Die Inschriften der Stadt Halberstadt

4. Inschriften und Inschriftenträger

4.1. Inschriften des Totengedenkens

Im Totengedenken, das zu den Konstanten mittelalterlichen Lebens zählt, wurden die Verstorbenen vergegenwärtigt.269) In seiner liturgischen Form wurde durch die Anwesenheit der Lebenden am Grab, die Namensnennung des Toten, die Anbringung von Bild und/oder Wappen am Ort der Bestattung, aber auch an anderen Orten, der Verstorbene gegenwärtig und zwar in umfassendem Sinne als Teil der Gemeinschaft von Lebenden und Toten.270) Den Lebenden oblag, durch ihr Gedenken in Fürbitte und Gebet die Sündenschuld der Verschiedenen zu verringern, die Sündenstrafe zu erleichtern und damit das Seelenheil der Dahingegangenen zu sichern, wofür diese schon zu Lebzeiten mittels Anordnungen und frommen Stiftungen Sorge getragen hatten. Neben der Grabstätte, die begründend für das Totengedenken war, zählten Memorialbücher und Nekrologien, Testamente und Stiftungen,271) an denen Lebende partizipierten, zu den Grundlagen des Systems, welches das liturgische Gedenken garantierte.

Bei den 92 Inschriften des Totengedenkens, ca. 28 Prozent der Inschriften in der Stadt Halberstadt mit Ausnahme des Doms, für den noch einmal 65 solcher Inschriften festgestellt wurden, handelt es sich nach den Inschriften an Gebäuden um den zweitgrößten Bestand von Inschriftenarten in der Stadt. Davon sind 18 Inschriften allein abschriftlich überliefert, d. h. nur noch im Wortlaut erhalten. Sie machen fast 20 Prozent der Inschriften des Totengedenkens und, wie die 13 kopial überlieferten Inschriften im Dom, ungefähr fünf Prozent des jeweiligen Gesamtbestandes aus.272) Von diesen nur abschriftlich überlieferten Inschriftenträgern wurden uns sechs durch Conrad Matthias Haber für die Liebfrauenkirche überliefert (Nr. 14 (†) A, 38 , 56 , 57 , 87 , 261 ).273) Drei Inschriftenträger aus St. Martini kannte Zacharias Conrad von Uffenbach (Nr. 226 , 244 , 284 ).274) Von Johann Georg Leuckfeld stammt eine Inschriftenüberlieferung wiederum für Liebfrauen, die jedoch auch später von Haber noch einmal genannt wird (Nr. 62 ()).275) Drei der Inschriften hat Gustav Schmidt im Urkundenbuch S. Bonifacii et S. Pauli für das Stift St. Paul ediert (Nr. 89 , 91 , 146 ).276) Einen weiteren Inschriftenträger hat Karl Scheffer für die Elisabethkapelle des Salvatorhospitals überliefert (202 ), ergänzende Inschriften zum Grab Bischof Arnulfs, die aus Grabungsfunden herrühren, sind bei Oscar Doering zu finden (14 (†) B, C), drei weitere Inschriftenträger resultieren aus Lichtbildaufnahmen, die Daniel Priese bei verschiedenen Gelegenheiten von Grabdenkmalen gemacht hat; sie sind heute nicht mehr auffindbar und wurden entweder wieder zugeschüttet oder müssen als verschollen gelten (37 (†), 79 (†), 123 (†)).277) Die kopiale Überlieferung hing zum größten Teil vom Überlieferungsinteresse des jeweiligen Gewährsmanns ab und/oder auch, wie im Falle der Abschriften von Conrad Matthias Haber, vom Zustand des jeweiligen Aufbewahrungsortes. In der Liebfrauenkirche z. B. war der Kirchenboden nicht überall zugänglich und viele der Würdenträger waren im Kreuzgang begraben; über die Grabdenkmale der letzteren hatte Haber zwar auch Aufzeichnungen gemacht, die interessierte Zeitgenossen bei ihm einsehen konnten, die jedoch offenbar nicht erhalten geblieben sind.278) Die von Zacharias Conrad von Uffenbach wiedergegebenen [Druckseite XXXIII] Inschriften an Grabdenkmälern entsprachen seinem antiquarischen Interesse, das er in Form eines der im 18. Jahrhundert beliebten Reiseberichte verbreitete.279) Gustav Schmidt interessierten in St. Paul Grabdenkmale von Belang für sein Urkundenbuch S. Bonifacii et S. Pauli, die bei einer Grabung aufgedeckt und später wieder verschüttet worden waren.280) Auch Doerings Funde in der Liebfrauenkirche beruhten auf einer Grabung.281) Die Photographien, die Daniel Priese aufnahm, stammen aus Grabungen oder sind Funde, die beiläufig gemacht wurden. Sie sind heimatkundlicher Aufmerksamkeit und dem Verantwortungsgefühl des Halberstädter Bürgers zu verdanken sowie dem besonderen Interesse seines Vaters, Prof. Dr. Karl Heinz Priese, Berlin, an Grabdenkmalen geschuldet.

Die Inschriften des Totengedenkens sind nach einem verhältnismäßig festen Formular verfaßt. Während in vorreformatorischer Zeit nach Datum, Name und Würden nur der Sterbevermerk sowie eine Fürbitte genannt werden, tritt, nachdem die Reformation sich in Halberstadt durchgesetzt hatte, seit den siebziger Jahren des 16. Jahrhunderts an die Stelle der Fürbitte mehr und mehr der Fromme Wunsch, vermehrt um Bibelsprüche sowie Trauer- oder Trostgedichte; das Ganze manchmal in bilingualer Form, indem die Bibelstellen nach der Lutherbibel und die Gedichte in Latein wiedergegeben werden. Lateinische Inschriften kommen – hauptsächlich an Totenmalen für Geistliche – über den gesamten Untersuchungszeitraum vor. Die Mehrzahl der Denkmale gilt mit 56 Grabmalen Geistlichen, 35 wurden für Laien eingerichtet. Grabdenkmale für Adelige und Bürgerliche häufen sich seit den fünfziger Jahren des 16. Jahrhunderts; meistens wurden sie in deutscher Sprache abgefaßt. Darunter befinden sich 16 Inschriften für Adelige, davon drei in lateinischer Sprache und 13 in Deutsch, unter diesen wiederum waren fünf für weibliche Familienmitglieder bestimmt. Von den 19 Denkmalen für Bürgerliche waren drei für weibliche Angehörige gedacht. Sieben der Inschriften auf bürgerlichen Totenmalen wurden in Latein und neun in deutscher Sprache verfaßt, drei sind bilingual formuliert. Davon wurden unter den fünf Gedächtnismalen für evangelische Prediger, drei lateinisch, eine deutsch und eine letzte zweisprachig abgefaßt; der Sterbevermerk wurde meist in Deutsch wiedergegeben, der Bibeltext wohl der Lutherbibel entnommen, den Bildungsanspruch stellte man dann in lateinischer Sprache, oft in versifizierter Form dar. Auffällig ist, daß die ersten nachreformatorischen Denkmale in deutscher Sprache keinen adaequaten Ersatz für die nun wegfallende Fürbitte aufweisen. Erst seit der Mitte der siebziger Jahre des 16. Jahrhunderts werden – ähnlich den Fürbitten – Fromme Wünsche wie Dem Gott gnade oder Ähnliches üblich.

Am Anfang der Inschrift steht meist das Datum mit Jahr und Festtags- oder Tages- bzw. Monatsdatierung oder aber zusätzlich die Angabe des Wochentages, seit dem späten 16. Jahrhundert allenfalls um die Todesstunde ergänzt. Es folgen dann Name und Würden sowie der Sterbevermerk und abschließend eine Fürbitte oder – nachreformatorisch – stattdessen ein Frommer Wunsch. Die Datierung beginnt bis in die siebziger Jahre des 16. Jahrhunderts mit der Wendung Anno domini. Seither setzt sich daneben auch das Anno für sich stehend durch. Die Angabe der Jahreszahl ohne die Jahresbezeichnung findet man fünfmal, in einem Fall in einer versifizierten Inschrift.282) Die Bezeichnungen Anno a nativitate Christi, Anno salutis oder Anno Christi kommen jeweils nur einmal vor.283) Einmal lesen wir auch eine Jahresangabe beginnend mit Anno, folgender Jahreszahl und in direktem Anschluß Iar; mithin eine Doppelung, die hier ein Licht auf das Verständnis von Anno und seine Reduktion auf die Präposition Im (bzw. die Verschmelzung von Präposition und Artikel) bei der Übersetzung wirft.284) So gilt auch in allen deutschen Inschriften als gleichsam durch Gewohnheit eingedeutschter Begriff das lateinische Anno oder Anno Domini. Beispiele für die Festtags-, Tages- oder Monatsdatierung erübrigen sich angesichts der Vielzahl und Differenziertheit der individuellen Möglichkeiten. Die Funktion der jeweiligen Inschriften wird zwischen Sterbevermerk, der bloßen Anzeige des Todes, und Grabbezeugung, der Nennung der Begräbnisstelle, unterschieden. Handelt es sich um einen Sterbevermerk, wird er meist mit obiit – bzw. in der Mehrzahl obierunt – oder auch (placide/in Christo pie) obdormivit, occubuit oder moritur, einmal auch qui decessit, hac vita wenn nicht gar fuit interfectus bzw. deutsch (in Got selig(lichen) entschlafen, entschlief in Christo, ist verschieden, starb, ist gestorben bezeichnet. Eine Grabbezeugung wird durch eine entsprechende [Druckseite XXXIV] Formel wie (hic) sepultus, tumulatus, corpus hic subterratum, huc humatus, (hic) requiescit, oder in deutscher Sprache liegt begraben, ehrlich zur Erde besorgt worden, welcher vor diesem Stein begraben ausgedrückt. Die lateinische Fürbitte lautet cuiusleius (fidelis) anima/quorum anime requiescat/requiescant in (sancta/bona) pace (amen), in Deutsch heißt es in Form eines Frommen Wunsches oft Gott wolle der Seele gnädig sein, der Seele Gott gnade, (der Seele) Gott gnädig sei, dem Gott gnade, Gott verleihe ih/m/r/nen eine fröhliche Auferstehung (amen). Nur sehr selten wird die Geburt oder ein Geburtsdatum genannt. Die Bedeutung der möglichen frühesten Erwähnung in einer versifizierten Grabbezeugung aus dem Jahr 1487 in dem verstümmelten Wort giatum könnte vielleicht – hier im Akkusativ – generatum sein, also in Deutsch gezeugt, geboren vielleicht auch stammend aus, da im Anschluß eine Ortsangabe folgt.285) Sprachlich stellte man in dieser Inschrift durch die Reihung generatum – necatum – commendatum – tumulatum die Stationen dieses Lebens und Todes dar. Die Erwähnung einer Geburt findet man danach zuerst im Jahr 1598, als zwei kurz nach der Niederkunft verstorbene Kinder als geboren–verschieden bezeichnet werden.286) Im Jahr 1619 wird das Geburtsdatum ebenfalls mit der Formel geboren–gestorben parallel zum Todestag gesetzt, was auf einer Grabplatte 1645 unter Hinzufügung der Orte und der Erweiterung geboren–selig gestorben wiederholt wird.287) In lateinischer Sprache war im Jahr 1626 einmal die Wendung nascitur–moritur benutzt worden.288) Auch das Lebensalter wird seit Mitte der siebziger Jahre des 16. Jahrhunderts, wohl weil seither durch Aufzeichnungen, z. B. in Kirchenbüchern u. ä., die Geburt und daraus resultierend das Alter stärker ins Bewußtsein rückte, mit den Formeln Anno aetatis, Aetatis, Aetatis suae auch (cum) vixisisset annos oder deutsch Sein/ihr/es Alter/s (im ... Jahre) immer öfter angezeigt. Fünfmal wird in den Grabplatten und Epitaphien ein gewaltsamer Tod dokumentiert, wie den Wendungen fuit interfectus, turpi morte necatus oder in Deutsch überfallen und tödlich verwundet, überfallen mit 16 Kugeln erschossen oder jämmerlicher Weise erschossen worden zu entnehmen ist.289)

Die eigentlich früheste Inschrift des Totengedenkens aus dem ersten Drittel des 14. Jahrhunderts, die aber nur außerhalb der offiziellen Zählung erwähnt werden darf, da sie eigentlich zu den Inschriften an Goldschmiedearbeiten zu zählen ist, besteht aus einer Stifterinschrift an einem Kelch, die mit einer Sanctio abschließt, aber auch eine Fürbitte für den Stifter – also eine Inschrift des (zukünftigen) Totengedenkens – enthält (Nr. 12). Denn jedesmal, wenn der Priester den Kelch benutzt, so die Stiftungsabsicht, wird dabei des dann verstorbenen Stifters gedacht. Abgesehen von den Inschriften in Dom und Domschatz befand sich die früheste Inschrift in Halberstadt, die allein dem Totengedenken diente, an der nur kopial überlieferten Grabplatte für den Stifter der Liebfrauenkirche, Bischof Arnulf von Halberstadt (996–1023).290) Ein Teil seiner Gebeine, die nach ihrer Auffindung im Dom im Jahr 1372 und der Aufhebung des ursprünglichen Grabes bei der Tür zum Kreuzgang vor den Hochaltar des Doms umgebettet worden waren, setzte man damals in der von ihm 1005 gegründeten Liebfrauenkirche bei (14 (†)). Davon erfahren wir durch eine auch die Funktion einer Historischen Nachricht erfüllende Grabbezeugung mit den Einzelheiten der Fundumstände und der Wieder- bzw. Neueinbringung der sterblichen Überresten sowie einer abschließenden Fürbitte. Das von Oscar Doering bei Ausgrabungen im Jahr 1899 im Chor der Liebfrauenkirche aufgefundene Grab enthielt in einem Bleikasten neben den sterblichen Überresten auf einem bleiernen Kreuz und einem beigelegten Stein noch zwei Inschriften (14 (†) B, C), welche die Gebeine des Bischofs bezeichneten. Sie sind nach Auskunft des ehemaligen Direktors des Städtischen Museums nach den Grabungen Doerings wieder in das Grab gelegt worden,291) trotz Doerings Angabe, daß „Kreuz, Stein (auf welchen sich die Inschriften befanden, Anm. d. Bearb.) und die Seidenreste (in welche die Knochen eingewickelt waren, Anm. d. Bearb.) ... zurückbehalten“292) worden seien. Ähnlich verhält es sich bei den Überresten des Grabes für Bischof Rudolf I. (1136–1149).293) Auch hier ist die Grabschrift in die Form einer Historischen Nachricht gekleidet (Nr. 62 (†)). Erwähnt wird nur die Beisetzung des Bischofs, der vielleicht fern seiner Heimat den Tod erlitt, im Jahr 1149.294) Die heutige bei dem Grab befindliche Inschrift ist eine Nachempfindung des 19. Jahrhunderts mit historistischem Text. Die Liegefigur könnte aber vielleicht noch aus dem späten 15. oder frühen 16. Jahrhundert stammen. Deshalb darf man – [Druckseite XXXV] auch aufgrund der Form der Historischen Nachricht – annehmen, daß die nur abschriftlich überlieferte zugehörige vorherige Inschrift ebenfalls erst gegen Ende des 15. oder am Anfang des 16. Jahrhunderts entstanden sein könnte. Spekulativ würde ein solches Denkmal, wie dasjenige für Bischof Rudolf, und das durch die Inschrift dokumentierte historisierende Interesse zur Amtszeit und Person des Erzbischofs Ernst von Sachsen passen, der offenbar mehrfach Gedenkgrabstätten errichten ließ, wie weitere Denkmale seiner Aegide zeigen.295)

Die steinernen Grabplatten, ob sie noch existieren bzw. ihr Material noch bestimmbar ist, oder solche, die uns in der ein oder anderen Weise überliefert sind, belaufen sich auf 65. In der Summe sind also sowohl die noch vorhandenen enthalten, als auch die nur abschriftlich auf uns gekommenen berücksichtigt ebenso wie die Fragmente, die ihrer Form nach zu den Grabplatten zu rechnen sind.296) Nicht immer ist jedoch die Scheidung vom Epitaph einfach. Aus Metall bestanden vier nicht mehr erhaltene Grabplatten, ohne daß gesagt werden kann, wie viele der steinernen mit Metallapplikationen versehen waren.297) Zwei weitere der Male des Totengedenkens sind wohl aufgrund ihrer Erscheinungsform als Grabsteine zu betrachten.298) Für fünf weitere Denkmale ist das Material, aus dem sie bestanden, nicht überliefert.299) Zu den Epitaphien müssen 15 Erinnerungsmale gerechnet werden, zehn bestehen oder bestanden aus Stein,300) vier aus Holz301) und eines aus beiden Materialien.302) Die ursprünglichen Standorte der erhaltenen Grabplatten in den Kirchen der Stadt sind nur in seltenen Fällen bekannt. Heute sind sie in Liebfrauen an den Längswänden des Kirchenschiffs und in der Taufkapelle aber auch im Kreuzgang aufgestellt, in den übrigen Kirchen – bis auf die untergegangene Paulskirche – werden sie an den Wänden des Innenraums stehend oder hängend, einmal auch an der Außenwand der Moritzkirche aufbewahrt. Manche werden heute, nachdem mit der Einrichtung des Städtischen Museums 1904/05 und dem Liebfrauenkreuzgang, erst recht nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs, Auffangbecken für solche Überbleibsel der Vergangenheit geschaffen worden waren, auf deren Gelände aufbewahrt. Voneinander zu scheiden sind Bildgrabplatten, die figürliche Darstellungen enthalten und die auch Wappen in den Ecken aufweisen können, sowie Wappengrabplatten, die oft nur ein Wappen ins Zentrum stellen. Grabsteine weisen meist nur den Fließtext auf. Die Form der Epitaphien kann allerdings sehr unterschiedlich ausfallen; steinern oder auch hölzern und den oder die Verstorbenen – kniend oder stehend – ins Zentrum der Darstellung rückend. Meistens zeigen sie eine Situation der Andacht oder des Gebets. Die allermeisten Grabplatten haben die oder den Verstorbenen in einer Baldachinarchitektur oder einer (meist rundbogigen) Nische stehend – meist frontal – in zeitgenössischer Kleidung abgebildet. Dadurch lassen sich die Stände verhältnismäßig leicht unterscheiden. Nur wenige Ausnahmen gibt es von dieser Regel. Dann steht im Mittelpunkt der Grabplatte das oder die Wappen des oder der Verstorbenen. Das erste Beispiel ist für das Jahr 1597 überliefert.303) Die Inschrift läuft meist am Rand um. Allenfalls wird der Raum über der Darstellung und dem Nischenbogen folgend für das Ende des Textes oder Bibelsprüche genutzt. Nur wenige Grabplatten haben zeilenweise angebrachten Text; dann handelt es sich aber eher um Epitaphien. Dort konnte in den unterschiedlichsten Formen zeilenweise versifizierter oder fließender Text erscheinen.

