Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 48† Trillgasse † 1476

Beschreibung

Jahreszahl, ehemals an einer Ecke eines Hospitals in der Trillgasse eingehauen.1)

Nach Lucanus 1806 a.

  1. 1476

Kommentar

Die Jahreszahl gab Lucanus und Niemann Anlaß zu der Vermutung, daß das „Trüllkloster“ bzw. ein zugehöriges „Hospital“ in jenem Jahre bereits existiert habe.2) Das Hospital „Beatae Virginis Mariae et Sanctae Mariae Magdalenae“ – mit dem es beide gleichsetzen – wurde aber erst im Jahr 1499 bzw. am 24. Januar 1500 nach dem Kauf eines Hofes „in vico seu strata fratrum Cellitarum sive Lollardum“ durch den Benediktinermönch und Halberstädter Weihbischof Matthias Kanuti gegründet.3) Dieser hatte zu Ehren des allmächtigen Gottes, der hl. Jungfrau Maria und seiner Schutzherrin Maria Magdalena das Hospital als „infirmariam seu locum hospitalis pro receptione pauperum infirmorum“ gegründet.4)

Diese Stiftung ist jedoch wohl nicht mit den Einrichtungen der Willigen Armen, auch Cellenbrüder bzw. Lollarden genannt,5) oder den Trüllbrüdern6) zu verwechseln, die ihre Heimstätten in derselben Gasse, die heute Trillgasse heißt, um 1500 aber als Celliten- oder Lollardsstraße, im Jahr 1462 Trüllbröderstrate und noch davor als de Geverdestwete bekannt war.7) Wir wissen also nicht mehr, an welchem Haus sich die Jahreszahl befand und auf was sie sich bezog. Lucanus und Niemann glaubten, es handele sich um das sog. Trüllkloster, das am südlichen Ende der Gasse lag8) und das beide aber mit dem Maria-Magdalenenspital verwechselten, das mitten in der Gasse lag.9) Die Celliten lebten nach Arndt in dem „Hof mit der steinernen Pforte“, Doering und Militzer/Przybilla identifizieren ihn als den 1375 dem Trüllkloster überlassenen Hof.10)

Anmerkungen

  1. Lucanus 1806 a, S. 215 f.; Niemann 1824, S. 79.
  2. Lucanus 1806 a, S. 216; Niemann 1824, S. 79 f.
  3. UB Stadt Halberstadt Bd. 2, Nr. 1223 S. 436 f.; siehe zu Matthias Kanuti auch Gatz 1996, S. 351 (Josef Pilvousek); Krause/Schmitt 2007 Bd. 1, Nr. 11 S. 40; DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 112, 156, 157.
  4. UB Stadt Halberstadt Bd. 2, Nr. 1223 S. 436.
  5. Zu den Celliten ursprgl. Alexianer vgl. Mülverstedt 1871, S. 49–51; LexMA Bd. I, Sp. 384 (G[ünther] Binding). Siehe zur Gründungsgeschichte der Klöster auch UB Stadt Halberstadt Bd. 2, Register S. 534 Nr. IX.
  6. Mülverstedt 1871, S. 53 f.; ob es sich tatsächlich um Hieronymiten gehandelt hat, wie Mülverstedt meint, läßt sich ohne genauere Quellen nicht einschätzen; zu den Hieronymiten siehe LexMA Bd. V, Sp. 2 (O[dilo] Engels).
  7. Zu den widersprüchlichen topographischen Angaben siehe Lucanus 1806 a, S. 215; Mülverstedt 1871, S. 49 f., 62; BKD, S. 220, 222; Arndt 1910 a, S. 70 f.; Militzer/Przybilla 1980, Anhang 2, S. 196–200 bes. 196 f. mit Karte 1.
  8. Lucanus 1806 a, S. 215 f.; Niemann 1824, S. 79 f.; Mülverstedt 1871, S. 53 f.; BKD, S. 219 f.; Arndt 1910 a, S. 70 f.; Militzer/Przybilla 1980, S. 196 Nr. 3.
  9. Mülverstedt 1871, S. 62 Nr. 8; BKD, S. 222; Arndt 1910 a, S. 71; nach Ruhe 1956, S. 88 f. „Trillgasse 2–9“; nach Militzer/Przybilla 1980, S. 196 Nr. 2, wenn auch nicht absolut sicher, mit dem Veltheimer Hof (Magdalenenhof) zu identifizeren.
  10. Arndt 1910 a, S. 70; BKD, S. 219 f.; nach Ruhe 1956, S. 89 „Unter den Weiden 1“; Militzer/Przybilla 1980, S. 196 Nr. 3.

Nachweise

  1. Lucanus 1806 a, S. 216.
  2. Niemann 1824, S. 79.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 48† (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0004808.