Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 195 Dom, Depot 2. V. 16. Jh.

Beschreibung

Kastendeckel, Domschatz Inv. Nr. 126;1) Holz, Tempera, kleinere Fehlstellen; querrechteckig. Vor einem Hintergrund aus Arkadenfenstern, die auf einen durch Grün und Blüten vorgestellten Garten hinausgehen, das Gastmahl des Pharisäers Simon mit der Fußwaschung Christi durch eine Sünderin; die Gastmahlsszene mit zwei zeittypisch gekleideten Pharisäern und Christus am Tisch sowie zwei das Mahl auftragenden Bedienten, zu Christi Füßen die Sünderin, die ihm mit ihren Tränen die Füße netzt und mit dem offenen, langen blonden Haar trocknet. Auf einem Schriftband über den zu Tisch Sitzenden, aufgemalt, die Paraphrase des Bibelwortes, schwarz auf Weiß.

Maße: H. 24,5 cm, B. 38,5 cm, T. 0,7 cm, Bu. 0,3 cm.

Schriftart(en): Schreibschrift kursiv.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/1]

  1. Simon ich hab dier einn ant/wurt zu gebenwer cristo glaubt vnd in liebt in disem lebendem werdent seine sind ouch vorgeben2)

Versmaß: Deutscher Reimvers.

Kommentar

Es handelt sich um eine kursive Schreibschrift, die nicht zu den spezifisch epigraphischen Schriften gehört. Sie scheint noch der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts anzugehören. Auch die dargestellte Kleidung verweist in dieses Jahrhundert.3) Welche Funktion der Kasten hatte, zu dem der abgelöste Deckel gehörte, ist nicht bekannt. Ebenso bleibt ungewiß, ob es sich um eine katholisch oder protestantisch beeinflußte Darstellung handelt. Eine lutherische Beeinflussung ist jedoch wahrscheinlicher.

Anmerkungen

  1. Nebe 1889/1890, S. 91; Hermes 1896, S. 135; BKD, S. 296 unter Nr. 125; Doering 1927, S. 61 unter Nr. 125.
  2. Nach Lk 7,36–50; Luther Heilige Schrifft Deudsch, S. 289 f.
  3. Vgl. Thiel 1973, S. 268–309. Siehe z. B. auch Katalog Berlin 1983, S. 259, C 59,1 das Bildnis des Hans Sachs von 1545 von Michael Ostendorfer.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 195 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0019501.