Die ältesten erhaltenen Grabplatten und Gedenksteine gehören in das dritte Viertel des 14. Jahrhunderts. Die Platte für den gewaltsam getöteten Bürger Johannes von Alsleben diente vermutlich als Gedenkstein und Sühnetafel und hatte als solche wohl lange vor dem Ratskeller gestanden (Nr. 16). Sie wird heute im Kreuzgang der Liebfrauenkirche als einer Erweiterung des Städtischen Museums aufbewahrt. Der Verstorbene kniet in weltlicher Kleidung vor einem Kreuz, die Inschrift läuft am Rand um. In dieser Zeit scheint auch die Schiefergrabplatte für einen Kleriker von St. Moritz entstanden zu sein, deren Bruchstücke bei Ausgrabungen in der Kirche gefunden worden waren (Nr. 19). Heute werden sie an die Westwand des nördlichen Querhausarmes der Kirche gehängt aufbewahrt. Obwohl nur noch [Druckseite XXXVI] wenige Worte des ehemals umlaufenden Textes erhalten sind, läßt sich durch das wiedergegebene Datum des Todestages höchstwahrscheinlich der Verstorbene ermitteln. Sein Vorname – der Beginn des letzten Wortes des überlieferten Textes – begann mit einem L. Da für diesen Tag nur ein einziger Sterbefall im Nekrolog von St. Moritz bzw. St Bonifatii eingetragen ist, wird es sich wohl um jenen Ludolph von Kissenbrugge handeln, der an einem 19. Januar vor 1388 gestorben ist. Für diesen Tag wurden auch Memorien für Ludolph gestiftet, sowohl von ihm selbst als auch nach Ludolphs Tod von seinem Nachfolger im Kirchendienst.

Chronologisch setzt sich die Überlieferung der Grabplatten mit dem Jahr 1402 fort, als der Dekan des Liebfrauenstiftes, Heinrich von Bardorp, starb (Nr. 26). Auch die Platte für den zeitigen Dekan des Bonifatiusstiftes, Heinrich von Münster, der 1411 gestorben ist, wird in Liebfrauen aufbewahrt, ohne daß wir die Gründe dafür kennen (Nr. 29). Gleiches gilt für das Grabmonument der Eheleute von Gittelde/von den Roden (Nr. 30) im Kreuzgang der Kirche. Daran hatte man Raum für den Eintrag der Zehner und Einerzahlen des Sterbejahrs und einer Tagesdatierung freigelassen. Daraus ist zu schließen, daß sie in der Zeit nach 1400 – bis dahin sind die Zahlzeichen vorhanden – und vor dem Zeitpunkt des nachgetragenen Todesdatums des Henning von den Roden vom 24. August 1414 geschaffen worden sein muß. Das Sterbedatum seiner Gemahlin wurde übrigens nie nachgetragen. Diese drei Platten könnten, wie ihre Schrift nahelegt – die beiden früheren gewisser, die letzte weniger sicher – zusammen mit einer vierten (Nr. 37 (†)) in derselben Werkstatt hergestellt worden sein, die wir mit dem Notnamen Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H4 benennen wollen.304) Ikonographisch wird auf der vierten Platte ein anderer Ansatz verfolgt als auf den anderen. Zwar stehen die Verstorbenen in weltliche Kleidung gekleidet in einer Baldachinarchitektur über der aber die Inschrift als Sammelinschrift zeilenweise verläuft. Die Bruchstücke der verschollenen Platte, die ebenfalls aus dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts stammen, waren später als Treppenstufen verwendet worden. Sie sind auf dem Gelände hinter dem Minoritenkloster bei Kleinblankenburg gefunden worden. Eine Lichtbildaufnahme ist vorhanden.

Die Grabplatten für zwei Kleriker, einen, der namentlich nicht sicher identifiziert werden kann und vielleicht ein Bertram aus Mutzschen war und der, wie Johannes von Alsleve, vermutlich 1487 ein gewaltsames Ende fand (Nr. 53), und einen Bonifacius Mumme, Kanoniker im Bonifatiusstift (Nr. 49), werden in der Liebfrauenkirche bzw. in St. Moritz aufbewahrt. Sie können jedoch keiner Werkstatt zugeordnet werden.

Eine weitere Werkstatt, die diesmal mit der Sigle Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H5 bezeichnet wird, zeigt sich in den Grabdenkmälern, die für Mitglieder der Familie von Dorstadt nach 1495, vermutlich sogar erst im ersten Jahrfünft des 16. Jahrhunderts (Nr. 58), und für Friedrich von Hoym im Jahr 1510 geschaffen worden waren (Nr. 70). Zwei weitere Grabplatten könnten außerdem noch aus dieser Werkstatt oder aus deren Umkreis herrühren. Eine Photographie zeigt die Grabplatte eines namentlich nicht bekannten Stiftsherrn und Thesaurars der Kirche in St. Moritz, die dort bei Bauarbeiten gefunden und später wieder zugeschüttet worden war (Nr. 79 ). In der Liebfrauenkirche wird ein Grabdenkmal für zwei Prälaten aufbewahrt, den schon 1460 verstorbenen Dekan des Stifts, Johannes Stucz, und den Goslarer Dekan, Tilmann Nauen, der außerdem ein Kanonikat in Liebfrauen innegehabt hatte und am 28. März 1535 gestorben war (Nr. 108). Die Ähnlichkeiten in Ausführung und Schrift der vier Grabplatten werden durch ihr Formular bestätigt, wie die Reihung und Darstellung der Fünfhunderter Zahl in der Datierung mit d, oder die Betonung des Wochentages jeweils mit die domenica und schließlich die Erwähnung des Monatsdatums mit dem vorangestellten Tagesdatum zeigen. Ob auch noch eine weitere Grabplatte von 1520 für zwei wohl ebenfalls miteinander verwandte Kanoniker vermutlich des Liebfrauenstifts in diese Reihe gehört (Nr. 85), läßt sich nicht mit Gewißheit sagen. Die Werkstatt hätte dann etwa eine Generation lang in Halberstadt gearbeitet.

In einen Werkstattzusammenhang, den wir mit dem Notnamen Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H6 benennen wollen, gehören allem Anschein nach die mit den Nummern 92, 111 und 118 bezeichneten Grabdenkmale. Hier läßt sich aber wegen unterschiedlicher Schriftarten der Nachweis nicht für alle drei eindeutig führen. Deutlich zeigen sich die Schriftübereinstimmungen in den beiden einander zeitlich näheren Platten in gotischer Minuskel aus den Jahren 1524 für den Kanoniker an Liebfrauen Johannes Müller (Nr. 92) und 1538 für den Weihbischof von Halberstadt Heinrich Lencker (Nr. 111), wie schon die Eingangszeilen mit dem leicht links geneigten a im Wort anno und der jeweils in arabischen Ziffern geschriebenen Jahreszahl zeigen. Die dritte Platte für den Nachfolger des Heinrich Lencker, den Weihbischof Johannes Mensing, aus dem Jahr 1547 zeigt die Übereinstimmung in ihrer gesamten Machart, auch wenn hier mit der Kapitalis eine andere Schriftart gewählt wurde (Nr. 118).

[Druckseite XXXVII]

Die Grabplatte für den Dekan des Liebfrauenstiftes Heinrich Horn unterscheidet sich von den übrigen, was Schriftbild wie auch die Machart angeht (Nr. 128). Schon allein die Tatsache, daß die dargestellte Figur den unteren Rahmen durchbricht, kommt weiter nicht vor. Auch die Behandlung der Schrift unterscheidet sich von anderen Grabplatten.

Eine weitere Werkstatt hat die Grabplatten mit den Nummern 151, 153, 173 und 182 geschaffen, der wir die Bezeichnung Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H7 zugewiesen haben. Von dieser Werkstatt wurden alleine drei Grabplatten für die Mitglieder der Adelsfamilie Dorstadt aus der Halberstädter Umgegend geschaffen, die zwischen 1574 und 1587 entstanden sind (Nr. 153, 173, 182). Voraufgegangen war im Jahr 1572 die Grabplatte für eine Frau von Trotha, die aus dem Veltheimer Geschlecht stammte (Nr. 151), und vielleicht gefolgt von einer Grabplatte für einen weiteren Adeligen aus der Umgebung (Nr. 154). Zwei der Platten (Nr. 151, 153) aus den Jahren 1572 und 1574 sind in einer an die Fraktur angelehnten gotischen Minuskel beschriftet. Je vier Medaillons mit einer Ahnenprobe wurden in den Ecken postiert, die die jeweiligen Figuren umgebenden rundbogigen Architekturnischen wurden in ähnlicher Weise mit Rankenornamentik versehen. In den beiden jüngeren Stücken (Nr. 173, 182) wurden bei ansonsten gleichem Vorgehen die Nischenarchitektur mit Beschlagwerkornamentik verziert. Jetzt allerdings war Kapitalis die Schrift der Wahl. Sehr nahe kommt dieser Werkstatt eine Grabplatte aus dem Stift St. Paul, die heute auf dem Gelände des Städtischen Museums aufbewahrt wird. Sie wurde für den Ritter Gotthard von Buchholtz geschaffen, der im Jahr 1574 das Zeitliche gesegnet hat (Nr. 154). Bei sehr ähnlicher Machart und vielfach übereinstimmenden Schmuckformen unterscheidet sich die Kapitalis von derselben Schriftart an den beiden späteren Platten. Übereinstimmungen gibt es hingegen wiederum im Formular. Die Texte beginnen nach dem Anno Domini und der jeweiligen Jahreszahl die Datierung mit dem Artikel Den, dem der Monatstag folgt. Der Sterbevermerk in Gott (selig) entschlafen schließt den Text ab, nur einmal folgt dem Sterbevermerk der Fromme Wunsch Dem Gott Gnade. Vollkommen sicher ist die Zugehörigkeit dieses Werks (Nr. 154) zur Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H7 nicht.

Im Jahr 1577 wurde ein Stiftsherr von Liebfrauen mit dem Namen Heinrich von Recklinghausen, der leider weiter nicht nachweisbar ist, in Liebfrauen zu Grabe getragen (Nr. 159), und im Jahr 1585 wurde der Dekan desselben Stiftes Christian Schwindt begraben und fand unter einer köstlichen Grabplatte seine letzte Ruhe (Nr. 176). Für zwei Kanoniker des Stiftes ließ man im Jahr 1597 eine Grabplatte herrichten (Nr. 194). Vermutlich im selben Jahr wurde eine Barbara, die aus der Familie von Leipzig stammte, Ehefrau eines Heinrich von Dorstadt, beigesetzt. Das Grab wurde anschließend mit einer – heute wie ein Puzzle wieder zusammengesetzten – Grabplatte bedeckt, die – unsicher ob aus Liebfrauen herrührend – jetzt im dortigen Kreuzgang aufgestellt ist, nachdem sie – vielleicht im Zweiten Weltkrieg – fast zerstört worden war. Die Platte für den Prediger an der Paulskirche, Johannes Werninghoff, der im Jahr 1598 verblichen ist, die ehemals in einen der Vierungspfeiler dieser Kirche eingelassen war und ebenfalls durch Kriegszerstörungen beschädigt ist, wird heute beim Städtischen Museum aufbewahrt (Nr. 198).

Zwei Grabplatten aus St. Moritz, die vor 1597 und im Jahr 1598 hergestellt worden waren, sind beide in der Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H8 gefertigt worden. Die Totenmale für die Stiftsherrn Johannes Nachtigal (Nr. 193) und Lorenz Riwender (Nr. 197) stimmen nicht nur ikonographisch in den Einzelheiten überein – von der Aufteilung des Raumes bis zur Ausstattung der Figuren und zur Kleidung der Dargestellten –, auch die Anordnung und Ausführung der Schrift, etwa mit der Ausnutzung des Innenraumes der Architekturnischen passen zueinander. Man sehe sich nur die spitzen A oder die mandelförmigen O und die NE-Ligaturen an. Eine weitere Grabplatte, die vermutlich aus der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert stammt (Nr. 209), deren genaues Entstehungsdatum aber nicht mehr faßbar ist, weil der Name des Begrabenen auf der beschädigten Platte nicht mehr rekonstruiert werden kann, wird heute in Liebfrauen aufbewahrt.

In einer weiteren Werkstatt, die den Notnamen Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H9 erhielt, entstanden die Grabplatten für die Prediger in St. Martini, Daniel Sachse und Lambert Ehrentraut, die in den Jahren 1605 und 1606 verstarben (Nr. 223, 225). Auch hier sind die umgebende Architektur und die Zierformen, die gesamte Darstellungsart bis zur Wiedergabe der Schuhe einheitlich. Besonders eindrücklich sind die Buchstaben C und die spitzen A mit dem gerade verlaufenden rechten Schaft. Nachgefolgt sein könnte aus derselben Werkstatt, wenn auch vielleicht nicht von derselben Hand, im Jahr 1620 die Grabplatte für den Diakon Cyriacus Geilfus (Nr. 266). Hier ist die künstlerische Gestaltung jedoch schon freier erfolgt.

Die beiden Grabdenkmale für die Eheleute von Heilingen, den Dechanten an Liebfrauen Georg von Heilingen (Nr. 237) mit seiner Gemahlin (Nr. 236), die eine geborene von Oberg war, und die beide im Jahr 1612 innerhalb weniger Monate nacheinander starben, stammen ebenfalls aus einer Werkstatt. Sie wird mit dem Notnamen Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H10 gekennzeichnet. Schon die [Druckseite XXXVIII] gestuften Nischenbögen zeigen die Übereinstimmung, ebenso wie die Anordnung der Wappen. Die Schrift ist vermutlich jedoch nicht von derselben Hand, wie man schon an der Gestaltung der O sieht. Ob auch die Grabplatte für das Söhnchen des damaligen Thesaurars und späteren Dekans von Liebfrauen Johannes Georg von Britzke, Joachim Christof, aus dieser Werkstatt stammt, ist ungewiß aber möglich (Nr. 227). Der Säugling hatte nur knapp fünf Monate gelebt, er war 1607 geboren und verstorben. Die Gestaltung der Architekturnische und die Anbringung der Wappen auf der winzigen Platte sprechen für eine Zuordnung. Ungewöhnlich ist die Verwendung des unzialen U in der Schrift, das mehrfach vorkommt, in den beiden anderen Grabplatten jedoch fehlt.

