Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 15 St. Moritz 1376

Beschreibung

Glocke; schwer zugänglich, rechts in der südlichen Schallöffnung im zweiten Geschoß des Südturms;1) heute als Schlagglocke verwendet; Bronze; Ausbrüche an der Schärfe, sonst gut erhalten; Krone von sechs runden Henkeln um ein Mittelöhr, Kronenplatte abfallend, abgesetzt, Haube steil abfallend, an der Schulter zwischen Doppelstegen umlaufend erhaben die Angabe des Gußjahres und der Anfang der Antiphon Ave Maria. Übereinander an der Flanke zwei Medaillons: über einer Heiligenfigur der Stier als Symbol des Evangelisten Lukas.2) Am Wolm ein gratiger Steg. Nebe und Schmidt nennen als Gewicht etwa „2–3 Ctr.“, Hartmann gibt „etwa 200 kg“ an, Peter „~ 100 kg“.3) Schlagton: gis2+94)

Ergänzungen nach Schönermark.

Maße: H. 50 cm (ohne Krone), D. 56 cm, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/1]

  1. + anno [· domini · mo ·] co co co lo x[x]voio a) [· ave · ma]ria · graciab) 5)

Übersetzung:

Im Jahre [des Herrn] 1376. Gegrüßet seist du Maria, [voll] der Gnade.

Kommentar

Die Model waren exakt ausgeschnitten.6) Teils stehen die Buchstaben schief. Die aufgelösten Bogenabschnitte sind sehr spitz gebrochen. Nur in der doppelstöckigen Form kommt das a vor, der obere Bogen setzt mit einem dünn ausgeführten gebogenen Strich an. Der rechte Teil des oberen Bogens ist fast gerundet. Zwischen dem rechten und linken Buchstabenteil besteht keine Verbindung. Sehr spitz umgeknickt wird das c. Im Wort gracia ist es nach links geneigt. Einen Verbindungsstrich nach rechts weist das g auf. Der Schaft ist leicht eingedrückt. Es besteht keine Verbindung zum unteren Schaftteil. Die Fahne des r ist aus einem angesetzten Quadrangel gebildet. Als Worttrenner wurden ausgezogene Quadrangel verwendet.

Textkritischer Apparat

  1. mccclxxvi] M. CCCC. LXXVI. UB Stadt Halberstadt.
  2. gracia] graci BKD; [plena] ergänzt UB Stadt Halberstadt.

Anmerkungen

  1. Nach Nebe 1876, S. 293 im nördlichen Turm im Schalloch nach Norden.
  2. Nebe 1876, S. 293 sah „4 Bilder auf ihr und die darüber befindlichen Medaillons sind nicht zu erkennen“; „viermal dasselbe unkenntliche Figürchen einer Heiligen“ nennt Schönermark 1889, Sp. 189; „Mit 3 Heiligenbildchen und 3 Münzabdrücken“ BKD, S. 384, so auch Hartmann 1964, S. 206 und Glocken der Heimat 1996, S. 9.
  3. Nebe 1876, S. 293; UB Stadt Halberstadt Bd. 2, Nr. 1056 S. 311; Hartmann 1964, S. 206; Glocken der Heimat 1996, S. 9; Peter 1998 b, S. 1.
  4. Nach Peter 1998 b, S. 1.
  5. Vgl. das Ave Maria CAO Vol. III, Nr. 1539; ebd., Vol. IV, Nr. 6155 nach Lc 1,28.
  6. Gegen Schönermark 1889, Sp. 189, der annimmt, daß sie „nicht mit dem Messer geschnitten sind“. Das Urteil wurde vermutlich durch etliche Unreinheiten im Guß verursacht, die diesen Eindruck hervorrufen; er täuscht jedoch.

Nachweise

  1. Nebe 1876, S. 293.
  2. UB Stadt Halberstadt Bd. 2, Nr. 1056 S. 311.
  3. Schönermark 1889, Sp. 189.
  4. BKD, S. 384.
  5. Hartmann 1964, S. 206.
  6. Glocken der Heimat 1996, S. 9.
  7. Peter 1998 b, S. 3.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 15 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0001509.