Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 276 Dom, Neuenstädter Kapelle, außen 1. H. 17. Jh.

Beschreibung

Inschriften auf Werksteinquadern (I–IV); am südöstlichen Chorstrebepfeiler der Neuenstädter Kapelle in 166–260 cm Höhe im Mauerverband; heller Sandstein, z. T. verwittert, Ecken ausgebrochen, z. T. Schriftverlust. Die Schauseiten weisen je nach ihrer Stellung im Mauerverband in verschiedene Richtungen; teilweise in eingetiefter Rahmung zeilenweise eingehauen die Gedenkinschriften (A–C). Unterhalb des Gesimses nach Norden auf dem Quader I (A), unter IV nach Osten auf dem Stein II (B) und nach Süden auf III (C). Nach Südosten unterhalb des Wasserschlages auf Stein IV die Grabbezeugung (D).

Maße: H. 24,5 cm (I), 41 cm (II, IV), 28 cm (III), B. 90 cm (I), 55 cm (II), 59,5 cm (III), 53,5 cm (IV), T. 34,5 cm (I), ca. 62 cm (II), – (III), 45,5 cm (IV), Bu. 3–3,5 cm (A), – (B), 3,2 cm bzw. überhöhte Buchstaben 5–6 cm (C), 4,9 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/3]

  1. A

    KENNINGUSa) D[.]NG[....]DRIN[..] / SENIOR ET SACRISTA IN SUM[MO] / NATVS ANNO 1590

  2. B

    ANDREASb) / SCHVLTZ / 1626

  3. C

    IOHANNES PAVL(VS) . SCHICKI(VS) / SONDERSHVSAN(VS) THVRING(IAE)c) / NATVSd) ANNO 1629 ·

  4. D

    HIR LIGT IN CHR(ISTO)e) ANNA / GROTEN VON LOCHAV / BVRTIG LORENZI / BRVTTERS CAM[.] / SEINE EHEL(ICHE) HAVSF[...]f) / GOTTg) GNAD A(NN)O [....]

Übersetzung:

A: … Senior und Sakristan im Hohen Dom, geboren im Jahr 1590. C: Johannes Paul Schickius aus Sondershausen zu Thüringen geboren im Jahr 1629.

Kommentar

Die Anfangsbuchstaben in A und C sind überhöht. Die Inschrift A weist Serifen an Schaft-, Balken- und Bogenenden auf. Das R zeigt eine geschwunge Cauda. Serifen finden sich in Inschrift B an den Schaftenden. Das Z gleicht einer arabischen 2. Die Cauda des R ist nur leicht geschwungen. Die Seitenhasten des M sind schräggestellt, der Mittelteil verkürzt.

Die einzelnen Namen ließen sich nicht zuordnen. Es wird sich um Geistliche – ehestens Vikare – und deren Angehörige gehandelt haben. Vermutlich weisen die Steine A und C auf Grabstätten hin, die noch zu Lebzeiten erworben wurden. Die Angabe der Geburtsjahre und die letzte freigebliebene Zeile zeigen, daß wohl nach dem Verscheiden das Todesdatum nachgetragen werden sollte, was jedoch aus unbekannten Gründen unterblieben ist. Auch Inschrift B ist wohl in diese Kategorie einzuordnen. Bei D handelt es sich wohl um eine Grabbezeugung. Die einzelnen Personen waren nicht nachweisbar.

Textkritischer Apparat

  1. KENNINGUS] Sic! Wohl für HENNINGUS. Die Buchstaben, wie auch die aller folgenden Wörter, verwittert oder beschädigt.
  2. ANDREAS] Kopfständig zu diesem Namen zweizeilig die fragmentarische Nameninschrift mit Jahreszahl BERTH / 1744, deren letzter Buchstabe den dritten Buchstaben des Vornamens stark beschädigt hat.
  3. THVRINGIAE] Durch zwei vertikal übereinander angeordnete Quadrangel gekürzt.
  4. NATVS] Der erste Buchstabe beschädigt. Unterhalb des Wortes in kleineren Buchstaben die jüngeren Initialen E · L S · T · NA.
  5. CHRISTO] Befund: XPO.
  6. HAVSF[...]] Wohl zu ergänzen zu: HAVSF(RAW) D(ER).
  7. GOTT] Dieses und die folgenden Worte nur sehr schwach erkennbar.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 276 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0027603.