Mit der Sigle Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H11 wird hier ein Ensemble aus zwei Wappentafeln (Nr. 221, 240) für die Domherrn Ernst von Hopkorff aus dem Jahr 1604 und Heinrich von Lochow von 1613 sowie dem Epitaph für den gewaltsam zu Tode gekommenen Christoff Sehliger von 1620 aus der Kirche in Wehrstedt (Nr. 256) bezeichnet, deren Schrift identisch ist. Die Schrift ist leicht rechts geneigt und von starken Serifen geprägt, typisch sind die C mit dem unten weiter als oben ausgezogenen Bogenabschnitt. Gewisse Überschneidungen hinsichtlich der Schrift ergeben sich mit der Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H9.

Platten, die heute in Liebfrauen aufgestellt sind und keine Werkstatt zugeordnet werden können, deckten die Gräber einer Catharina Petters, Frau eines fürstlich braunschweigischen Regierungsbeamten (Nr. 245), die 1616 gestorben ist, und des Joachim Greif, eines Vikars an Liebfrauen, der zehn Jahre später starb (Nr. 267).

Mit der Sigle H12 wird die jüngste der Halberstädter Werkstätten gekennzeichnet. Sie umfaßt zwei Grabplatten, die beschädigt und deshalb beide nicht genau datierbar sind – weder nach den genauen Namen der Verstorbenen noch nach einer Jahreszahl. Die beiden Denkmale für eine Frau Schenck von Dönstedt (Nr. 296) und einen Herrn von Veltheim (Nr. 297) stammen nach Schrift und Gestaltung aus einer Werkstatt. Nicht nur sind die Architekturnischen identisch geformt und die Wappen auf dieselbe Weise angebracht, auch die Behandlung der Schriftzeilen mit den schmalen Schriftleisten und die erhabene Ausarbeitung der Schrift sprechen dafür. Es muß eine qualitativ hochwertige Werkstatt gewesen sein, die vielleicht in Magdeburg beheimatet war, wie Übereinstimmungen mit dem Grabdenkmal für Heinrich von Randow, der 1621 verstorben war, im Magdeburger Domkreuzgang zeigen, das von Christoph Dehne oder Lulef Bartels herrühren soll.305) Auch an diesem Denkmal zeigen sich „erhaben, wie auf kleinen Schienen“ die umlaufenden Schriftbänder.306)

Der Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H1 ist vermutlich die Grabplatte für den 1595 verstorbenen Stiftsherrn von St. Bonifatius, Gregor Böttcher, zuzurechnen (Nr. 190), in der auch schon die Totendenkmale für drei Domherren entstanden sind, nämlich für Johannes von Hopkorff 1587, für Heinrich von Stechow im Jahr 1589 für sowie im Jahr darauf für Werner von Bornstedt.307)

Einer weiteren Werkstatt, die ebenfalls schon Grabdenkmale für Domherren angefertigt hatte, muß wohl die Grabplatte für den Kanonikus von Liebfrauen, Balthasar von Beutel, zugerechnet werden, der 1610 gestoben ist (Nr. 231). Zu dieser Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H2 gehören ebenso die beiden Platten für die Domherren Joachim von Britzke und Joachim von Borch, die in den beiden Jahren 1600 und 1601 gestorben waren.308) Typisch sind die langgezogenen Gesichter der Dargestellten, als habe ein Sehfehler den Handwerker geplagt.

Zwei Grabplatten wurden in einer Werkstatt geschaffen, die auch schon Grabdenkmale für drei Heerführer des Dreißigjährigen Krieges hergestellt hatte, die in den Jahren 1643 und 1644 entstanden und im Dom aufbewahrt sind.309) Dieser Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H3 müssen nun auch zwei Denkmale in der Liebfrauenkirche und St. Martini zugerechnet werden, die aus den Jahren 1637 und 1645 stammen. Sie wurden geschaffen für den Dekan von Liebfrauen, Christoph Wulff (Nr. 279), und für den Oberst Friedrich Reiß von Eysenberg (Nr. 285). Ähnlichkeiten im Formular ergeben sich besonders zwischen Nr. 285 und DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 267.

Epitaphien, der Begriff bezeichnet Gedächtnismale, konnten, aber mußten nicht räumlich mit der Begräbnisstätte verbunden sein.310) Oft bildeten Grabplatte und Epitaph am Ort des Begräbnisses ein Ensemble, in der Martinikirche in Halberstadt z. B. Nr. 225 und 226 . Die Gattung findet man seit dem 16. Jahrhundert zunehmend in Kirchenräumen oder an den Außenmauern von Kirchen oder in [Druckseite XXXIX] ihrer Umgebung angebracht. Typisch ist – auf die Darstellung bezogen – eine zentrale religiöse oder allegorische Szene, vor der der Verstorbene in Anbetung verharrt. Meist – aber nicht immer – in einen Architekturrahmen eingestellt, geben die Texte Namen und Titel des Verstorbenen, den Sterbevermerk mit einer Form der Datierung wieder, unter Umständen ergänzt um die Verdienste des Verstorbenen bzw. seine Lebensleistung oder sein Schicksal. Auch ein Setzungsvermerk kann hinzutreten, manchmal vermehrt um Hinweise auf das Alter oder den Begräbnisort. Daneben sind es Bibelsprüche, klassische Zitate oder Gedichte, die hinzugefügt werden. Zehn der Epitaphien wurden aus Stein gefertigt, vier aus Holz, zwei davon kombiniert mit Leinwand, und eines aus Stein und Holz. Der Form nach handelt es sich entweder um einfache Platten, meist in Relief mit Andachtsszenen (Nr. 120, 130, 155, 183, 228, 232, 256, 268), aber auch z. T. um eine Mischung von Gemälden mit hinzugefügten vollplastischen Figuren (Nr. 172, 252) oder auch um Gemälde, die zu einer für sich stehenden Grabplatte hinzutraten (Nr. 226 zu 225); in einem Fall handelte es sich um einen Epitaphaltar (Nr. 239). Unbekannten Aussehens bleibt ein Epitaph, vielleicht aber handelt es sich auch um einen Grabstein (244 ), von einem anderen ist zumindest die Inschriftenplatte überliefert (Nr. 293).

Das früheste gewiß als solches identifizierbare Epitaph in Halberstadt außerhalb des Domes stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts und war für den Halberstädter Bürger Laurentius Trautenbuel aufgestellt worden, der selbst weiter nicht nachweisbar ist (Nr. 120). Er wird wohl ein älterer Verwandter des Kanzlers der Magdeburger Erzbischöfe Albrecht und Johann Friedrich von Brandenburg, Johannes von Trautenbuhl (1521–1585), gewesen sein, der aus Halberstadt stammte, und möglicherweise wie dieser ein Jurist gewesen ist. Ein Epitaph für den vermutlichen Kurfürstlichen Rat Christof von Leipzig folgte im Jahr 1554 (Nr. 130). Letzteres weist an seinen beiden Teilen dasselbe Steinmetzzeichen auf, das jedoch leider nicht zugewiesen werden konnte. Hier kniet der Verstorbene in voller Rüstung vor einer Kreuzigung. Sein Wappen wurde in einem Aufsatz mit der Angabe der Her- und Aufstellung des Gedächtnismals, die sich vom Zeitpunkt des Todes unterscheidet, zur Hauptplatte hinzugefügt. Das erste Epitaph für einen evanglischen Prediger, Jodocus Otto, wurde im Jahr 1574 oder kurz danach aufgestellt (Nr. 155). Der Verstorbene ist in einer Architektur stehend mit dem Wort Gottes in der Hand abgebildet. Die Inschrift würdigt ihn ob seiner Frömmigkeit, Sitten und Lebensführung und gibt einen Abriß seines „Berufslebens“. Seine Selbstbestimmtheit bis in den Tod ist betont, ein Setzungsvermerk, eine Altersangabe und der Sterbevermerk werden von einer protestantischen Devise abgeschlossen und von einer Bibelstelle in der Nische über seinem Haupt bekrönt. Zwar findet man nur an den Grabdenkmalen für Prediger Hinweise auf die konfessionellen Auseinandersetzungen der Zeit, jedoch allein in der Inschrift für Otto mit den Wendungen expugnato antichristo oder purum dogma evangelii ... fideliter intrepideque ad ultimum vitae anhelitum propagavit einen leicht polemischen Ton. Für ein Ehepaar, das vielleicht gemeinsam in Ermsleben (Harzkreis) begraben liegt, zumindest die Ehefrau des Joachim Blume, Lucia Schuten, fand dort ihre letzte Ruhestätte, schuf vermutlich der Bildhauer Zacharias Bogenkrantz, ein möglicher Schüler des Hans Schenck gen. Scheußlich, dieses Epitaph (Nr. 172).311) Bogenkrantz stammte aus einem Dorf in der Nähe von Ermsleben und war dort als Bildhauer ansässig. Die Hauptplatte des Denkmals zeigt eine vielfigurige Kreuzigung flankiert von allegorischen Figuren, im Giebelaufsatz die Auferstehung Christi als Sinnbild der Hoffnung der Verstorbenen. Der Text im Unterhang mit dem Sterbevermerk und einem Hinweis auf die Begräbnisstätte wird von einem Frommen Wunsch abgeschlossen, im Hauptfeld begleitet von einer Bibelstelle des Johannesevangeliums, die sich auf die Erlösungstat Christi bezieht. Das Denkmal für den Ratsherrn und Großkämmerer der Stadt, Vinzenz Runstedt, führt ein Bibelzitat als Trostspruch auf, an den sich der Sterbende laut dem Text des Epitaphs in seiner Todesstunde bis zuletzt klammerte (Nr. 183). Das Bildepitaph des Predigers Lambert Ehrentraut in der Art eines Priesterbildes, das ehemals bei seiner Grabplatte (Nr. 225) gehangen hatte, stellte den Pfarrer dar, in welcher Form ist nicht bekannt (Nr. 226 ). Das Gedicht, das ihm beigegeben war, nennt in poetischer Form nach einer Captatio Benevolentiae an den Leser Namen und Geburtsort des Verstorbenen, schildert seine Berufslaufbahn sowie den Verlust, den die Stadt durch seinen Tod erleidet. Das zeitlich folgende, fragmentarische Denkmal für die Geschwister Widelauen befand sich früher bei dem Grabmal auf dem Kirchhof beim Salvator- und Elisabethhospital (Nr. 228). Dargestellt ist auch hier eine Kreuzigung. Aus den Wunden des Gekreuzigten fließt Blut in Kelche, die von Engeln gehalten werden. Davor knien die Verstorbenen. Nur fragmentarisch ist das Epitaph für Helene Gocke aus dem Jahr 1610 erhalten geblieben (Nr. 232). Zu erkennen ist außer der Inschrift nur noch eine Frau in zeitgenössischer Tracht. Durch den lateinischen Text der Inschrift erfährt man, daß die Verstorbene der Schwindsucht zum Opfer gefallen war. Das beigefügte Bibelzitat gibt eine Stelle aus der Lutherbibel wieder. Die Epitaphreste waren gemeinsam mit anderen Fragmenten [Druckseite XL] von Totendenkmalen, die Teile der Inschriften wiedergeben, im Jahr 1998 bei Bodenarbeiten südlich vor der Martinikirche gefunden und anschließend auf einen Bauhof verbracht worden. Heute fehlt von ihnen jegliche Spur (Nr. 232, 308, 309).

Über die äußere Form des Epitaphs für Tobias Paurmeister wissen wir nur, daß es „auswendig von Quadersteinen“ gebaut war (Nr. 244 †). Paurmeister gilt als berühmter Rechtsgelehrter und war in seiner Zeit fürstlicher Berater. Im Text sind Name, Titel und Verdienste sowie ein Setzungsvermerk genannt, aus dem hervorgeht, daß er das Denkmal 1614 hat bauen lassen. Ein Nachtrag nennt seinen und seiner Frau Sterbevermerke; sie starben zwei Jahre später innerhalb kurzer Frist. Aus Holz gefertigt ist das mehrgeschossige Epitaph für den Halberstädter Bürger Moritz Blath (Nr. 252). Der Verstorbene kniet hier vor einem Architekturaufbau mit einer gemalten Fons Pietatis als Gnadenbild im Zentrum des Hauptgeschosses. Auf deren oberster Schale steht Christus mit dem Kreuz in seiner Linken. Aus seiner Brustwunde fließt sein Blut in die untere Schale, um die sich viele Menschen drängen. Die Inschrift nennt neben dem Namen, Geburts- und Todestag sowie das Alter des Verstorbenen, seine Ämter und Verdienste. Ein Setzungsvermerk am Ende entlastet seine Testamentsvollstrecker. Ob das Totenmal für Christof Sehliger als Grabplatte oder Epitaph anzusehen ist, muß ungewiß bleiben (Nr. 256). Der Gebetsgestus der Darstellung spricht zumindest für das Letztere. Die Form des Denkmals für den Stadtrichter Simon Gleissenberg spricht eher für ein Gedächtnismal als für eine Grabplatte (Nr. 268). Der Verstorbene ist jedoch hier untypischerweise nicht im Gebetsgestus dargestellt, sondern in Halbfigur mit Handschuhen in der Rechten. Eine Kartusche im Giebelaufsatz enthält in lateinischer Sprache die persönlichen Daten seines Sterbevermerks, in einem weiteren Rahmen unterhalb der Darstellung ein versifiziertes Trostgedicht. Der deutsche Bibeltext läuft auf drei Seiten am Rand um. Die Kapitalis der Inschriften mit Sterbevermerk und Bibelstelle, die sonst eher für lateinische Inschriften vorgesehen ist, drückt hier den Text in beiden Sprachen aus, die Fraktur, sonst im Allgemeinen deutschem Text vorbehalten, wird hier für das lateinischen Gedicht vewendet.

Eine Sonderform des Epitaphs, ein Epitaphaltar, zeigt sich in den Überresten zum Erbbegräbnis der Famile Weste (Nr. 239). Der Altar, der zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch vollständig erhalten war, enthielt, gefaßt in eine manieristische Architektur der Spätrenaissance, unter einem segnenden Christus als oberem Abschluß im Hauptfeld eine Grablegung Christi. Darunter sah man die Darstellung der Familie Weste und im Unterhang die Inschriftentafel. Der Aufsatz fungierte als Retabel eines Altars in der Halberstädter Siechenhofkapelle. Den Siechenhof verwaltete die Familie mehr als achtzig Jahre. Im Jahr 1612 gedachte man mit dem Epitaph in einer deutschen Inschrift der Ehefrau des Hans Weste und zweier ihrer Töchter, die im Verlauf nur eines Jahres verstorben waren. Ein weiteres Denkmal, das dem Gedenken diente, ohne allerdings ein Epitaph zu sein, ist eine Grufttür, die aber eine epitaphähnliche Funktion hatte (Nr. 300). Die genaue Zeitstellung ist nicht bekannt, aber das Stück könnte noch in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gefertigt worden sein und Verwendung gefunden haben. Dargestellt ist darauf ein unbekannter, verstorbener Kanonikus, dessen durch seinen ebenfalls ungenannten Mitkanoniker und vermutlichen Testamentsvollstrecker gedacht wird. Der Verstorbene kniet im Ornat vor einem Altar, auf dem Kuzifix und Bibel zu sehen sind. Neben Bibelzitaten und einem Spruch, der aus einem Gebet stammen könnte, findet sich ein kontaminiertes Bibelzitat, das sich auf die Freundschaft des Verstorbenen zu seinem Mitkanoniker bezieht. Ähnlich verhält es sich mit einem letzten Denkmal, das dieselbe Funktion hatte. Erhalten hat sich in Klein Quenstedt die steinerne Bekrönung eines Grufteingangs (Nr. 212). Auf dem oberen halbrunden Rand des Reliefs einer Auferstehung Christi ist die Inschrift angebracht. In Worten aus dem Johannesevangelium, die sich auf die Auferstehung beziehen, soll sie als Teil des Totengedenkens der Heilsgewißheit Ausdruck geben.

Um einen Grabstein handelt es sich nach seiner Form bei dem Mal für Hans Harsleben (Nr. 278). Er stammt von dem Kirchhof des Salvator- und Elisabethhospitals. Harsleben war in der Nähe, aber außerhalb Halberstadts erschossen worden, wie der Grabstein vermeldet. Hans Harsleben war 29 Jahre alt. Zwei Psalmen begleiten den Text, in dem Grabbezeugung und Historische Nachricht sich mischen. Ob es sich bei dem Fragment eines Gedächtnismals für eine Elisabeth Winterhauer und ihren Sohn Burchardt Lappen ebenfalls um Grabstein oder Epitaph handelt, läßt sich wegen des fragmentarischen Zustandes nicht mehr sagen (Nr. 293). Nur die Inschriftenplatte ist erhalten. Sie enthält neben einem Segensspruch in lateinischer Sprache, folgend in deutsch das Todesdatum, den Namen sowie das Alter der Verstorbenen und einen Setzungsvermerk – wiederum in Latein. Ihr Sohn, ein Dekan von St. Paul, hatte das Denkmal auch für sich vorgesehen, jedoch blieben Todesdatum und Alter ohne Eintrag. Die Anfangsworte zweier Sprüche, eines Psalms und eine auf einem Psalm beruhenden Lebensweisheit, beenden den Text.

