Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 167 Dom, Vierung 1510

Beschreibung

Standbild des hl. Sebastian; in etwa 300 cm Höhe am nordwestlichen Vierungspfeiler nach Süden; Sandstein, farbig gefaßt. Auf einer sechseckigen Fußplatte, die auf einem Konsolweibchen ruht, der Heilige mit einem Lendentuch bekleidet an einen Baum mit gestummelten Ästen gebunden, die Rechte über dem Kopf, die Linke an der Seite gefesselt, in den Wunden staken ehemals Eisenpfeile;1) an der Konsole ein beschädigtes Vollwappen; an der Plinthe erhaben ausgeführt und schwarz eingefärbt die Bitte um Fürbitte (A) – eine Fehlstelle ergänzt durch braun aufgemalte Buchstaben –, in der Kehle darunter in schwarzer Farbe die Jahreszahl (B).

Maße: H. ca. 200 cm (mit Konsole 255 cm), Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal in gotischer Majuskel (A).

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Unbekannt) [1/2]

  1. A

    O / hilge · merte/[rer Seba]stiane · bid / · god · vor · vn/s ·

  2. B

    · 1 · 5 · 1 · 0

Übersetzung:

O heiliger Märtyrer Sebastian, bitte Gott für uns.

Wappen:
Mahrenholtz2).

Kommentar

Während die erhaben gearbeiteten Buchstaben gleichmäßig sind, wirkt die aufgemalte Schrift an einem ausgebrochenen Stück sehr unruhig. Auffälligster Buchstabe ist das doppelstöckige a, dessen oberer Bogen im Gegensatz zu den übrigen Buchstaben gerundet ist. Sein linker Teil verläuft spitz geschwungen. Der Balken des e ist zu einem steil rechtsschräg verlaufenden Strich reduziert, der am unteren Ende nach rechts umgebogen ist. Auch hier ist im oberen Bogenabschnitt eine Neigung zur Rundung feststellbar. Das untere Bogenende des runden s ist gespalten. Als Worttrenner wurden Quadrangel verwendet. Die 1 wird jeweils mit einem Punkt versehen, als 5 wurde schon die rechtsgewendete Form benutzt.

Nach der Einschätzung von Giesau schuf derselbe Künstler, von dem auch die Katharinenskulptur des Langhauses herrührt, diese Figur.3) Als Stifter kommt ausweislich des Wappens ehestens der Halberstädter Domherr und spätere Domdekan Johannes von Mahrenholtz in Frage (vgl. Nr. 192).

Anmerkungen

  1. Hinz 1964, S. 69.
  2. Von Rot und Schwarz geteilt, darübergelegt eine silberne fünfblättrige Rose mit goldenem Butzen, HZ: fünf Straußenfedern schwarz–silber–rot–silber–schwarz. Vgl. Siebmacher Han, S. 12 mit Taf. 13.
  3. Giesau 1929, S. 45; zu Stil und Ikonographie siehe auch Hinz 1964, S. 69 f.; Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 69 f. Siehe auch DI 86 (Stadt Halberstadt), Nr. 69, 70, 75–78.

Nachweise

  1. Haber 1739, S. 47 f.
  2. Müller 1795, S. 161.
  3. Elis 1857, S. 96.
  4. Abb.: Hermes 1896, S. 52.
  5. Giesau 1929, S. 97.
  6. Sänger 1942, S. 78.
  7. Hinz 1964, S. 70 f.
  8. Flemming/Lehmann/Schubert 1990, Abb. 94.
  9. Der heilige Schatz 2008, Nr. 110 S. 364 f. mit Abb. (Anne Schaich).

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 167 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0016709.