] Kürzungszeichen fehlt. Die folgenden fünf Worttrenner nach der Abzeichnung bei Scheffer.
  2. FLOR.] Vermutlich zu ergänzen zu FLORIAN.

Anmerkungen

  1. Scheffer 1864, S. 15.
  2. Auch nach der Abzeichnung bei Scheffer 1864, Nr. 21. Analog wurde auch die Inschrift B in Kapitalis wiedergegeben.
  3. 12. März.
  4. 25. Mai.
  5. Wander Bd. 2, Nr. 2200 S. 90 f.; erweitert als Kirchenlied, das auf Joachim von Magdeburg (1525–1587) aus Gardelegen im Jahr 1571 zurückgeführt wird; vgl. Wackernagel Bd. 3, Nr. 1213 S. 1042. Die Ursprünge des Spruchs reichen bis in das Mittelalter zurück; vgl. Thesaurus proverbiorum Bd. 5, S. 200 Nr. 1318–1336. In den Inschriftenbänden der DI bis Band 80 kommt die Inschrift in der einen oder anderen Form 109 mal vor.
  6. DI 28 (Hameln), Nr. 37; DI 59 (Lemgo), Nr. 50 mit Anm. 9, Nr. 174 mit Anm. 2.
  7. Wackernagel Bd. 3, Nr. 213 S. 1042; DI 59 (Lemgo), Nr. 50.
  8. Arndt 1910 a, S. 95.

Nachweise

  1. Scheffer 1864, S. 15 und Abzeichnung Nr. 21.
  2. Arndt 1910 a, S. 95.
  3. Meßblatt 1912, H. 390 1795,1.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 139† (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0013901.