4.2. Inschriften auf Glocken

Abgesehen von den acht Glocken, die als Inschriftenträger im Halberstädter Dom überliefert sind, davon sechs erhaltene und zwei nur kopial belegte, wissen wir von insgesamt noch 23 Glocken aus den Kirchen und Kapellen der Stadt, daß sie Inschriften tragen oder trugen. Von diesen sind 14 noch erhalten und neun nur noch abschriftlich bekannt. Im Gesamtbestand an Inschriften machen die Glocken somit ca. sieben Prozent aus. Die nur kopial überlieferten abgegangenen neun Glocken verhalten sich zur Gesamtzahl an Glocken wie 39 Prozent, zum Gesamtinschriftenbestand wie fast drei Prozent. Die Inschriften, die an ihnen angebracht worden sind, wurden meist in lateinischer Sprache verfaßt. Elfmal wurden in versifizierter Form Aussagen gemacht (Nr. 4, 21, 25 , 31 , 40 , 71, 72 , 73 , 84, 99 , 322 ). Darunter findet man oft meist zweisilbig rein leoninisch gereimte Hexameter,312) einmal auch ein dermaßen gefaßtes elegisches Distichon.313) Auch ungereimte Hexameter und ein elegisches Distichon ohne Reim kommen vor.314) Die restlichen Inschriften geben lateinische Prosatexte wieder.315) Sieben Glocken, die hauptsächlich im 14. Jahrhundert bis 1403 entstanden, weisen als Inschrift den Anfang des Ave Maria auf (Nr. 8, 10, 11 , 15, 21, 24, 27).316) Lediglich deutsche Namensformen kommen in zusätzlichen Glockensignaturen aus den Jahren 1537 und 1667 vor (Nr. 40 , 52). Ein Inschriftenträger mit Inschriften in Latein und Deutsch gibt in niederdeutscher Sprache eine Bitte um Fürbitte wieder (Nr. 71 C). Vier – sämtlich datierte – Glocken sind noch in der Pfarrkirche St. Moritz des ehemaligen Kollegiatstifts St. Bonifatius vorhanden (Nr. 4, 7, 15, 28). Von den sieben für das Liebfrauenstift belegten Glocken mit Inschriften existieren noch drei. Die übrigen vier sind entweder für Kriegszwecke eingezogen, im Bombenhagel des 8. April 1945 zerstört worden oder sind nach dem Jahr 1737, als der Domküster Haber zwei (?) ihrer Inschriften noch wiedergegeben hatte, spurlos verschwunden (Nr. 9, 24, 25 , 27, 31 , 59 , 322 ).317) Aus dem ehemaligen St. Johannesstift sind in der Gemeindekirche St. Johannes zwei Glocken erhalten geblieben (Nr. 10, 21); eine dritte war 1833 umgegossen worden.318) In der Pfarrkirche St. Martini sind sechs Glocken überliefert; drei davon sind noch erhalten (Nr. 8, 39, 71), weitere drei hingegen, die jeweils Ensembles mit den ihnen direkt vorangehenden Glocken bildeten, sind verloren gegangen (Nr. 40 , 72 , 73 ). Aus dem Franziskanerkloster St. Andreas ist noch eine Glocke durch Abschrift überliefert (Nr. 99 ). Eine weitere Glocke ohne Krone und mit durchbohrter Haube aus dem Jahr 1486, die sich im Städtischen Museum erhalten hat, könnte nach der Aussage zweier Photographien mit der Aufschrift „Andreaskloster“, die der Halberstädter Dombaumeister Walter Bolze wohl nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht hatte, von dort stammen (Nr. 52).319) Aus der Siechenhofkapelle ist eine Glocke vom Ende des 13. oder dem 1. Viertel des 14. Jahrhunderts in einer weiteren Photographie überliefert, die offensichtlich noch in einer Glockensammelstelle bzw. auf einem Glockenfriedhof angefertigt worden war (Nr. 11 ).320) Man sieht an dieser Gocke noch die Registriernummer 6/22/2/C. Eine letzte Glocke aus dem Jahr 1520 versieht getreulich ihren Dienst in der Pfarrkirche „Zum Heiligen Berge Gottes“ in Klein-Quenstedt (Nr. 84).

Die ältesten datierten Glocken sind in St. Moritz auf uns gekommen. Sie sind in den Jahren 1281 und 1319 gegossen worden (Nr. 4, 7). Die aus zwei leoninisch gereimten Hexametern bestehende Inschrift der älteren hat apotropäischen Charakter. Darauf folgt die Jahresangabe des Jahres 1281. Vielleicht handelt es sich um ein Werk einer ersten faßbaren Gießerei, die wir Halberstädter Gießerwerkstatt G1 benannt haben. Aus ihr könnten, nach den verwendeten Schriftformen zu urteilen, wenn auch in unterschiedlicher Technik hergestellt, der Taufkessel vom Anfang des 14. Jahrhunderts in der Martinikirche (Nr. 5) und [Druckseite XLII] derjenige aus der Paulskirche aus derselben Zeit, der heute im Domschatz aufbewahrt wird, herrühren.321) Dieser Werkstatt wäre dann aufgrund der Schriftformen vielleicht auch die abgegangene Glocke aus der Siechenhofkapelle vom Ende des 13. oder aus dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts mit ihrer Ave Maria Inschrift zuzurechnen, die wiederum in der Technik der Glocke von 1281 aufgebracht worden ist (Nr. 11 ). Besonders auffällig sind die spitz zulaufenden unteren Buchstabenenden bei O und linksgeschlossenem unzialem M aber auch das unziale E.

Eine zweite Halberstädter Gießerwerkstatt G2 umfaßt die nach ihrer Schrift älteste Glocke aus der Martinikirche (Nr. 8) und die entsprechende aus der Liebfrauenkirche (Nr. 9), die beide wohl auch um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert gegossen worden sein werden. Zu diesen beiden ist mit Einschränkungen auch noch die älteste Glocke aus St. Johannes zu zählen, die den beiden in den Buchstabenformen sehr nahe kommt, aber wohl etwas später entstanden sein muß (Nr. 10). Besonders zu beachten sind die in Konturschrift aufgebrachten R mit der außen geschwungenen Cauda oder das flachgedeckte A, die in der jüngsten Glocke ein wenig fortgeschrittener wirken. Zweimal geben die Texte den Beginn des Ave Maria wieder (Nr. 8, 10), die Glocke aus der Liebfrauenkirche aber eine lateinische Inschrift, die auf den Klang der Glocke hinweist und damit auf ihre Funktion, die Gläubigen zum Gebet zu rufen (Nr. 9). Möglicherweise lehnt sich der Text an eine Psalmenstelle an. Eine weitere Glocke, die zweitälteste datierte, die ebenfalls in St. Moritz hängt, ist inschriftlich ehestens im Jahr 1319, vielleicht aber auch noch in den Jahren davor von 1315 bis 1317 gegossen worden; leider ist ihre Datierung nicht eindeutig (Nr. 7). Die Schriftformen sind hier weiter entwickelt und abweichend von den bisher erwähnten. Die Konturschrift ist fortschrittlicher. Die Bögen sind schon zum äußeren Bogenmittelpunkt hin spitz ausgezogen. Die Inschrift nennt den Gießer oder den verantwortlichen Geistlichen für den Guß, einen Magister Johannes. Träfe letzteres zu käme ein Magister Johannes in Frage, der nach Schmidt als Stiftsherr zwischen 1239 und 1255 belegt ist.322) Möglicherweise hatte er ja zeitweise das Amt des magister fabrice inne? Wegen der in Frage kommenden nachweisbaren Lebenszeit, kommt er jedoch für den Guß wohl eher nicht in Frage. Sollte jedoch der Glockengießer gemeint sein – wofür die verwendete Formel FACTVM EST HOC OPVS PER MANVS spricht – so wurde vermutet, es könne sich um den Gießer Johannes von Halberstadt, auch Hans Apengeter genannt, gehandelt haben. Hätte dieser Gießer die genannten Glocken oder auch nur eine davon gegossen, so ständen sie am Anfang einer Karriere, die ihn vielleicht nach Quedlinburg und Gernrode und im Anschluß in den Jahren bis 1350 gewiß in den norddeutschen Raum nach Kolberg, Rostock, Lübeck, Kiel, Wismar, Göttingen und Hildesheim oder auch nach Wusterwitz in Brandenburg geführt hat.

Sind die bisher erwähnten Glocken sämtlich mit Inschriften in gotischer Majuskel beschriftet, so tritt mit einer weiteren Glocke aus St. Moritz und deren Guß im Jahr 1376 (Nr. 15) zum ersten Mal in Halberstadt die Schriftart der gotischen Minuskel an einer datierten Glocke auf. Nach der Jahresangabe ist der Beginn des Ave Maria angeführt. Auch eine Glocke aus dem Jahr 1397 für das Johannesstift weist exakt diese Folge auf, allerdings abgeschlossen von einer versifizierten Glockenrede, was nicht ungewöhnlich ist (Nr. 21). Man könnte geneigt sein, auch hier eine Werkstatt zu postulieren, doch scheinen die Inschriftenformen zu stark voneinander abzuweichen. Die Buchstaben auf der älteren Glocke sind mit Modeln sehr unsicher und wackelig aufgebracht worden. Darin gleicht ihr die Anbringungsart an einer Glocke aus dem Jahr 1403, die ebenfalls mit den Eingangsworten des Ave Maria aufwartet, denen getrennt durch eine Kreuzigungsgruppe die Jahresangabe folgt (Nr. 27). Die Buchstaben der Inschrift sind ebenso wenig akkurat angebracht worden. Beide scheinen aber nicht aus einer Werkstatt zu stammen. Eine letzte Glocke aus St. Moritz, die mit einer Inschrift in gotischer Minuskel beschriftet ist, nennt außer der Jahresangabe 1409 nur den Namen; Cantabona lautet er (Nr. 28). Vielleicht hat dieser Klangkörper die Funktion einer Alltagsglocke erfüllt. Nach Größe und Gewicht handelt es sich bei ihr um die drittgrößte von vier Glocken in St. Moritz, was diese Annahme stützen könnte.

Die Inschriften zweier weiterer Glocken in der Liebfrauenkirche wurden wieder in gotischer Majuskel angebracht (Nr. 24, 25 ). Während die erste einen größeren Ausschnitt des Ave Maria in einer mittels Modeln geschaffenen Inschrift zeigt, die etwas wackelig und unsicher angebracht worden sind, ist die zweite im Jahr 1932 Opfer einer Umarbeitung geworden und später im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Wie deshalb die wenigen, auf einer Photographie aus der Nachkriegszeit wiedergegebenen Buchstaben auf einem damals noch erhaltenen Bruchstück der im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstörten Glocke hinsichtlich ihres Alters zu bewerten sind, läßt sich nicht einschätzen. Der erhaltene Inschriftentext in zwei zweisilbig rein leoninisch gereimten Hexametern ist selten. Er spielt sowohl auf die Weihe der Glocke wie auch auf ihre apotropäische Funktion an.

[Druckseite XLIII]

Eine weitere nur noch abschriftlich überlieferte Glocke aus Liebfrauen war, nach ihren Inschriften zu urteilen, sehr ungewöhnlich (Nr. 31 ). Sie läßt sich inschriftlich in das Jahr 1420 datieren. Es steht jedoch nur die reine Jahreszahl. Der überlieferte Text besteht darüberhinaus aus zwei unterschiedlichen Inschriften, von welchen jeweils nur einzelne Bestandteile wie z. B. das liturgische sursum corda des Hochgebets bestimmbar sind. Eine von dieser Aufforderung eingerahmte philosophische Betrachtung über Gegenwart und Zukunft findet sich in einzelnen Junkturen in der theologischen bzw. liturgischen Literatur des Mittelalters, könnte aber scheinbar auch einer Grammatik des Donat entnommen sein. Auch Wendungen wie hic deus est oder plasma dei lassen sich vielfach bei mittelalterlichen Autoren belegen, ohne das der Sinn in einem Zusammenhang mit einer Glocke deutlich wird. Die Aussage scheint sich auf eine Zukunft am Ende aller Zeiten zu beziehen; der Text bleibt jedoch geheimnisvoll. Eine eindeutige Vorlage konnte nicht gefunden werden. Die Ausführung der Inschrift darf also durchaus bezweifelt werden. In denselben Überlieferungszusammenhang gehört ein weiterer Text, der als Inschrift eine Glocke in Liebfrauen geschmückt haben soll (Nr. 322 ). Er ließ sich wegen der Vergleichsbeispiele, die einen Zeitraum vom 13. bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts umfassen, als die Abschrfit angefertigt worden war, methodisch exakt nur an das Ende dieses Zeitraums einordnen, hätte aber auch zu jedem früheren Zeitpunkt auf der Glocke angebracht werden können. Viel spricht angesichts der Gesamtsituation für eine Entstehungszeit der Glocke bis zum ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Die versifizierte Funktionsangabe in zwei zweisilbig rein leoninisch sich reimenden Hexametern kommt in vielen Glockeninschriften in ganz Europa vor.

Zwei Werkstätten dokumentieren sich in zwei noch vorhandenen Glocken von St. Martini, in denen sich außerdem zwei Glockenensembles manifestieren (Nr. 39, 40 ; Nr. 71, 72 und evtl. 73 ). Die erste Werkstatt, die wir methodisch korrekt Halberstädter Gießerwerkstatt G3 benennen wollen, könnte, ohne daß es zu beweisen ist, die des Gießers Johannes Floris oder deutsch Hans Blume, gewesen sein. Der Inschriftentext einer der Glocken, die heute im ersten Geschoß des Nordturms hängt, gibt das uralte Glockengebet O rex glorie veni cvm pace323) mitsamt einer Anrufung nach einem Responsorium wieder (Nr. 39). Diese Glocke ist, nach Gewicht und Form zu urteilen, leichter und kleiner als ihr Pendant gewesen und wird deshalb wohl als Sonntagsglocke fungiert haben. Eine Lichtbildaufnahme der ehemals im nördlichen Turm hängenden, heute verlorenen Glocke zeigt, daß beide Glocken nach Form und Schmuck aus derselben Werkstatt stammten (Nr. 40 ). Diese größere Glocke wies dieselbe Inschrift auf wie die Festtagsglocke des Doms, die Dunna, die 1457 gegossen worden war und für die Johannes Floris als Gießer vermutet wird.324) Somit wird wohl auch diese Glocke (Nr. 40 ) in St. Martini als Festtagsglocke gedient haben. Im Jahr 1537 wurde sie vermutlich einem glockenrestauratorischen Eingriff durch einen gewissen Heinrich Linke unterzogen, wie eine weitere Inschrift an diesem Träger zu verstehen ist.

