Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 217 Dom, Depot 1576

Beschreibung

Altarleuchterpaar, Domschatz Inv. Nr. 333 a (I), 333 b (II);1) vormals auf dem liturgischen Altar.2) Metall, beide Leuchter von identischer Form. Auf sich in Stufen nach oben verjüngendem runden Fuß ein Schaft mit drei Nodi, der mittlere stärker, die beiden anderen mit einem aufgelegten Stab geschmückt; in der Mitte der sich stufenweise verbreiternden, runden Tropfschale ein eiserner Lichtdorn. Fuß und Tropfschale teils mehrfach profiliert. Auf der obersten Stufe des Fußes, auf einem durch vertiefte Linien angedeuteten Schriftband die Stifterinschriften des Domherrn Joachim von Werder an Inv. Nr. 333 a (A) und 333 b (B) einzeilig graviert.

Maße: I (Inv. Nr. 333 a): H. 37,9 cm, D. 22,9 cm, Dorn 15,8 cm, Bu. 0,6 cm; II (Inv. Nr. 333 b): H. 38,1 cm, D. 23,1 cm, Dorn 16,6 cm, Bu. 0,6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/1]

  1. A

    EX · DON(A)TIONEa) · R(EVEREN)DIb) · D(OMI)NI · IOACHIMI · DE · WERDER · CANONICI · A(NN)O · 76

  2. B

    EX · DONATIONEc) · R(EVEREN)DIb) · D(OMI)NI · IOACHIMI · DE · WERDER · CANONICI · A(NN)O · 76

Übersetzung:

A, B: Aus der Schenkung des ehrwürdigen Herrn Joachim von Werder, Kanonikers. Im Jahr 76.

Kommentar

Die einfache, in dünner Strichstärke gravierte, leicht schräggestellte Kapitalis weist trichterförmig verbreiterte Serifen an Schaft-, Balken- und Bogenenden auf. A findet sich nur in spitzer Form mit nach innen durchgebogenen Seitenschäften. Die Bogenenden des D reichen links über den Schaft hinaus. E zeigt einen stark verkürzten Mittelbalken. I ist meist nach rechts durchgebogen und mit einem i-Punkt versehen. N ist stets retrograd wiedergegeben. Die Cauda des R ist geschwungen.

Joachim von Werder wird in einer Urkunde im Jahr 1571 als Halberstädter Domherr genannt;3) in der Erneuerung dieser Urkunde im Jahr 1583 fehlt er,3) da er, wie aus dem Plan des Kreuzganges nach der Handzeichnung von Conrad Matthias Haber ersichtlich ist, im Jahr 1578 verstarb und im östlichen Kreuzgangflügel beerdigt wurde.4) Aus dem Testament des Domdekans Friedrich von Britzke (vgl. Nr. 215) war Joachim von Werder zusammen mit seinen beiden Brüdern noch im Jahr 1576 reichlich bedacht worden.5)

Textkritischer Apparat

  1. DONATIONE] Kürzungszeichen fehlt.
  2. REVERENDI] D verkleinert und hochgestellt.
  3. DONATIONE] A nachträglich zwischen N und T eingefügt.

Anmerkungen

  1. Siehe dazu: Nebe 1889/1890, S. 88; Hermes 1896, S. 93; BKD, S. 279.
  2. BKD, S. 279.
  3. Lünig, Spicilegium ecclesiasticum, Nr. LXXII S. 58 f.
  4. Halberstadt, Domarchiv, Grundriß des Kreuzgangs nach Haber von Carl Elis … 1836, ohne Signatur. Damit ist die Annahme Doerings, die Schenkung sei einhundert Jahre später vorgenommen worden, widerlegt; vgl. BKD, S. 279.
  5. Neumann 1900, S. 46.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 217 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0021704.