Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 222 Dom, Querhaus, Südempore 1585

Beschreibung

Metallteile der Grabplatte des Domherrn Johannes von Mahrenholtz d. J.; heute an der Westwand der Südempore aufgestellt; ehemals im östlichen Teil des Kreuzgangs im vierten Joch von Norden in den Boden eingelassen;1) ein zugehöriges Epitaph von vielgestaltigem Umriß ging verloren.2) Relief, im Innenfeld in einer Rundbogennische, die mit profiliertem Gesims, Pilastern und Bogen mit Beschlagwerk verziert ist, die Gestalt eines bärtigen Kanonikers in Birett, Halskrause, Superpelliceum und einer in der Mitte von einer rosettenförmigen Agraffe und troddelbesetzten Schnüren gehaltenen Pelzalmutie, ein Evangelienbuch in den Händen, zu Füßen ein Vollwappen. In den Ecken Medaillons mit den geflügelten Evangelistensymbolen. Auf der Rahmenleiste läuft zwischen Stegen die Grabbezeugung (A) um, und setzt sich am Architekturbogen fort. An der oberen Schmalseite unter dem Anfang der Inschrift A auf einer schmalen Leiste zwischen zwei Stegen die Künstlersignatur (B) des Hans Wilkens. Auf Spruchbändern der Evangelistensymbole in den Medaillons der vier Ecken, beginnend oben links, graviert, die Tituli (C–F).

Maße: H. 182 cm, B. 99,5 cm, T. 1,2 cm, Bu. 6 cm (A), 1,9 cm (B), 1,9 cm (C–F).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/1]

  1. A

    SEPVLCHRV(M)a) · REV(EREN)DIb) // NOBILIS ET EGREGII VIRI · D(O)M(INI) · IOHAN(NI)S · A · MARNHOLT // CANONICI SENIORIS // AC CELLERARII HVIVS ECCL(ESI)AE OBIIT 30 OCTOB(RIS)c) · 1585 // CVIVS ANIMAd) · REQVIESCAT IN PACE

  2. B

    HANS · WILKENS · // ME · FECIT · BRVNSWIG

  3. C

    S(ANCTVS) MATTHEVS

  4. D

    S(ANCTVS) MAR//CVS

  5. E

    S(ANCTVS) LVCAS · E(VANGELISTA)e)

  6. F

    S(ANCTVS) IOHANNES

Übersetzung:

A: Grabstätte des ehrwürdigen, edlen und trefflichen Mannes, Herrn Johann von Mahrenholtz, Domherrn, Seniors und Cellerarius dieser Kirche. Er starb den 30. Oktober 1585. Dessen Seele ruhe in Frieden. B: Hans Wilkens stellte mich zu Braunschweig her.

Wappen:
Mahrenholtz3).

Kommentar

Die Schrift von sehr schmalen Proportionen wirkt gegen Ende immer gedrängter und unregelmäßiger, teils ist die Inschrift in Scriptura continua ausgeführt. Die Linksschrägenverstärkung wird nicht immer beachtet. Die Sporen an Hasten-, Balken- und Bogenenden der Buchstaben ebenfalls ganz unterschiedlich. Als Worttrenner dienen Quadrangel auf Zeilenmitte.

Der Braunschweiger Gießer Hans Wilkens goß neben einer weiteren Grabplatte von 1588 im Dom eine Glocke für die Domäne Hessen im Halberstädtischen, die heute im Kirchenschiff der St. Servatiuskirche in Quedlinburg aufgestellt ist.4) Johannes von Mahrenholtz ist nach Lentz seit 1564 als Halberstädter Domherr nachzuweisen, seit 1571 auch als Cellerarius, ab 1583 Senior des Domkapitels. Er bewohnte eine Kurie am Tränketor.5)

Textkritischer Apparat

  1. SEPVLCHRVM] Kürzungszeichen fehlt.
  2. REVERENDI] Kürzung mittels zweier vertikal übereinander angeordneter Quadrangel.
  3. OCTOBRIS] Kürzungszeichen fehlt.
  4. ANIMA] Folgen ornamentale Verzierungen als Worttrenner.
  5. EVANGELISTA] Kürzungszeichen fehlt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Halberstadt, Domarchiv, Grundriß des Kreuzgangs nach Haber von Carl Elis … 1836, ohne Signatur. Mit Johann a Marenholte sen. kann wohl nur der Domherr und Senior des Domkapitels gemeint sein, da sein gleichnamiger Verwandter 1538 als Domdekan gestorben ist und zudem dessen Grabstätte in der Beschreibung des Doms des Domküsters Haber aus dem Jahre 1727 bzw. 1739 als im Chorumgang befindlich Erwähnung findet. Vgl. auch Nr. 107 Anm. 1 und Nr. 192.
  2. Im Plan des Kreuzganges ist in den Umriß des Epitaphs der Name des Verstorbenen eingezeichnet; vgl. Halberstadt, Domarchiv, Grundriß des Kreuzgangs nach Haber von Carl Elis … 1836, ohne Signatur.
  3. Geteilt, darin eine Rose, HZ: drei Straußenfedern zwischen je zwei Fasanenfedern; vgl. auch Siebmacher Han, S. 42 und Taf. 13; Adelslexikon Bd. 8, S. 261 f.; Kneschke Bd. 6, S. 132 f.; Ledebur Bd. 2, Sp. 78 f.
  4. Vgl. Thieme/Becker Bd. 36, S. 3; Lüer 1904, S. 445; zur Grabplatte des Ludwig von Britzke BKD, S. 303 sowie Nr. 225.
  5. Lentz 1749, S. 309; UB S. Bonifacii et S. Pauli, Register S. 584; BKD, S. 224; vgl. zum Geschlecht von Mahrenholtz und dem gleichnamigen Domdekan Nr. 178, 179, 192.

Nachweise

  1. Halberstadt, Domarchiv, Zeichnung von Johann Schäfer 1842, ohne Signatur.
  2. BKD, S. 303 (B).

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 222 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0022205.