Das zweite Ensemble könnte sogar aus drei Glocken bestanden haben (Nr. 71, 72 , 73 ), die dann sämtlich im Jahr 1511 durch den berühmten Glockengießer Hinrick van Kampen gegossen worden wären. Er hat später, im Jahr 1514, auch noch zwei signierte Glocken für den Dom gegossen, die als Spendeglocken vielleicht eine Funktion bei der Almosenverteilung hatten.325) Die Glocken aus der Martinikirche sind von sehr großem Ausmaß und Gewicht. Noch erhalten ist die größte, im Südturm befindliche, die als Feuerglocke bezeichnet wird. Auf ihre Funktion, die inschriftlich in einem einsilbig leoninisch gereimten elegischen Distichon beschrieben wird, folgt in der gleichen Form der Versifizierung die Gießersignatur des Hinrick von Kampen, beides erhaben ausgeführt als Glockenrede um die Glockenschulter umlaufend. An der Flanke sind einander gegenüberliegend zwei Zitate aus mittelalterlichen Quellen ebenfalls in poetischer Form angebracht. An der zweiten, kleineren Glocke sah man ebenfalls erhaben ausgeführt, an der Schulter umlaufend eine versifizierte Glockenrede, die sich auf die Glockenfunktion bezog, an die sich der Name des zeitigen Pfarrers und ein Gießervermerk samt Jahresangabe anschlossen (Nr. 72 ). Es folgten in einer zweiten, kleineren Zeile in Niederdeutsch Anrufungen und anschließend die Namen der verantwortlichen Kirchenverwalter. Nach demselben Schema wurden 1514 die Inschriften an den Spendeglocken des Domes angebracht, die ebenfalls von Hinrick von Kampen herrühren. Welche Funktion die beiden Glocken in St. Martini hatten, läßt sich nicht mehr sagen. Nach ihren Größenverhältnissen und Inschriften könnte es sich um eine Festtags- und eine Sonntagsglocke gehandelt haben, die aber, da aus dem Jahr 1439 ein Ensemble nicht einmal einhundert Jahre älterer Glocken vorhanden war, welche diese Funktionen erfüllten, eigentlich nicht notwendig erscheinen. Ob sie aber beide nur als Alarmglocken fungiert haben, wie ihre Namen im Volksmund – Feuerglocke und Achtglocke – nahelegen, ist ebenfalls nicht sicher. Vielleicht hatte es sich wieder einmal um ein Prestigeduell zwischen Domkapitel und Stadt [Druckseite XLIV] gehandelt. Urteilt man nach den Entstehungsjahren, so wurde das ältere städtische Ensemble 1439 gegossen. Im Dom war 1454 eine existierende Festtagsglocke, deren Aussehen und Maße wir nicht kennen, um eine prächtige Sonntagsglocke „Osanna“ ergänzt worden. Nach der Zerstörung der Festtagsglocke Ende des Jahres 1454 durch Blitzschlag und Feuer, stand eine neue 1457 gegossene Gloriosa, die „Dunna“ – größer und noch prachtvoller – im Dom zu Verfügung. Vielleicht mußte deshalb 1511 die Stadt ein neues Glockenpaar noch größer und noch schöner gießen lassen, um dem Domkapitel Paroli bieten zu können. Allerdings ist einzuwenden, daß die Martiniglocken von 1511 nach der Inschrift der etwas kleineren diese Glocken anscheinend aus dem Pfarrvermögen finanziert wurden, wie die Namen des Pfarrers und der verantwortlichen Kirchenverwalter nahelegen. Zu diesem Ensemble könnte, wie wohl auch im Dom mit Sonntags-, Festtags- und Uhrglocke, die in den Jahren 1454, 1457 und vermutlich 1460 gegossen worden sind, auch die Uhrglocke in St. Martini gehört haben (Nr. 73 ).326) Nebe, der sie wohl noch gesehen hat, datierte sie in das Jahr 1511, wofür es weiter keinen Beleg gibt. Als große Stundenglocke bezeichnet, trug sie wie die Uhrschlagglocke im Dom ebenfalls eine Inschrift, die sich in Form eines Hexameters auf ihre Funktion bezog. Ob sie ebenfalls in der Werkstatt des Hinrick von Kampen gegossen wurde, kann man nur vermuten; die Parallele im Dom mit dem möglichen Gießer Hans Blume spräche dafür.

Zwei weitere Glocken stammen vielleicht aus ein und derselben Werkstatt, wenn auch definitiv nicht vom selben Gießer (Nr. 59 , 84). Eine abgegangene Glocke aus Liebfrauen war 1496 von dem Halberstädter Gießer Heinrich Becker zu Ehren der Jungfrau Maria gegossen worden. Inschriftlich sind ein Gießervermerk samt Gußdatum und Widmungsangabe daran angebracht. Vierundzwanzig Jahre später war es Beckers Sohn, Nikolaus Becker, der eine Glocke goß, die in der Kirche in Klein-Quenstedt hängt. Ob sie auch für diese Gemeinde hergestellt oder im Lauf der Zeit erworben wurde, ist nicht bekannt. Auch diese Glocke trägt einen Gießervermerk, den des Nikolaus Becker, der hier als Claus Becker firmiert. Die Gießersignatur hat die Form zweier zweisilbig rein leoninisch gereimter Hexameter mit Gußjahr und Gießervermerk als Glockenrede, wie Becker junior sie gerne an seinen Glocken anbrachte.327) Beider Gießerzeichen, wenn es sich nicht um nur eines handelt, das sukzessiv verwendet wurde, sind sehr ähnlich.328) Eine letzte, im April 1945 durch Kriegseinwirkung zerstörte Glocke, die zum Andreaskloster gehörte, hielt Nebe aufgrund von Form und verwendeten Buchstaben für einen Guß Hinricks von Kampen (Nr. 99 ). Dagegen spricht das Gießerzeichen, das nicht demjenigen des Hinrick von Kampen entspricht. Der Text in gotischer Minuskel gab in lateinischer Sprache zwei zweisilbig rein leoninisch gereimte Hexameter wieder, die als Glockenrede die Funktionen der Glocke angaben. Aus dem Andreaskloster könnte vielleicht auch eine im Stadtarchiv aufbewahrte kleine Glocke ohne Krone und mit durchbohrter Haube stammen. Jedenfalls findet sich die Bezeichnung „Andreaskloster“ an zwei von Walter Bolze, dem Halberstädter Dombaumeister in den späten 40er bis 60er oder 70er Jahren, gemachten Photographien, die im Fotoarchiv des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen- Anhalt in Halle aufbewahrt werden. Sie war im Jahr 1486 gegossen worden und 1667 in irgendeiner Weise repariert oder auf andere Art behandelt worden, wie die Ritzung eines M(EISTER) HEINRICH SCHVETZE 1667 zeigt.

4.3. Inschriften an Wand- und Glasmalereien

Nur vier Inschriftenartikel erfüllen die Voraussetzung, in die Kategorie Wandmalerei aufgenommen zu werden. Zu viele derartige Inschriften, die Kirchen und öffentliche oder auch private Gebäude ausgeschmückt haben müssen, sind im Lauf der Jahrhunderte vergangen, zerstört worden oder Um- und Neubauten zum Opfer gefallen. Die ältesten noch erhaltenen Inschriften dieser Art wurden im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts auf die Außenseiten der stuckierten Chorschranken und die Obergaden in der Halberstädter Liebfrauenkirche aufgetragen. Die Inschriften an den Chorschranken waren vermutlich alle Zeit sichtbar, wenn auch in einer mindestens einmal übermalten Form aus dem frühen 16. Jahrhundert (Nr. 2). Sie bezeichnen als Tituli in gotischer Majuskel die in Stuck dargestellten und farbig gefaßten zwölf Apostel sowie Maria und Christus, die sie umgeben, mit ihren Namen. Durch eine relative Chronologie der ältesten in Halberstadt vorkommenden Beispiele dieser Schriftart lassen sie sich in der Folge der Halberstädter Triumphkreuzgruppe im Dom und am Halberstädter Schrank durch ihre Schriftformen auf das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts datieren.329)

[Druckseite XLV]

Im selben Zeitraum, wenn auch vielleicht ein wenig später als die Chorschranken, sind die Inschriften an den Wandmalereien im Obergaden der Liebfrauenkirche entstanden, die sich ursprünglich über die Vierung bis in den Chor erstreckten (Nr. 3). Man hatte sie wohl im Jahr 1661 mit Farbe übertüncht. Erst im 19. Jahrhundert wurden sie durch Lucanus 1830 entdeckt und durch Quast seit 1842/43 wieder aufgedeckt. Vor einer erneuten, figuralen Übermalung des Bildprogramms hatte man zwar Pausen von den Originalen abgenommen, ersetzte aber anschließend die Originalmalereien durch „farbig angelegte Kopien“330), welche „die Maler Pfannschmidt, Schäfer und Ruprecht“331) vornahmen, so daß vor allem die Gesichter im Stile der Zeit in historistischem Geiste verschlimmbessert wurden. Das Ergebnis wirkte „wie eine Verschmelzung von Malerei des 13. und des 19. Jahrhunderts.“332) Dabei „reduzierte und veränderte [man] das Gliederungssystem bis zur Unkenntlichkeit. So standen die Prophetenfiguren dann beziehungslos im Obergaden, in Anordnung und Einzelbildung weit von den Befunden und auch den Pausen entfernt.“333) Erst zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Wandmalereien wieder aufgedeckt und schließlich am Ende desselben Jahrhunderts bei Restaurierungsarbeiten die noch existierenden Figuren am westlichen Obergaden der Südseite gesichert, gefestigt und restauratorisch behandelt. Die übrigen Darstellungen sind uns heute zwar in den Pausen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts überliefert, die jedoch weder vollständig noch benutzbar sind. Die als Papierrollen aufbewahrten Kopien lassen sich wegen der Fragilität des Materials nicht mehr benutzen.334) Da sowohl zeichnerische Kopien wie auch Lichtbildaufnahmen von den meisten Pausen hergestellt worden waren, müssen diese heute als Primärquellen angesehen werden. Nach dieser Überlieferung wurden die Inschriften im Katalog ediert.

Die farbig gefaßten Prophetendarstellungen auf beiden Seiten am Obergaden wurden begleitet und erläutert von den Namen der Dargestellten. David und Salomon waren einander im entsprechenden Joch im Norden und Süden des Obergadens gegenübergestellt, die Salomon zugeordnete Königin von Saba als Vertreterin der Synagoge der Ecclesia auf der Seite Davids entgegengestellt. Alle vier sind bzw. waren durch Bibelzitate aus den entsprechenden Büchern der Bibel bezeichnet. Es folgen bzw. folgten die Propheten Sophonias, Naum, Jonas, Amos, Oseas auf der Südseite mit ihren Tituli, die außer dem Namen ebenfalls durch jeweils einen Bibelspruch aus den ihnen zugerechneten Werken in ihren Händen repräsentiert sind. Auf der gegenüberliegenden Seite sah man David und Ecclesia, ebenfalls durch Zitate benannt und bekannt, gefolgt von Sprüchen und nicht in allen Fällen den Namen der Propheten Micha, Ioel und Abdias. Keine Pausen existieren von den Kleinen Propheten Abacuc, Aggeus, Zacharias und Malachi.335) Im Chor sind durch Pausen belegt und mit ihren Namen bezeichnet die großen Propheten Jeremias und Ezechiel im Süden und Isaias und Daniel auf der Nordseite. Deren leergebliebene Spruchbänder wurden im Rahmen der historisierenden Ausmalung im 19. Jahrhundert durch nicht ursprüngliche Inschriften ergänzt. Daß die Darstellungen in Beziehung zu einem von Doering vermuteten Halberstädter Prophetenspiel standen, ist wahrscheinlich, läßt sich aber aufgrund der Quellenlage nicht belegen.336)

Deckenmalerei ist in der Barbarakapelle der Liebfrauenkirche zu sehen (Nr. 34). Die Seccomalerei, die vermutlich wie die Malerei des Obergadens im Langhaus in den Jahren 1661/62 übertüncht worden war, wurde 1839 aufgedeckt und bis 1848, dann noch einmal 1878 restauriert und schließlich in den 30er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts gesichert und restauriert. Im Jahr 1999 wurde eine Bestands- und Schadensaufnahme vorgenommen. Das Bildprogramm zeigt einen Thronenden Christus umgeben von zwei Evangelistensymbolen und eine gekrönte Maria mit Kind, die von den beiden anderen Evangelistensymbolen flankiert wird. In den weiteren Gewölbefeldern sind die vier Kirchenväter und zwei Propheten zu sehen, die sämtlich Spruchbänder halten. Des weiteren sind musizierende Engel abgebildet. Das eschatologische Programm, das an den Abbildungen und den Inschriften in den Spruchbändern vermutlich ablesbar war, läßt sich nicht mehr vollständig entschlüsseln, weil von den Inschriften nur noch die auf dem Spruchband in Händen des Matthäussymbols lesbar ist. Die übrigen sind vergangen oder so [Druckseite XLVI] schlecht erhalten, daß sie nicht mehr entziffert werden können. Ob der Anfang des Matthäusevangeliums, der dort zu lesen ist, ursprünglich ist oder das Ergebnis einer Restaurierung, läßt sich nicht mehr sagen. Die Deckenmalerei in der Barbarakapelle der Liebfrauenkirche gehört in einen Zusammenhang mit der Paneelmalerei und dem Altarretabel am selben Ort (Nr. 32, 33). Eine Deckenmalerei in der Johanneskirche zeigt einen jubilierenden Putto, der ein geschwungenes Schriftband in den Händen hält (Nr. 295). Darauf sieht man in goldenen Buchstaben aufgebracht mit dem Gloria einen liturgischen Gesang auch der evangelischen Kirche. Vermutlich wurde die Malerei um die Mitte des 17. Jahrhunderts angebracht.

Insgesamt 21 Scheiben mit Glasmalereien sind uns aus zwölf Fenstern von vier verschiedenen Standorten bekannt geworden. Von dreien dieser Scheiben erfahren wir nur durch abschriftliche Überlieferung (Nr. 208 , 271 , 312 ). Die älteren Inschriften stammen wohl aus der alten Stiftskirche St. Johannes, wie man aus dem inschriftlich überlieferten Standort und der Jahreszahl 1600 schließen muß (Nr. 208 ). Die Johanneskirche war im Jahr 1631 niedergelegt worden. Die Kirche war zuvor nach einem Brand 1587 wiederaufgebaut bzw. wiederhergestellt worden. Die Scheiben hatten durch das antiquarische Interesse eines Halberstädter Buchhändlers namens Helm, der Glasmalereien sammelte, überdauert. Dort sah sie bei einem Besuch der Jurist Ludwig Ferdinand Niemann, der sie uns in seinen Tagebüchern überliefert. Niemann berichtet auch über zwei Bildscheiben, die sich in der Küche des Pfortenhauses befunden und den Namen der vermutlichen Stifterin Anna Heinemann und die Jahrzahl 1631, in einem anderen Fall ein Wappen mit der Wappenbeischrift Ciliax Bergen Mater getragen haben sollen (Nr. 271 , 312 ). Weitere neun Scheiben stammen aus der neuen Johanneskirche, die 1648 fertiggestellt worden ist (Nr. 291). Sie befinden sich heute, in jüngere Fassungen eingebracht, in vier Fenstern im Chor dieser Kirche.337) Sie zeigen die Wappen von neun Stiftern bzw. Stifterfamilien, die wohl sämtlich im Jahr 1647 diese Scheiben oder auch ganze Fenster zur Ausstattung der neu errichteten Kirche gestiftet hatten. Ein weiterer Hauptteil der erhaltenen Scheiben rührt aus dem Schützenhaus in Bossleben her. Die Fenster dieser Einrichtung sind am Anfang des 20. Jahrhunderts (nach 1902 und vor 1909) durch Repliken ersetzt worden und die Originale sind in das Städtische Museum verbracht worden.338) Die zum größten Teil in Schmelzfarben ausgeführten Scheiben sind dann später neu zusammengestellt und in neue Bleie gefaßt worden. Da sich die Originale von den Kopien nicht scheiden lassen, aber auch mehrfache Anbringung von Wappen möglich waren, wurden in den Katalog sämtliche Scheiben aus dem Bearbeitungszeitraum aufgenommen. In den 27 Fenstern sind nur einige wenige mit Inschriften versehen, die zumindest nach den auf ihnen vermerkten Jahreszahlen vielleicht noch vor dem Ende des Bearbeitungszeitraums entstanden sein können. Die Scheiben enthalten Namen und „Wappen von Vorständen und Mitgliedern der Schützengesellschaft oder von solchen Männern, die als Mitglieder von Behörden zu ihr in Beziehung getreten sind.“339) Diese werden meistens ergänzt durch eine Jahreszahl. Ob diese Jahreszahlen auch den Zeitpunkt der Herstellung der Scheiben exakt wiedergeben, kann dadurch jedoch nicht sicher festgestellt werden. Aufgenommen wurden nach einer Durchsicht aller Scheiben nur diejenigen, die eine Jahreszahl aus dem Bearbeitungszeitraum aufwiesen oder wenn der Wappenführer für diese Zeit durch andere Quellen belegt ist; so der Halberstädter Bürger Hans Alslebe im Jahr 1609 (Nr. 229), der auch in anderen Inschriften Niederschlag gefunden hat (Nr. 206, 238 (†)). Ebenso die adeligen Domherren Philipp Ludwig Spitznase und Caspar Wrampe (Nr. 253). Ihre Wappenscheiben tragen die Jahreszahlen 1619 und 1621. Auch der Stiftsherr von St. Paul Arnold von Landsberg wird im letztgenannten Jahr mehrfach erwähnt (Nr. 259), zuletzt in einem Fenster zusammen mit einer Scheibe des 1592 als Ratsherrn belegten Zacharias Dibbe (Nr. 260).

Ungewöhnlich ist ein Glashumpen aus dem Jahr 1579, wie die darauf erwähnte Jahreszahl aussagt (Nr. 165). Er war in Scherben bei archäologischen Grabungen am Hohen Weg gefunden worden. Seine exakte Provenienz ist ungeklärt. Nachdem die Scherben gesäubert und wieder zusammengesetzt worden waren, stellte man fest, daß darauf Genreszenen aus dem Bergbau zu sehen sind, die durch aufgemalte Bildbeischriften erläutert werden. Leider ist der Humpen nach wie vor fragmentarisch, so daß die Sujets zwar erkennbar und die Inschriften teilweise lesbar, aber wegen der Bruchstückhaftigkeit des Textes leider nicht genau gedeutet werden können.

[Druckseite XLVII]

4.4. Inschriften der Ausstattung

Inschriften an kirchlichen und profanen Ausstattungsstücken finden sich in 66 Katalognummern, zählt man die 13 Inschriftenplatten aus Blei oder Kupfer mit, die in den Turmkugeln aufbewahrt wurden. Der höchste Rang in der Ausstattung einer Kirche kommt gewiß den Altarretabeln zu. Es handelt sich um insgesamt drei erhaltene Altaraufsätze aus vermutlich ebensovielen Kirchen, läßt man den Epitaphaltar aus der Siechenhofkapelle beiseite (Nr. 239), der unter den Inschriften des Totengedenkens schon angesprochen wurde (Nr. 33, 35, 60). Der älteste Altaraufsatz steht in der Barbarakapelle der Liebfrauenkirche (Nr. 33). Er läßt sich nicht ohne die zugehörige Holzvertäfelung, die ihn umgibt, in den Blick nehmen (Nr. 32). Das Retabel entstand in der Zeit um 1420 bis 1430 und spiegelt nach den Forschungen von Eva Fitz den Einfluß kölnischer und westfälischer Malerei wieder und weist Verbindungen mit Glas-, Wand- und Tafelmalereien im Dom auf. In einen Zusammenhang mit dem Altarretabel gehört die Vertäfelung, die zur selben Zeit entstand und den Altaraufsatz umgibt. An beiden befindet sich dasselbe Wappen. Wie Fitz dargelegt hat, stammt die Paneelmalerei von Michael Wispach, der auch in Erfurt gewirkt hat. Die Inschriften in gotischer Minuskel geben die Namen der dargestellten Heiligen und die Fürbitten der Stifter wieder. In einen Zusammenhang mit diesen Werken gehört auch die Deckenmalerei der Kapelle, die an anderer Stelle abgehandelt wurde (Nr. 34 in 4.3. Die Inschriften an Wand- und Glasmalereien). Ein weiterer Altar in der Andreaskirche, der aus der Halberstädter Moritzkirche stammt, wurde allenfalls geringfügig später geschaffen (Nr. 35). Auf ganz ähnliche Art wie an dem Ensemble aus der Barbarakapelle wurden auch hier die Namen der dargestellten Heiligen um die Nimben trassiert. Sibylle Lauth sieht den Altar stilistisch im Zusammenhang mit den Malereien in der Redekin-Kapelle im Magdeburger Dom und weiteren Retabeln in Havelberg (Lkr. Stendal) und Flötz (Stadt Zerbst/Anhalt), die Anfang des 15. Jahrhunderts entstanden sind. Von einem letzten Altarretabel, dessen Herkunft unbekannt ist, haben sich zwei Flügel erhalten, die sich heute im Städtischen Museum in Halberstadt befinden (Nr. 60). Sie sind wohl kurz nach 1500 entstanden. Nach den verwendeten Inschriften zu schließen, war er für eine Kirche in der Diözese Halberstadt bestimmt. Die beiden Flügel zeigen Szenen aus dem Leben des Apostels und Evangelisten Johannes mit Inschriften, die dem Johannesevangelium entstammen bzw. in der Liturgie des Johannestages verwendet wurden.

Ein Triumphkreuz, das wohl aus der Mitte des 15. Jahrhunderts herrührt, hat sich in St. Martini erhalten (Nr. 42). Der Kreuztitulus, der es schmückt, muß möglicherweise als kopiale Überlieferung angesehen werden.340) An einem Triumphbogen in der niedergelegten Kirche St. Paul soll ein Renovierungsvermerk aus dem 16. Jahrhundert gestanden haben (Nr. 215 ).

Nur sechs Skulpturen aus dem kirchlichen Umfeld, an denen Inschriften angebracht wurden, sind erhalten geblieben (Nr. 69, 74, 75, 76, 77, 78). Das älteste Stück ist eine Kreuzigung mit einer Stifterdarstellung des Edelherren Friederich van Hoym von 1508 (Nr. 69). Sie ist nahezu identisch mit einer Kreuzigung desselben Stifters im Halberstädter Dom. In derselben Werkstatt, die diese Skulpturen schuf, deren datierte Werke zwischen 1508 und 1517 entstanden sind und der Edgar Lehmann die Bezeichnung „Katharinenmeister“ verliehen hat, sind wohl auch mehrere Werke im Dom entstanden.341) Dieser Werkstatt wies er auch die unter den Nummern 74, 75, 76, 77, 78 aufgeführten Werke zu, wiewohl das nicht auf alle diese Standbilder mit Gewißheit zutreffen muß.342) Manches scheint nur im Umkreis dieser Werkstatt geschaffen worden zu sein. Die Statue des Apostels Andreas, die inschriftlich auf den Dezember 1511 datiert ist, weicht ein wenig von dem Schema der übrigen Figuren ab (Nr. 74). Das Wappen an der Konsole konnte ebenso wie die daran befindlichen Initialen HL nicht zugewiesen werden. Die weiteren Statuen, die, wie die datierte der Anna Selbdritt, wohl etwa zur selben Zeit entstanden sind, stehen jeweils auf Konsolen, die in einem Wappenschild ein A aus der gotischen Majuskel tragen (Nr. 75, 76, 77, 78).

Eine Kanzel, die reich mit Schnitzarbeiten und diese erläuternden Inschriften geschmückt ist, sieht man in der Pfarrkirche St. Martini (Nr. 191). Ihr Bildprogramm gibt in acht Abbildungen, jeweils in Kartuschen und Spruchbändern durch Inschriften aus Bibel und Katechismus erläutert, das lutherische Glaubensbekenntnis wieder. Im Gegensatz zur nur drei Jahre vorher errichteten Domkanzel, die ihrer Funktion in einer gemischtkonfessionellen Gemeinschaft Rechnung tragen mußte, steht hier eine eindeutige konfessionelle Aussage.343) Fragmente eines Kanzelkorbes werden heute in einem Depot des Städtischen Museums aufbewahrt (Nr. 299). Nicht ganz gesichert ist, ob die Kanzel noch aus der ersten [Druckseite XLVIII] Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt. Die Inschriften geben die Namen der dort abgebildeten Evangelisten wieder. Vielleicht hat sie vorher in der Halberstädter Moritzkirche Dienst getan. Eine Kanzel aus der Dominikanerkirche St. Katharinen wird unter den nicht-aufgenommenen Inschriften abgehandelt. Weitere Arbeiten in Holz haben sich nur aus profanen Zusammenhängen erhalten. So das Halberstädter Stadtwappen, das die Jahreszahl 1516 trägt und wohl als kopiale Überlieferung des 19. Jahrhunderts angesehen werden muß (Nr. 81 ). Noch im Original erhalten blieb die Schützenlade aus dem Jahr 1600, die die Namen der Schützenmeister und der Viermänner der Schützen aufweist (Nr. 204). In dieser Neuen Lade wurde – wohl unter anderem – das Kultbild der Schützenbruderschaft, eine Pietà, aufbewahrt (Nr. 6 ).344) An einem untergegangenen Beichtstuhl der Johanneskirche war die Devise eines Oberpredigers dieser Kirche angebracht (Nr. 276 ).

Vier Bildnisse haben sich erhalten, die von Inschriften erläutert werden, oder es gibt Nachrichten darüber. Das älteste Porträt trägt ein Datum des Jahres 1597 (Nr. 196). Es zeigt den Landesherrn Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg. Die Inschrift auf dem Rahmen bezieht sich auf die erneute Stiftung des Schützenfestes durch ihn. Der Rahmen läßt sich nicht genau datieren, könnte aber erst im 17. Jahrhundert hergestellt worden sein, um das ehemals größere Gemälde aus dem Ende des 16. Jahrhunderts nun auf die Maße des Rahmens zugeschnitten fassen zu können. Damit könnte es sich bei der Inschrift um eine kopiale Überlieferung handeln, weshalb das Porträt auch unter dem Datum 1597 in den Katalog aufgenommen wurde. Ein Porträt des Schwedenkönigs Gustav Adolf mit Titel und der Datierung 1632 auf dem Rahmen wird ebenfalls im Städtischen Museum aufbewahrt (Nr. 273). Leider sind weder Herkunft noch die Entstehung dokumentiert. Vermutlich ist es erst nach dem Tod des Herrschers 1632 bei Lützen entstanden. Die Schriftformen sprechen für eine Entstehung nach 1632 aber noch vor 1650. Zwei Pfarrerbildnisse sind in der Martinikirche überliefert (Nr. 284 , 298). Das Bildnis des Pfarrers Friedrich Kornmann, das wohl nach 1644 geschaffen worden sein wird, ist im Original nicht mehr vorhanden, seine Titulatur als Bildbeischrift jedoch belegt. Ein Porträt eines Pfarrers von St. Martini mit einem Wahlspruch wird in demselben Gotteshaus noch immer bewahrt (Nr. 298). Die Entstehungszeit ist nicht bekannt, wird aber in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gelegen haben, vielleicht an dessen Anfang, wenn es sich um die Devise des Pfarrers Isaias Silberschlag handeln sollte.

Zwei Erzeugnisse der Kleinkunst sind im Stadtmuseum bezeugt bzw. im Franziskanerkloster aufbewahrt. Das ältere, das aus einer Marienbruderschaft hervorgegangen ist und in der Halberstädter Schützengesellschaft überliefert wurde, trug eine Inschrift aus dem Jahr 1316, das zweite aus der Zeit um 1460 wird in der Franziskanerkirche St. Andreas aufbewahrt (Nr. 6 , 44). Beide sind bzw. waren aus Alabaster gefertigt. Das für die Marienbruderschaft geschaffene Kultbild ist nach seiner Inschrift 1316 geweiht worden und über die Vereinigung mit der Sebastiansgilde schließlich an die Schützengesellschaft gekommen, wo es zu jedem Schießen auf den Tisch der Schützenherren gestellt wurde. Es bestand aus farbig gefaßtem Alabaster und existierte noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts, als es zusammen mit weiteren Zimelien der Schützenbruderschaft in das Städtische Museum in Halberstadt verbracht worden war.345) Nach seiner Inschrift 1316 geweiht, wäre es die älteste datierte Alabasterpietà auf deutschem Boden gewesen. Ein Relief der Anbetung der Hl. Drei Könige, das ursprünglich vom Hochaltar der Liebfrauenkirche stammt, befindet sich heute in der Andreaskirche. Jetzt sieht man nur noch einen Buchstaben auf dem Kästchen, das einer der Könige in Händen hält. Eine Bildbeischrift, die noch im 18. Jahrhundert zu lesen war, ist zwar überliefert, aber heute verschwunden.

Zwei Taufen haben sich in der Martinikirche und in Liebfrauen erhalten. Beide bestehen aus Metall, wohl Messing, Bronze oder einer ähnlichen Legierung (Nr. 5, 243). Der ältere Taufkessel vom Anfang des 14. Jahrhunderts in der Pfarrkirche St. Martini mit einem Bildprogramm aus der Jugend Christi bis zu seiner Taufe im Jordan – mithin auch ein Stück Mariengeschichte – stimmt mit einer weiteren Fünte aus der St. Paulskirche überein, die heute im Domschatz aufbewahrt wird.346) Beide stammen aus derselben Werkstatt. Weitgehend identisch sind Bildprogramm und Inschriften, letztere bis in die Form ihrer Fehler. Beide sind sie um das Jahr 1300 vermutlich in derselben Halberstädter Gießerwerkstatt G1 entstanden, in der vielleicht auch eine Glocke in St. Moritz und möglicherweise eine verlorene für die Siechenhofkapelle gegossen wurden.347) Ob auch die zweitälteste datierte Halberstädter Glocke von 1319 aus dieser Werkstatt herrührt, läßt sich nicht sagen.348) Das zweite Taufbecken ist nachreformatorisch und im Jahr 1614 – zehn Jahre nach der endgültigen Reformation der Liebfrauenkirche – von dem Gießer [Druckseite XLIX] Matthias Kipman gegossen worden (Nr. 243). Außer einer gekrönten Jungfrau mit Kind auf dem Deckel fehlen bildliche bzw. figürliche Darstellungen. Unter den Wappen der Stiftsherren liest man nur ihre Namen und zwei sich auf die Taufe beziehende Bibelworte in deutscher Sprache aus der Lutherbibel. Klarer ließ sich das lutherische Prinzip sola scriptura nicht in Szene setzen.

Aus Metall sind oder waren auch die fünf überlieferten Leuchter, die in Liebfrauen, St. Moritz und im Städtischen Museum auf uns gekommen sind. Der älteste und sicher spektakulärste ist ein Standleuchter aus dem Jahr 1475 (Nr. 47). Er war von dem zeitigen Scholaster und späteren Dekan der Liebfrauenkirche, Dietrich Block (vgl. Nr. 57 ), gestiftet worden. Der dreiarmige Leuchter trägt auf Schaftring und Standfuß das Datum seiner Herstellung und den Vorläufer eines Verses des Textes, den wir noch heute nach der Melodie von Michael Praetorius (1571–1621) in dem Kirchenlied „Es ist ein Ros entsprungen“ zu Weihnachten singen. Eine Leuchterkrone, die heute in der Vierung der Moritzkirche hängt, eine filigrane Durchbruchsarbeit, trägt das Entstehungsdatum im Jahr 1488 (Nr. 54). Ornamente und Zahlensymbolik übertragen die Mauer des zwölftorigen Jerusalem, als visio pacis, auf das Kirchengebäude. Eine weitere Lichtkrone aus St. Moritz trägt das Jesusmonogramm und die Jahreszahl 1517 in arabischen Ziffern (Nr. 82). Von einem Leuchter, der die Liebfrauenkirche schmückte, wissen wir nur das darauf verzeichnete Jahr, nämlich 1546 (Nr. 117 ). Die jüngste Laterne, die sog. Hilariuslaterne, ist weltlichen Ursprungs (Nr. 147). Sie wurde 1568 hergestellt und trug außer der Jahreszahl die Initialen M R. Am Tag von Wahl und Einsetzung des Rates am Hilariustag (13. Januar) eines jeden Jahres wurde sie verwendet, um – vor den neugewählten Ratsmitgliedern hergetragen – deren Weg zum Festmahl ins Rathaus zu weisen.

4.4.1. Inschriften an Liturgischem Gerät und auf Goldschmiedearbeiten

Insgesamt sechzehn Kelche, zwei Patenen, ebensoviele Oblatendosen und eine Abendmahlkanne haben sich in oder aus Halberstädter Kirchen erhalten. Sieben dieser Kelche, davon sechs, die noch vor 1902 im Gebrauch der Martinikirche waren und später vermutlich den Wirren und Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges zum Opfer gefallen sind, und einer aus St. Moritz, der im 18. Jahrhundert umgegossen wurde, sind nur kopial überliefert. Der älteste Kelch wurde wohl am Ende des 13. oder eher noch am Anfang des 14. Jahrhunderts geschaffen. Er befindet sich heute in Schweden (Nr. 12). Vier Kelche aus dem 15. und einer aus dem 16. Jahrhundert sind wohl alle noch als Meßkelche geschaffen worden (Nr. 50, 55, 61, 65, 98). Nur für den jüngsten von 1580 aus St. Johannes ist das nicht sicher, da nicht gewiß ist, ob er für das gleichnamige noch katholische Stift oder in die schon protestantische Kirchengemeinde gestiftet wurde (Nr. 168). Die restlichen neun sind vermutlich sämtlich schon als Abendmahlkelche anzusehen, davon sind sieben jedoch nur kopial überliefert (Nr. 213 , 224 , 247 , 258 , 274 (), 301 , 302 ). Der Kelch, der sich heute in Östra Ryd in Schweden befindet, wurde von einem Halberstädter Dignitär gestiftet und er ist der einzige mit einer versifizierten Inschrift aus zwei leoninisch gereimten Hexametern und einem Pentameter im selben Reimschema (Nr. 12). Der Text mit der Stifterinschrift, die mit einer Anrufung und einer Fürbitte verbunden ist, wird von einer Poenformel abgeschlossen. Der Kelch, der vielleicht von einem Magdeburger Goldschmied geschaffen wurde, hatte in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges seinen Weg nach Schweden gefunden. Die übrigen Kelche aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die aus den ehemaligen geistlichen Einrichtungen St. Johannes und St. Andreas stammen, zeigen hauptsächlich Anrufungen bzw. Nomina Sacra, Kreuztituli und Jahresangaben oder -zahlen u. U. auch Gewichtsangaben (Nr. 50, 55, 61, 65, 98, 168). Nur der älteste der allein kopial überlieferten Kelche aus St. Martini, der vermutlich noch aus dem 16. Jahrhundert auf uns gekommen ist und der wegen seiner Überlieferungslage als letzter eingeordnete, weist noch Anrufungen auf (Nr. 213 , 302 ). Für die folgenden drei aus dieser Pfarrkirche überlieferten sind nur die Jahreszahlen ihrer Entstehung bekannt (Nr. 224 , 247 , 258 ). Ein Kelch aus St. Moritz, der wohl 1633 gestiftet und 1752 erneut hergestellt worden ist, weist unter dem Fuß die Namen der Verantwortlichen für die Erststiftung auf und muß deshalb wohl als eine Sonderform der kopialen Überlieferung gelten (Nr. 274 ()). Ein Abendmahlkelch aus Klein-Quenstedt beginnt mit dem Stiftungsdatum, es folgen die Namen der Stifter, und abgeschlossen wird der Eintrag mit Initialen, die wohl den Ehestand der Stifter erläutern (Nr. 277). Die beiden verbliebenen Kelche, einer von 1640 und ein undatierter, warten mit Anrufungen (Nr. 280, 301 ), Kreuztitulus, Stiftername und -datum sowie einer Gewichtsangabe auf (Nr. 280).

Zwei Patenen aus St. Martini und St. Johannes sind uns bekannt geworden. Während die ältere nur mit der Jahreszahl 1559 bezeichnet war, sieht man auf der zweiten ein Meisterzeichen in Form eines Buchstabens und einen Jahresbuchstaben (Nr. 140 , 304). Von zwei Oblatendosen, die sich in St. Johannes und St. [Druckseite L] Moritz erhalten haben, wurde zumindest nach den Inschriften auf den Unterseiten diejenige in St. Moritz aus dem Jahr 1640 in der Goldschmiedewerkstatt hergestellt, die im selben Jahr auch einen Kelch für St. Johannes schuf und hier den Notnamen „Halberstädter Goldschmiedewerkstatt von 1640“ erhalten soll (Nr. 280, 281). Eine zweite Büchse für St. Johannes, deren genaues Entstehungsdatum nicht bestimmbar ist, trug einen Kreuztitulus (Nr. 303). Bleibt noch eine nicht mehr erhaltene Kanne aus der Pfarrkirche St. Martini, die jedoch ursprünglich in die St. Paulskirche gehörte, die die Jahreszahl 1632 trug (Nr. 272 ).

Aus dem profanen Bereich sind noch zwei Werke der Kleinkunst auf uns gekommen. Es handelt sich um einen kleinen, natürlich gestalteten Vogel, der Teil einer Schützenkette der Schützengesellschaft war (Nr. 121). Er besitzt Augen aus Rubinen und wurde aus einer Metallegierung gefertigt. Unter seinem Schwanz sind mehrere Namen eingraviert und die Jahreszahl 1586 wird überliefert. Da einer der fast erloschenen Namen entziffert und mit einem Halberstädter Bürger identifiziert werden konnte, der in den Steuerlisten der Stadt von 1531 zu finden ist, wird die kleine Kostbarkeit im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts entstanden sein, jedenfalls nach 1531, als durch die Vereinigung von Marienbruderschaft und Sebastiansgilde die Halberstädter Schützengesellschaft entstand.349) Ein sogenannter „Willkommen“, ein Pokal aus Silber, der von einer Statue des Hl. Sebastian, dem Patron der Schützen, auf seinem Deckel bekrönt und auf das Jahr 1618 datiert war, ist leider noch vor 1902 abhandengekommen (Nr. 251 ).

4.4.2. Inschriften auf Inschriftentafeln aus Turmhelmen

Die Texte von dreizehn Inschriftentafeln, die sich in Turmkugeln der Liebfrauen- und der Martinikirche befunden haben, in zwei Fällen auch an nicht bekannten Stellen, und aus diesen Behältnissen bei Reparaturen oder Erneuerung entnommen und durch neue Dokumente ersetzt oder auch nur abgegossen wurden, wenn die Originale später wieder restituiert wurden, haben sich im Städtischen Museum erhalten. Sie sind bzw. waren meist aus Blei und transportieren Historische Nachrichten von Reparaturarbeiten oder Wiedererrichtungen von Kirchendächern oder -türmen. Die ältesten dieser Platten sind aus der Liebfrauenkirche überliefert. Sie entstanden nach Dachdeckerarbeiten in den Jahren 1394 und 1399. Im Jahr 1394 zeigt der damalige Dekan des Stiftes Heinrich von Bardorp (Nr. 20 (†), vgl. zu Bardorp auch Nr. 26, unter Nennung des Dachdeckermeisters die Reparatur des nordwestlichen Turmes der Kirche an, gleichzeitig weist er auf Arbeiten an den südlichen Türmen in den vorangehenden Jahren hin. Fünf Jahre später gibt derselbe Dekan erneut Nachricht über Arbeiten an diesem nordwestlichen Turm, nachdem dieser am 26. Juni 1399 von einem Blitzschlag getroffen und nach einem dadurch verursachten Brand eingefallen war (Nr. 23 (†)). Ein Dachdecker wird dieses Mal nicht genannt. Diese beiden Inschriftentäfelchen scheinen von derselben Hand beschriftet worden zu sein, wie ein Schriftvergleich nahelegt. Wir wollen sie hier mit dem Notnamen „Meister der Liebfraueninschriftenplatten“ nennen. Von erneuten Arbeiten an einem Turm der Kirche – aber nicht an welchem – erfahren wir erst wieder im Jahr 1602, als die Mitglieder des Kapitels unter der Führung des Dekans Georg von Heilingen die Arbeiten anzeigen (Nr. 217 (†)). Im Jahr 1613 werden nur die residierenden Kanoniker genannt, ohne die Ursache der Schäden, den genauen Ort und die Art der Arbeiten anzugeben (Nr. 242 (†)). Da die Tafel wiederum im nordwestlichen Turm gefunden worden ist, werden die Arbeiten vielleicht auch dort stattgefunden haben. Im Jahr 1624, am 6. Oktober, kündet zum letzten Mal eine weitere Inschriftenplatte aus dem nordwestlichen Turm unter Nennung der Kanoniker des Stifts von Reparaturen (Nr. 265 (†)). Weitere sechs Inschriftentäfelchen haben sich aus der Pfarrkirche St. Martini erhalten. Da sowohl der Stadt für den oder die Türme als auch der Kirchengemeinde die Sorge zumindest für das Kirchenschiff oblag, findet man unter den genannten Verantwortlichen Bürgermeister und Rat und – wenn betroffen – auch die Kirchengemeinde, wiewohl sich beides auch kreuzen konnte. In den beiden Platten aus dem Jahr 1580 sind sowohl die Ratsherren wie auch die Alterleute der Kirche, weiter der Turmwächter und die Dachdecker und Kannegießer genannt, die für größere Reparaturen an drei Seiten des Baus oder eines der Türme verantwortlich zeichnen (Nr. 166, 167). Manche von den Erwähnten werden auf einer weiteren Tafel zu Reparaturen im Jahr 1586 erneut genannt. Jetzt unter Hinzufügung des Ratsdieners und Stadtschreibers (Nr. 179). Die Buchstaben dieser drei Inschriftentafeln wurde alle mittels Prägestempeln hergestellt. Im Jahr 1602 waren offensichtlich erneut Baumaßnahmen nötig gewesen, ohne daß wir wissen welche (Nr. 218, 219). Dieses Mal werden aber nur die Verantwortlichen der Stadt und die Handwerker erwähnt, so daß zu vermuten ist, daß nur einer der beiden Türme, wohl der nördliche, betroffen war. Eine weitere Inschriftentafel aus der Martinikirche liegt nur noch anhand einer Edition des Textes von Ernst [Druckseite LI] Siebrecht vor (Nr. 238 (†)). Eine verhältnismäßig große Kupferplatte aus dem Jahr 1612 hatte sich zusammen mit einer weiteren vom Jahr 1771 und einer Notiz von 1902 ebenfalls im nördlichen Turmknopf befunden. Berichtet wird von der Reparatur des Turmknopfes. Erwähnt werden die Namen des zeitigen Bischofs, seines Bruders des Dompropstes und des Domdekans, Matthias von Oppen. Im Anschluß werden die Ratsmitglieder genannt, gezeichnet hat den Text der Schieferdecker. Nur noch Mitglieder der Stadverwaltung nennt die Platte von 1771. Wieder zeichneten die Handwerker. Da diese Platten der Martinikirche sämtlich im Oktober 1902 aus den Turmknöpfen der Kirche entfernt und durch andere Dokumente ersetzt wurden, sind sie den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges entgangen. Zwei weitere Täfelchen sind auf uns gekommen, ohne das wir wissen, woher sie stammen. Die auf das Jahr 1646 datierte Kupferplatte war von dem verstorbenen Stadtpäsidenten und Ehrenbürger von Halberstadt, Johannes Peter Hinz, dem Bearbeiter angezeigt worden, mit der Bemerkung, er, Hinz, habe sie nach dem Zweiten Weltkrieg in den Trümmern der Domkirche gefunden (Nr. 288). Verifizieren läßt sich das nicht mehr. Zwei erwähnte Dignitäre konnten weder für den Dom noch für eine der anderen Stiftskirchen der Stadt nachgewiesen werden. Die Genannten stammen aber beide aus pommerschen Geschlechtern. Auf dem Täfelchen wird von der Errichtung eines Kirchenturmes berichtet. Seine Zerstörung könnte im Dreißgjährigen Krieg geschehen sein; Belege gibt es jedoch dafür nicht. Eine letzte, undatierte Bleitafel wird im Städtischen Museum aufbewahrt und es ist anzunehmen, daß sie aus der Martinikirche stammt (Nr. 321). Die drei Namen darauf ließen sich in anderen Quellen nicht nachweisen, so daß sie an das Ende des Bearbeitungszeitraums einzuordnen war.

4.5. Inschriften an Gebäuden

Insgesamt 122 Inschriften finden sich an Gebäuden im weitesten Sinne: seien es Teile von Befestigungsanlagen, öffentliche Bauten, seien sie religiöser Natur oder Wohnhäuser samt ihrem Schmuck, wie etwa Wappentafeln. Der größere Teil ist nicht nur, aber hauptsächlich infolge der Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges, besonders des alliierten Luftangriffes am 8. April 1954 der Vernichtung anheim gefallen. Deshalb sind nur 36 Prozent noch ganz oder teilweise im Originial, 64 Prozent rein kopial überliefert.

Die ältesten Anlagen, von denen wir wissen, daß sie Inschriften trugen, sind Teile der Stadtbefestigung, mit anderen Worten die Torbauten (Nr. 13 , 17 , 41). Sie wurden z. T. noch im 14. Jahrhundert bzw. in dem darauf folgenden errichtet. Zunächst sind es nur Jahreszahlen, die vermutlich die Erbauungszeit anzeigen sollen. Sie sind zu Beginn in römischen Zahlzeichen der gotischen Majuskel oder Minuskel angebracht worden. Jahreszahlen oder -angaben sind am Kühlinger Tor 1346 (Nr. 13 ), 1378 am Breiten Tor (Nr. 17 ) überliefert. Noch erhalten geblieben ist der Türsturz des Wassertors mit dem Datum des 24. Mai des Jahre 1448, dem Tag nach dem Fronleichnamsfest (Nr. 41). Ob es sich dabei um die Fertigstellung oder eine Reparatur gehandelt hat, weiß man nicht. Inschriftliche Nachricht über den Baubeginn des Rathauses haben wir aus dem Jahr 1381 (Nr. 18 ). 1398 lautet die Jahreszahl, die „über der Gruppe der Hilariusmänner über dem gotischen Portal im östlichen Giebel“350) in der Form „anno XCVIII“,351) also „im Jahr 98“, angebracht war (Nr. 22 ). Auf dem Schlußstein des Portals war ehemals ein Sandsteinrelief mit den Hilariusmännern und dem Stadtwappen zu sehen, vielleicht während einer Einholung; dabei stand wohl ein männlicher Vorname. Ob dieses Neue Rathaus erst mit der Aufstellung der steineren Figur des Rolands im Jahr 1433, das die Inschrift auf dessen Gürtelschnalle wiedergibt, seine Funktion erfüllte, wie Oscar Doering meinte, läßt sich nur vermuten (Nr. 36). Keine dreißig Jahre später finden wir mit dem Ratskeller ein Gebäude, das als „das älteste datierte Fachwerkgebäude“ wohl im Eigentum der Stadt war und mit dem 6. Februar 1461 ein Datum trug, das sich vermutlich auf die Fertigstellung dieses Bauteiles des Rathausensembles bezog (Nr. 45 ). Die Jahreszahl zusammen mit einer nicht ganz offensichtlichen Neidinschrift wurde 1541 am Rathaus angebracht (Nr. 112 ). Manche Bauten wurden auch in Verantwortung des Rates aufgeführt oder verbessert. Dann finden sich dabei auch ausführlichere Nachrichten etwa bezüglich der Wiederherstellung eines Hospitals bzw. des zugehörigen Friedhofs oder öffentlicher Bauten, wie dem städtischen Marstall oder der Ratsmühle durch den Rat oder in dessen Auftrag (Nr. 152 , 178, 189, 200, 201, 210 ). Die Namen von Ratsmitgliedern sind auch an der Stadtmauer zusammen mit der Datierung 1600 angebracht (Nr. 205). Ebenfalls wohl durch den Rat angebracht worden war, wie das Stadtwappen und die Wappen dreier Ratsherrn unmittelbar darüber sowie das Stadtwappen am unteren Rand zeigen, die Sonnenuhr an der Südseite der Stadtpfarrkirche [Druckseite LII] St. Martini, die 1577 während eines Pestzuges ihren Platz dort gefunden hatte (Nr. 160). Neben einer Jahresangabe und den funktionalen Begriffen zur Anzeige des Sonnenstandes wurde ein elegisches Distichon angebracht, das den Ausbruch der Seuche beklagt.

An Gebäuden, die zur Immunität gehörten, ließen z. B. die Bischöfe oder auch in deren Vertretung das Domkapitel Wappen und Inschriften zur Dokumentation aufgeführter Gebäude oder ausgeführter Bauteile anbringen. Seit 1552 wurden am Neubau des Petershofes, der bischöflichen Residenz, innen wie außen Wappen samt Inschriften befestigt (Nr. 124, 125, 133, 134). Sie zeigen am Portal unter der Jahrzahl 1552, daß der Bau wohl noch unter dem im Oktober des Jahres gestorbenen Bischof Friedrich von Brandenburg (1550–1552) begonnen worden war, mit den Wappen und den Initialen der zeitigen Domherren aber, daß diese ihn seit 1552 bis 1554 bzw. 1555 und wohl danach noch fortgeführt hatten, was sich in dem Treppenturm und an dem prächtigen Portal ausdrückt (Nr. 125). Der Nachfolger Friedrichs, sein Halbbruder Sigismund (1552–1566), der erst 1557 nach dem Abschluß der Verhandlungen mit der Kurie seinen feierlichen Einzug hielt, hat wahrscheinlich auch erst zu diesem Zeitpunkt die Inschriftenplatte mit seiner Titulatur im Zentrum unterhalb der Lunette des Portals anbringen lassen. Zwischenzeitlich hatte das Domkapitel einzelne Bauabschnitte aufführen lassen und durch die Darstellung des Dompatrons St. Stephanus zusammen mit dem Stiftswappen und einer leider nicht mehr vollständig entzifferbaren Inschrift gekennzeichnet (Nr. 133, 134). Auch der bischöfliche Administrator Heinrich Julius von Braunschweig (1578–1613) ließ als Landesherr manches Gebäude errichten und durch Wappen sowie zugehörige Wappenbeischriften ausschmücken, die das Domkapitel zu Zeiten seiner Herrschaft – etwa bei Sedisvakanz – durch weitere Wappen ergänzte (192 (†), 233 (†)). Gleichfalls sind an den Bauten der verschiedenen Stifter, Klöster und Kirchen Inschriften angebracht, die Bauten, ihre Fortschritte, Wiederherstellungen oder ähnliches anzeigen. Als an St. Moritz im Jahr 1623 Renovierungen durchgeführt worden waren, war darüber eine Nachricht angebracht worden (Nr. 264 ). In St. Andreas befand sich ein Werkstein mit der Jahreszahl 1628 (Nr. 269 ); es ist jedoch zweifelhaft ob damit auf bauliche Verbesserungen hingewiesen werden sollte. Im Jahr 1630 läßt eine Weihenachricht erkennen, daß das Domkapitel dafür Sorge gtragen hatte, daß das Kirchengebäude von St. Andreas erneut für den katholischen Ritus geweiht worden ist (Nr. 270 ). Der Bau der Kirche für die Johannesgemeinde in den Jahren 1646 bis 1648 schlug sich in einigen Inschriften an Gebäudeteilen, wie der Emporenbrüstung, der Dachkonstruktion und der Eingangstür nieder, die sämtlich aus Holz waren (Nr. 289, 290, 292). Dort verewigten sich die Zimmermeister von Bau und Ausstattung des Baues, die wohl auch zu den Stifern gehörten, wie zumindest die Inschrift am Portal aussagt.

Durch eine Zeichnung, die in eine Inkunabel eingelegt gefunden wurde, erfahren wir zuerst von einer Jahresangabe, die wohl im Jahr 1461 an einem Privathaus, dem sog. „Ufermann’schen Hause Halberstadt Domplatz Nro. 7“, angebracht worden war (Nr. 46 ). In der Trillgasse ist fünfzehn Jahre darauf die Jahreszahl 1476 überliefert, unbekannt ist, in welcher Form, man weiß auch nicht mehr sicher an welchem Haus (Nr. 48 ). Seit dem frühen 16. Jahrhundert mehren sich Bauinschriften in dichter Folge im allgemeinen in Form von reinen Jahreszahlen (104 , 105 , 107 , 109 , 114 , 116 , 141 , 145 , 149 , 230 , 250 , 255 , 283 ) oder -angaben (83 , 93 , 106 , 113 , 163 ()), manchmal sogar präzisen Tagesdaten (95 , 119 ). Eine ausführlichere Bauinschrift beginnt mit dem uralten Glockengebet O rex glorie veni cvm pace verbunden mit der Tagesdatierung und dem leider nicht sicher lesbaren Namen des Bauherrn (Nr. 88). Manchmal wurden diese Inschriften mit Setzungs- bzw. Fertigstellungsvermerken kombiniert (Nr. 86 , 100 , 102 , 143 ) oder um Dankesbezeugungen und Schutzbitten (Nr. 115 ) erweitert. Seit dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts kommen zunehmend religiöse Texte wie Bibelzitate vor (Nr. 96 , 142 , 257, 275, 315 , 319 ). Selbstverständlich sind zusammen mit dem Baudatum häufig auch die Namen und/oder Titel der Bauherren oder ihre Initialen angebracht worden (103 , 126 , 127 , 129 , 131 , 132 , 148 , 150 , 156, 180 , 184, 185 , 216, 220 , 248 , 249 , 254 , 294 , 313 , 314 ). Zusätzliche religiöse oder profane Sinnsprüche, ob lateinisch oder deutsch, prosaisch oder versifiziert, werden seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts – meist in lutherischem Sinn – beliebt (Nr. 101 , 138 , 139 , 157 , 169 , 170 , 171 , 175 , 203 , 206 , 207 , 222 , 263 , 286 , 316 , 317 , 319 , 320 ). Manchmal handelt es sich geradezu um ganze Spruchsammlungen (Nr. 158 , 235 , 318 ), die z. T. in niederdeutscher (186 , 187 ), einmal sogar in altitalienischer Sprache (Nr. 181 ) überliefert sind. Hier und dort kommen sogar ganze Inschriftenprogramme mit zum Teil hinter- und doppelsinnigem oder verrätseltem Inhalt vor (Nr. 234 ). Zahlreiche Wappen verbunden mit Wappenbeischriften und mit reichem figürlichen Schmuck waren an manchem Haus, wie etwa am Schuhhof, zu sehen (Nr. 164 (†)). An etlichen Häusern oder Domherrenkurien, besonders solchen, die sich in adeliger Hand befanden, ersetzen die Wappentafeln zusammen mit Namen, Titulatur und Datum wohl die herkömmlichen Bauinschriften (Nr. 135, 137, 162, 174, 178, 200, 201, 221, 240, 241, 262 ).

[Druckseite LIII]

4.6. Kritzelinschriften

Kritzelinschriften sind im Gegensatz zum Dom, wo zwanzig dieser wohl oft spontan angebrachten Inschriften gefunden werden konnten, nur an sieben Stellen im Stadtgebiet entdeckt worden. An einem der frühesten Inschriftenträger, den Chorschranken der Liebfrauenkirche, waren an einigen der Apostelfiguren Sgraffitti zu finden (Nr. 2 Anm. 4). Meistens handelt es sich um Initialen oft mit Jahreszahlen über den gesamten Bearbeitungszeitraum hinweg und darüber hinaus. Sie sind eingeritzt oder auch mit Rötel aufgebracht. Auf dem Buch in Händen des Hl. Petrus lesen wir: Ahvthman / 1448, bei dem Apostel Andreas die Jahreszahl 1572, neben dem Bartholomäus sieht man die Initialen HK mit einer Jahreszahl aus den 1640er Jahren. Manchmal sind es Namen, wie Hinricvs lehmen de brindv... oder wiederum in der Nähe des Hl. Andreas die Jahreszahl 1594. Da sich die Namen meist nicht auflösen oder belegen lassen, handelt es sich um zwar schöne Zeitzeugnisse, leider mit meist geringem Erkenntniswert. Immerhin geben sie Auskunft zu – in welcher Weise auch immer – geschätzten Werken und wenn die Herkunftsorte der Verursacher genannt werden, zeugen sie auch von einer gewissen Beweglichkeit vielleicht von einer Frühform des Tourismus oder der Aufmerksamkeit von Chorknaben während des Gottesdienstes. Im Jahr 1512 verewigte sich ein gewisser Andreas Specht an dem Altarretabel in der Barbarakapelle der Liebfrauenkirche mit Sprüchen, die Lebensweisheiten oder Rechtsregeln transportieren (Nr. 33 (K–M)). Ähnliche Inschriften waren auch am Halberstädter Schrank zu entdecken, der ebenfalls aus der Liebfrauenkirche stammt, heute aber im Domschatz aufbewahrt wird.352) In einer Nische an der Südseite des Chors in Liebfrauen befinden sich einige Kritzelinschriften, die wohl von Chorknaben stammen, die in lateinischer Sprache niederlegten, daß sie in den Jahren 1564 und 1568 ebendort das Alleluja feierlich gesungen hätten (Nr. 144).353) Wenn einer von ihnen damit begann, blieb er nicht ohne Nachahmer in den darauffolgenden Jahren. Der eine oder andere Name war auch schon im Dom gefunden worden, so. z. B. Arent Albert Seydefadem, der vermutlich mit dem Casparus Seidenfaden, der in Liebfrauen vorkommt, verwandt war.354) Oder ein Asverus Ludeman, der sich sowohl im Dom in den Jahren 1552 bis 1561 als auch 1568 in Liebfrauen verewigt hatte.355) Um das Jahr 1585 und 1606 ritzten am Chorgestühl in Liebfrauen vermutlich diejenigen, die es im wörtlichen Sinne besaßen, ihre Namen und Initialen ein (Nr. 177) und hinterließen somit Zeugnisse von der Gottesdienstpraxis, die demnach sehr erregend nicht gewesen sein kann.356) Mitunter stammen solche Kritzelinschriften auch aus den folgenden Jahrhunderten (Nr. 256, 278).

Zitationshinweis:

DI 86, Halberstadt (Stadt), Einleitung (Hans Fuhrmann), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di086l005e007.

  1. LexMA Bd. VI, Sp. 510–513 (O[tto] G[erhard] Oexle). »
  2. Oexle 1983, S. 31–35, 46 f.; Oexle 1984, S. 391–424; Kroos 1984, S. 293–353; zu Halberstadt Dom auch Fuhrmann 2002 a, S. 215 f.; DI 75 (Halberstadt Dom), S. XXVI»
  3. Siehe zu den Stiftungen LexMA Bd. VIII, 178–180 (M[ichael] Borgolte); TRE Bd. 32, S. 167–170 (Michael Borgolte). »
  4. Ebd. »
  5. Haber 1737, S. 6, 14 f., 17, 20. »
  6. Uffenbach 1753, S. 148 f. »
  7. Leuckfeld 1721, S. 56 Anm. (d); Haber 1737, S. 8. »
  8. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 416 S. 553, Nr. 433 S. 538, Nr. 472 S. 548. »
  9. Scheffer 1864, S. 19; Doering 1899, S. 121 f.; Halberstadt und Berlin, Privatarchiv Priese, ohne Kennzeichnung. »
  10. Haber 1737, S. 23: „In den Creutz=Gängen sind vieler vornehmen Familien=Begräbnisse / und Todten=Gewölber ... Es sind auch in den Creutz=Gängen viel alte und neu Epitaphia, so lesens=würdig / zu sehen / die man aber wegen Kürtze der Zeit / und damit das kleine Werck nicht zu weitläufftig würde / hier nicht ausführen wollen. Wer aber davon Nachricht zu haben verlanget / der kan sie bey mir / dem Dom=Küster / abgeschrieben communizirt bekommen.“ »
  11. Uffenbach 1753. »
  12. Nr. 89 , 91 , 146 ; UB S. Bonifacii et S. Pauli, S. XXVI–XXXI; Halberstadt und Berlin, Privatarchiv Priese, ohne Kennzeichnung. »
  13. Doering 1899, S. 121 f. »
  14. Nr. 53, 91 , 183, 223, 285»
  15. Nr. 190, 193, 232»
  16. Nr. 130 »
  17. Nr. 53»
  18. Nr. 199»
  19. Nr. 252, 285»
  20. Nr. 268»
  21. Nr. 16, 53, 202 , 256, 278»
  22. Siehe zu den Inschriften des Totengedenkens im Halberstädter Dom DI 75 (Halberstadt Dom), S. XXVI–XXXI. »
  23. Für seine mündliche Mitteilung danke ich Herrn Dr. Adolf Siebrecht sehr herzlich. »
  24. Doering 1899, S. 121. »
  25. Zu den Fundumständen Doering 1899, S. 121 f. »
  26. So Doering 1899, S. 122. »
  27. Vgl. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 114 (†) bei und mit Anm. 25; Neugebauer/Brandl 2012, S. 49 f. zum Grabmal der Königin Editha im Magdeburger Dom. »
  28. Nr. 16, 19, 26, 29, 30, 37 (), 43, 49, 51, 53, 56 , 58, 67, 68, 70, 79 (), 85, 90, 92, 97, 108, 111, 118, 122, 123 (), 128, 136, 151, 153, 154, 159, 173, 176, 182, 190, 193, 194, 195, 197, 198, 199, 209, 211, 214, 223, 225, 227, 231, 236, 237, 245, 261 , 266, 267, 279, 285, 296, 297, 305, 306, 307, 308, 309, 310, 311»
  29. Nr. 14 (†), 57 †, 62 (†), 87 †. Im Gegensatz zum Dom, wo etliche erhalten geblieben sind; DI 75 (Halberstadt Dom), S. XXVIII»
  30. Nr. 278, 293»
  31. Nr. 38 , 89 , 91 , 146 , 202 »
  32. Nr. 120, 130 (), 155, 172, 183, 228, 232, 239, 244 , 256»
  33. Nr. 226 , 239, 252, 300»
  34. Nr. 268»
  35. Nr. 194, 245, 267; vielleicht auch Nr. 309»
  36. Damit schließen wir unabhängig von ihrer Chronologie an die schon vergebenen Siglen für die Werkstätten Halberstädter Grabplatten H1 bis H3 in DI 75 (Halberstadt Dom), S. XXVIII f. an. »
  37. Deneke 1911, S. 118 Nr. 71; Ratzka 1998 Bd. 1, S. 108–156 und Werkverzeichnis S. 79 mit Abb. 286–288. »
  38. Deneke 1911, S. 118 Nr. 71. »
  39. Vgl. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 224, 228, 229, 230»
  40. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 246, 235»
  41. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 265, 267, 264»
  42. Siehe zum Begriff und seiner Ausformung Lexikon der Kunst Bd. 2, S. 346 f. »
  43. Siehe zu Hans Schenck DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 201»
  44. Nr. 4, 21, 25 , 40 , 84, 99 , 322 »
  45. Nr. 71»
  46. Nr. 71, 72 , 73 ; 31 (). »
  47. Nr. 7, 9, 28, 31 (), 39, 52, 59 »
  48. Siehe zum Ave Maria auf Glocken seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts Walter 1913, S. 174–176 und 182 Anm. 3. Zum Aveläuten Beissel 1910, S. 16 f. und Esser 1902, bes. S. 30 ff. und passim. Zur Ausbreitung des Ave Maria, Delius 1963, S. 167. In Halberstadt waren in den Jahren 1317, ausgestellt durch Erzbischöfe und Bischöfe an der Kurie in Avignon, bestätigt 1318 durch den Halberstädter Bischof Albrecht von Anhalt, und 1365, ausgestellt durch den Electus und Confirmatus von Halberstadt, Ludwig von Meißen, Ablässe für dreimaliges Beten des Ave Maria oder des englischen Grußes beim abendlichen oder morgendlichen Glockenschlag ein Ablaß von je vierzig Tagen verkündet worden; UBHH Bd. 3, Nr. 1981 S. 150 f.; ebd. Bd. 4, Nr. 2696 S. 71 f. Siehe auch Fitz 2003, S. 28, 79 f. mit Anm. 349 f., S. 125 f. mit Anm. 513 f. »
  49. Haber 1737, S. 25. »
  50. Nebe 1876, S. 292. »
  51. Halle, LDASA Fotoarchiv, ohne Inventarnummern. »
  52. Halle, LDASA Fotoarchiv, Nr. 4056 »
  53. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 33»
  54. UB Stadt Halberstadt Bd. 1, Nr. 32, 40 a; UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 32, 49. »
  55. Schubart 1896, S. 533 ff. »
  56. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 97 †»
  57. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 179, 178 und S. XXXIII»
  58. Zu dem Ensemble im Dom DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 97 †, 99 †, 95 und S. XXXII f. »
  59. So z. B. Büttner 1892, S. 206. »
  60. Siehe Anhang 2, Nr. 4, 6. »
  61. Vgl. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 21, 19»
  62. Findeisen 1990, S. 75. »
  63. BKD, S. 326. »
  64. Findeisen 1990, S. 75; Katalog Quedlinburg 1981, S. 15 f. »
  65. Findeisen 1990, S. 75. »
  66. Die Pausen selbst, die in Halle im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt aufbewahrt werden, sind nicht mehr benutzbar, da sie in eingerolltem Zustand gelagert werden und bei Versuchen, sie aufzurollen, schon bei der geringsten Berührung zerfallen. Freundliche Auskunft der zuständigen Restauratorin Karoline Danz. Das hatte Doering schon vor 1902 angedeutet; vgl. BKD, S. 326. Siehe auch Katalog Quedlinburg 1981, S. 15, wo derselbe Sachverhalt geschildert wird. »
  67. Nach BKD, S. 326 Anm. 2 auch Sophonias, von dem jedoch eine Pause exisitiert; vgl. Katalog Quedlinburg 1981, S. 6, 17 f.; danach handelt es sich insgesamt um 14 Pausen. »
  68. Siehe zu den Prophetenspielen Weber 1894, S. 41–107 und Young 1933, S. 125–171. »
  69. Sie befinden sich inmitten von Scheiben aus dem 19. Jahrhundert und aus der Zeit um 1900 mit Halbfiguren von Aposteln und Reformatoren; vgl. Dehio Sachsen-Anhalt Bd. I, 342 f. »
  70. BKD, S. 503; Arndt 1909 a, S. 3. »
  71. Arndt 1910 b, S. 43. »
  72. Ein solcher Titulus ist für das Triumphkreuz in der Liebfrauenkirche, das um 1230 entstanden sein wird, nicht überliefert. »
  73. Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 52;156?, DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 162, 163, 165, 167, 185»
  74. Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 52. »
  75. Zur Domkanzel DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 231»
  76. Vgl. Nr. 6 bei und mit Anm. 7. »
  77. Arndt 1909 b, S. 3. »
  78. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 33»
  79. Nr. 4, 11 »
  80. Nr. 7»
  81. Vgl. Nr. 6 bei und mit Anm. 17; Katalog Halberstadt 2004, Nr. VI. 48 S. 134 f. mit Abb. (U[ta] S[iebrecht]). »
  82. Arndt 1910 a, S. 89. »
  83. Ebd. »
  84. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 21»
  85. Siehe zu dieser Praxis auch DI 59 (Stadt Lemgo), Nr. 2; siehe dazu auch Fuhrmann 1997, S. 123–135 hier: 127 f. »
  86. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 180»
  87. DI 75 (Halberstadt Dom) Nr. 193»
  88. Wie Anm. 353. »